Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Deutschland und Frankreich – Teil 3: Exkurs NS-Zeit

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Für die Nationalsozialisten war der Erste Weltkrieg ein zentraler Bezugspunkt für Politik und Erinnerungskultur. Nicht nur im Bezug auf die Revision des Versailler Vertrags, sondern auch ideologisch rückten der Mythos des Kriegserlebnisses und die Umdeutung von Krieg und Kriegstod als Opfer für die Gemeinschaft und Bedingung für den Erfolg und das Überleben des Volkes in den Mittelpunkt.

Entsprechend veränderte sich die offizielle Erinnerung an den Ersten Weltkrieg: Bereits 1934 wurde der ,,Volkstrauertag“ in ,,Heldengedenktag“ umgewandelt, zugleich wurden die Formen des Gedenkens vereinheitlicht. Die Inszenierung des Gedenkens an die Toten des Weltkriegs erfuhr eine Bedeutungsverschiebung von Trauer- zu Siegesfeiern.

So erklärte der „Bundesführer“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Siegfried Emmo Eulen, Ende 1933, da der Gedenktag „Volkstum und Volkskraft stärkt“ dürfe er kein Tag der Trauer bleiben, sondern müsse „ein Tag der Erhebung werden, ein Tag des Aufgehens der blutigen Saat“ (Zitat) werden. Hier findet sich auch das bereits im Beitrag zur Weimarer Republik erwähnte Motiv der Wiedergeburt.

Auch das Tannenberg-Denkmal wurde zum „Reichsehrenmal“ umgebaut. Die Nationalsozialisten verklärten Kampf und Opfer. Beschworen wurde die Bereitschaft, sich selbst zu „opfern“. Durch die Opferbereitschaft sollte sich das „Volk“, die „Rasse“ auszeichnen. Für die Masse der Verluste und die militärische Sinnlosigkeit schuf man so eine neue ideologische Legitimation, die den Kampf und möglichen Opfertod als Verpflichtung darstellte und mit der Entwertung des Einzelnen einherging. Die Bereitschaft zu Kampf und Tod „für das Vaterland wurde weder als bürgerliche noch als nationale Teilhabe am Gemeinwesen, sondern als Qualität der arischen Rasse und völkische Aufgabe inszeniert.“ (Zitat)

Ein lokales Beispiel aus Koblenz, das die veränderte Formensprache und Botschaft zeigt, ist das nach 1945 teilweise demontierte Denkmal für das Infanterie-Regiment „von Goeben“ Nr. 28 auf der Festung Ehrenbreitstein. Das genaue Jahr der Errichtung des Denkmals wird unterschiedlich angegeben. Die Gestaltung spricht allerdings für die Zeit nach 1933.

Update [7.7.2014]: Vielen Dank an Frau Weiß vom Stadtarchiv Koblenz, die darauf hinwies, dass das Denkmal auf der Festung Ehrenbreitstein am 16. Juni 1935 eingeweiht wurde.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:W-1R_-_Koblenz_%280RP%29,_InfRgt_28.jpg

Historische Postkarte. PD Wikimedia Commons, o.J.

März 1945. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1970-088-28 / U.S. Signal Corps / CC-BY-SA

März 1945. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1970-088-28 / U.S. Signal Corps / CC-BY-SA

Beitragsserie: Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Deutschland und Frankreich – Teil 1

Leicht überarbeiteter und gekürzter Vortragstext vom April in Koblenz

Wie der Titel bereits deutlich macht, geht es nicht darum, das Geschehen des Kriegs rekapitulieren, sondern einen Blick auf einige Aspekte der Erinnerung an den Krieg in Deutschland und Frankreich zu werfen. Dies geschieht in Form eines groben Überblicks in drei Schlaglichtern:

  1. unmittelbare Nachkriegszeit = 1920er Jahre, mit Ausblick auf die Veränderungen in der NS-Zeit
  2. Zweite Nachkriegszeit nach dem 2. Weltkrieg, 1950er/1960er Jahre (1964 = 50 Jahre nach Beginn)
  3. Heute = das Jahr 2014

1 Unmittelbare Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs: Denkmäler, Veteranentreffen & Alltagsgedenken

1.1. Frankreich

Angesichts des massenhaften Todes in der industrialisierten Kriegsmaschinerie des Ersten Weltkriegs mit zahllosen toten Soldaten, die nicht mehr identifizierbar waren, mussten und bisher ungekannten Anzahl von Kriegstoten (über 1,3 Millionen für Frankreich), mussten neue Formen der (nachträglichen) Legitimation des Kriegs und der Erinnerungskultur gefunden werden. Dies erfolgte mit der Erfindung des „Grabmals des unbekannten Soldaten“: zunächst in London, dann ein Jahr später in Paris das am Arc de Triomphe, das zum zweiten Jahrestag des Waffenstillstands, am 11. November 1920, eingeweiht wurde.

Provisorisches Beinhaus von Douaumont 1920-1927

Provisorisches Beinhaus von Douaumont 1920-1927

Gleichfalls 1920 wurde in Douaumont bei Verdun der Grundstein für einen neuen Bau gelegt. Dort hatte zunächst ein Provisorium bestanden. Für die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt, die in der Schlacht um Verdun gefallen sind, entstand nun eine „Knochenhalle“ (ossuaire) als Denkmal von bislang unbekannten Ausmaßen, die 1932 offiziell eingeweiht wurde. Vor dem Beinhaus befindet zusätzlich sich ein Friedhof mit 15.000 Gräbern französischer Soldaten.

In Frankreich entwickelte sich schnell neben den nationalen Erinnerungsorten auch eine lokale Erinnerungskultur an den großen Krieg. Denkmäler für Gefallene des Ersten Weltkriegs finden sich bis heute in fast jedem französischen Dorf. Anders als in Deutschland werden diese Denkmäler als Monuments aux morts (Denkmäler für die Toten) bezeichnet, während sich im Deutschen der Begriff „Kriegerdenkmal“ durchgesetzt hat, der allein auf die Kämpfer/Soldaten verweist, andere Tote allerdings begrifflich ausschließt. Eine Übersicht über die Monuments aux morts findet sich in dieser interaktiven Karte. Um sich einige Beispiele anzuschauen, bieten sich die Zusammenstellung von Fotos und Beschreibungen der Denkmäler an der Marne an.

Sollte die Organisation, Koordinierung und Freigabe der Denkmaliniativen zunächst auf nationaler Ebene geregelt werden, nahm man aufgrund der zahlreichen Anfragen schnell davon Abstand und übertrug die Aufgaben regionalen Autoritäten. So hatten einige wenige Vorgaben, wie z.B. die Inschrift „Mort(s) pour la France“ und das Anbringen von Namenstafeln für alle toten Soldaten der Gemeinde, bei allen Denkmalerrichtungen berücksichtigt zu werden, darüber hinaus waren aber unterschiedliche Gestaltungen möglich.

Schaut man sich beispielhaft die Denkmäler in der Region Champagne an, dann findet sich fast durchgehend in der Gestaltung eine Mischung aus Trauersymbolik mit Gefallenengedenken und Hinweisen auf Frankreich als Vaterland und den Sieg, der den betrauerten Tod letztlich mit Sinn erfüllt und überhöht. Als Standort wurde in der Regel ein zentraler Platz gewählt: vor dem Rathaus, vor der Kirche, der Schule oder auf dem Markplatz.

In Frankreich wurde dann der 11. November zum zentralen Gedenktag. Am Tag des Waffenstillstandes wurde an die Gefallenen des Krieges erinnert. Seit 1922 war der Tag Feiertag und hatte ein fest zeremonielles Gerüst, das aus einem Trauerzug, einer Rede des Bürgermeisters, Vorlesen der Namen der Gefallenen und anschließend Schweigeminute bestand. Anwesend waren sowohl Veteranen wie auch Schulkinder, was eine generations-übergreifende Erinnerung an die Kriegserfahrung sichern sollte.

Veränderungen erfuhren die Denkmäler und der Gedenktag durch die nachfolgenden Kriege. An vielen Kriegerdenkmälern wurden nach 1945 zusätzliche Tafeln mit den Namen der Toten der Gemeinde im Zweiten Weltkrieg angebracht. Am 11.11. wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend, besonders nach dem Tod der letzten Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs den Toten und Gefallenen aller Kriege gedacht. Seit 2011 schließt dieses Gedenken offiziell auch die französischen Opfer in Afghanistan mit ein.

Monument aux morts pacifiste d'Equeurdreville, 1932 eingeweiht, Foto: Auditus CC-BY-SA

Monument aux morts pacifiste d’Equeurdreville, Normandie, 1932 eingeweiht, Foto: Auditus CC-BY-SA.

Zwei Besonderheiten in Frankreich verdienen der Erwähnung, da es Vergleichbares meines Wissens in Deutschland aus dieser Zeit nicht gibt:

1) Einbeziehung von zivilen Elemente in das Gedenken und die Denkmalgestaltung mit trauernde Witwen und auch Darstellungen von Kindern (eine mir bekannte Ausnahme ist das „Kriegerehrenmal“ in Kröv an der Mosel von 1928)

2) Die Errichtung von Friedensmahnmalen: Diese haben im Französischen einen eigenen Namen: Monuments aux morts pacifistes und auch einen französischsprachigen Wikipedia-Artikel, der zahlreiche Friedensmahnmale aus unterschiedlichen Regionen Frankreichs jeweils mit Bildern aufführt. Typische Inschriften dieser Mahnmale sind in deutscher Übersetzung: „Krieg dem Krieg“, „Verflucht sei der Krieg“ oder „Frieden zwischen den Völkern“. Die ersten dieser Mahnungen an den Frieden stammen bereits aus den Jahren 1921 und 1922.

Mahnmale statt Denkmäler der Heldenverehrung waren mir für Deutschland bislang erst für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bekannt. Der französische Wikipedia-Artikel verweist allerdings auf ein Denkmal in Strümpfelbach bei Stuttgart, das bereits nach dem Ersten Weltkrieg mit der Inschrift „Nie wieder Krieg!“ entstanden ist. Die in der NS-Zeit entfernte Inschrift wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert.

Weiterlesen – Teil 2: Deutschland

Ruanda 1994-2014

Foto: I, Inisheer, CC-BY-SA 3.0

Foto: I, Inisheer, CC-BY-SA 3.0

Im April jährt sich der Genozid in Ruanda zum 20. Mal. Ruanda steht ganz im Zeichen der Erinnerung an den Genozid mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Initiativen, mit zum Teil auch internationaler Reichweite. Der offizielle Gedenktag in Ruanda ist der 7. April 2014.

In Deutschland hat die Erinnerung an den Genozid bislang in diesem Jahr kaum Aufmerksamkeit gefunden. Medial fokussiert wird in bisher unbekanntem Maße die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, auch andere “runde” Jahrestage im “Gedenkjahr” 2014 (u.a. 14 n.Chr., 714, 1714, 1814) treten dahinter weiter zurück.

Nicht nur als Partnerland von Rheinland-Pfalz, sondern auch im Hinblick auf Ursachen des Genozids, den gesellschaftlichen und politischen Umgang mit den Ereignissen sowie der Erinnerung an sie ist der Genozid in Ruanda ein relevantes Thema für den Geschichtsunterricht. Deshalb haben ich einige Online-Ressourcen zusammengestellt, um die Geschichte Ruandas und im besonderen die Erinnerung an den Genozid von 1994 im Geschichtsunterricht aufzugreifen.

Genocide Alert

http://www.genocide-alert.de/genozid-in-ruanda-zwanzig-jahre-danach/

Die Seite bietet zusammenfassende Informationen sowie Hinweis auf eine Veranstaltungsreihe in mehreren deutschen Städten mit Podiumsdiskussionen.

Von Genocide Alert gibt es auch ein Twitter-Projekt zur Erinnnerung an die Ereignisse 1994, das Tag für Tag 20 Jahre danach “Tagesnachrichten” sendet:

http://www.genocide-alert.de/genozid-in-ruanda-zwanzig-jahre-danach/twitter-timeline

Kwibuka20

Kwibuka bedeutet Erinnern auf Kinyarwanda. Unter dieser Bezeichnung firmiert das nationale Gedenken mit einer Vielzahl von Veranstaltungen, Aktionen und dem intensiven Einsatz von Social Media: http://www.kwibuka.rw

Auf Youtube findet sich ein Kurzfilm Kwibuka ‚Remember, Unite, Renew‘ http://www.youtube.com/watch?v=00x1L34wLF8

Die “Flamme der Erinnerung” wird zwischen Januar und April durch die 30 Bezirke des Landes getragen. U.a. auf Twitter und Facebook werden die Veranstaltungen in den verschiedenen Städten dokumentiert:

http://www.kwibuka.rw/events/events-listing/urumuri-rutazima-kwibuka-flame/

Homepage des Kigali Memorial Center http://www.kigaligenocidememorial.org

Les hommes debout / Upright men ist ein sehenswertes Kunstprojekt zur Erinnnerung an die Opfer des Genozids, das auf einer eigenen Homepage auf Englisch und Französisch dokumentiert ist:

http://www.uprightmen.org/

Arte hat weiterhin sein umfangreiches Dossier zum 15. Jahrestag online: http://www.arte.tv/de/2532286.html

In Ruanda ist die offizielle Bezeichnung der Genozid an den Tutsi, womit die Erinnerung an weitere Opfergruppen wie z.B. moderate Hutu ausgeblendet wird. Dagmar Dehner berichtet in einem “Ruanda-Tagebuch” aktuell für den Tagesspiegel mit einem kritischen Blick “vom richtigen und falschen Gedenken”:

http://www.tagesspiegel.de/politik/ruanda-tagebuch-2-vom-richtigen-und-falschen-gedenken/9435046.html

Hinweise zu Filmen über den Völkermord in Ruanda im Film finden sich in einem Beitrag auf “Lernen aus der Geschichte”: http://lernen-aus-der-geschichte.de/

Speziell zum Film „Hotel Ruanda“ bietet Amnesty ein kurze Handreichung mit Unterrichtsideen als PDF zum Download an: http://www2.amnesty.de/

Bereits von 2011 hat Julia Viebach für BpB über Ruanda für die BpB geschrieben:http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/68826/gedenken-an-genozid-in-ruanda-07-04-2010

Dort findet sich auch ein Beitrag von 2010 über das Gedenken an den Genozid in Ruanda: http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/68826/gedenken-an-genozid-in-ruanda-07-04-2010

Für eine tiefere historische Kontextualisierung und Ursachenforschung sollte auch die deutsche und später belgische Kolonialherrschaft bearbeitet werden. Im Hinblick auf den Genozid relevant ist die gegenseitige Wahrnehmung sowie insbesondere die durch die Kolonialmächte erfolgte und festgeschriebene Einteilung der Bevölkerung in Hutu und Tutsi.

Arbeitsblatt zur Ankunft der ersten Deutschen in Ruanda und der gegenseitigen Wahrnehmung

https://geschichtsunterricht.wordpress.com/2009/07/12/deutsche-kolonialherrschaft-in-ruanda/

Kurzer Überblick zur Genese und Entwicklung der Zuschreibungskonstruktion von Hutu und Tutsi von Johannes Scheu: http://www.exc16.de/cms/ruanda.html

Ausführlicher Simone Paulmichl (1998, PDF): http://www.gsi.uni-muenchen.de/forschung/forsch_zentr/forschung_3_welt/arbeitspapier/ap26.pdf

Hinweis: Webinar zur Erinnerungsbildung in der Migrationsgesellschaft

Unter dem Titel „Erinnerungsbildung in der Migrationsgesellschaft auf dem Hintergrund von Rassismus und Antisemitismus“ findet heute ein Web-Seminar mit Prof. Astrid Messerschmidt statt.

Die Migrationsgesellschaft bildet den allgemeinen Kontext, von dem aus Geschichte erinnert wird. Erinnerungsbildungsarbeit kann dazu beitragen, die NS-Geschichte nicht als Element nationaler Identität zu beanspruchen, sondern als Herausforderung, jede abstammungsbezogene Gemeinschaftsdefinition in Frage zu stellen.

Dieses Webinar bildet den Auftakt zu einer Reihe zum Themenbereich Diversity/ interkulturelles, historisches Lernen. Weitere Informationen zur Veranstaltung und zur notwendigen Technik: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/11252

Astrid Messerschmidt ist Professorin für Interkulturelle Pädagogik/Lebenslange Bildung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Moderiert wird die Online-Fortbildung von Birgit Marzinka und Alexander König.

HEUTE: 17. Juni 2013 um 17.00 Uhr

Link zum Webinar: https://webconf.vc.dfn.de/erinnersbildung/

Zeitzeugen: Methodik und Projektunterricht

sem@sSEM@S steht für Sharing European Memories at School: Die beteiligten Institutionen haben im Rahmen eines europäischen Projekts eine beispielhafte Unterrichtseinheit entwickelt, die methodisch Zeitzeugeninterviews und theoretisch erinnerungskulturelle Fragen, wie das Verhältnis von „Geschichte“ zu kommunikativem und kulturellem Gedächtnis, in den Mittelpunkt stellt. Daher eignet sich der Ansatz besonders für die Oberstufe.

Die vorgeschlagene Unterrichtsreihe besteht aus mehreren Modulen, die flexibel nach eigenen Bedürfnissen kombiniert werden können. Mit einem Leistungskurs arbeite ich gerade gemeinsam mit einer baskischen Partnerklasse nach diesem Modell vergleichend zu den 1950er und 1960er Jahren in Koblenz und San Sebastián/Donostia und möchte die Vorgehensweise und Vorschläge von Sem@s für die Unterrichtsgestaltung den mitlesenden Kollegen ausdrücklich ans Herz legen.

Durch Sem@s werden erprobte schöne, ebenso kreative wie motivierende Gestaltungsmöglichkeiten für den Geschichtsunterricht aufgezeigt, die die Zeitgeschichte und die Arbeit mit Zeitzeugen fokussieren und den Schülerinnen und Schülern individuelle Zugänge ermöglichen.

Kriegsgefangenenlager als Erinnerungsorte 2 – Lamsdorf/Łambinowice als Lernort

Łambinowice ist heute ein unscheinbarer Ort, der in der Woiewodschaft Opole liegt. Der deutsche Ortsname ist vielen bekannt und im Gedächtnis geblieben: Lamsdorf. Dort gab es seit dem deutsch-französischen Krieg wiederholt Kriegsgefangenen-, Arbeits- und Durchgangslager.

Mir sagte das nichts bis zur Studienfahrt vor zwei Wochen, auf der wir einen ganzen Tag in Łambinowice selbst sowie einen halben Tag im Kriegsgefangenen-Museum und -Archiv in Oppeln verbracht haben. Der Ort hat mich tief beeindruckt. Ich vermute, dass sowohl der historische Ort als auch sein didaktisches Potential bei deutschen Lehrkräften wenig bis gar nicht bekannt ist, deshalb möchte ich beides in diesem Blogbeitrag darstellen, in der Hoffnung den ein oder anderen vielleicht zur einer Fahrt dorthin motivieren zu können.

Die Geschichte eines Militärstandorts in Lamsdorf reicht bis in die preußische Zeit zurück: 1860 begannen die Planungen zur Einrichtung eines Truppenübungsplatzes wurde in der Nähe des Orts. Den Namen Lamsdorf erhielt der Truppenübungsplatz ab 1900. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde der Ort zum ersten Mal als Lager für französische Kriegsgefangene genutzt. Gräber der französischen Gefangenen finden sich noch auf dem alten Friedhof heute und sind die ältesten erhaltenen Überreste. Nach 1871 war der Ort wiederum Exerzier- und Übungsplatz. Zahlreiche Fotos und Postkarten dokumentieren diese Zeit und lassen sich gut im Unterricht einsetzen.

Im Ersten Weltkrieg erfolgte ein größerer Ausbau und wiederum eine Nutzung als Kriegsgefangenenlager. In Lamsdorf waren u.a. russische,

Gräber rumänischer Soldaten. Datierung des Krieges auf den Gedenkplaketten: 1916-1919

französische, britische, rumänische  und serbische Soldaten interniert. Über 7000 von ihnen starben durch Auszehrung und Unterernährung.

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Abtretung von Teilen Oberschlesiens an das wieder errichtete Polen richtete man im ehemaligen Kriegsgefangenlager ein Sammelzentrum für Aussiedler aus den nun polnischen Gebieten Oberschlesiens ein. Danach wurden während der Weimarer Republik hier Sportstätten und ein Stadion errichtet, die dann von den Nationalsozialisten in der Folge auch für die Neuorientierung der Sporterziehung zur Wehrertüchtigung von Schülern genutzt wurden. Spätestens ab dem 26. August 1939 wurden auf dem daneben weiter existierenden Militärgelände mit der Neueinrichtung eines Kriegsgefangenenlagers konkrete Kriegsvorbereitungen unternommen.

Zunächst war Lamsdorf ein Durchgangslager (DuLag) und wurde dann ab Mai 1940 mit dem Eintreffen britischer Gefangener zu den größten Stammlagern (StaLag) der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs. Im Lauf des Kriegs wurden hier fast alle Gegner Deutschlands interniert: u.a. Franzosen, US-Amerikaner, Griechen, Jugoslawen, Polen (besonders aus dem Warschauer Aufstand als über 6000 Aufständische nach Lamsdorf gebracht wurden) und vor allem Soldaten der Sowjetarmee.

Entsprechend der NS-Ideologie erfuhren die Gefangenen eine sehr unterschiedliche Behandlung. Die Soldaten der Sowjetunion waren in eigenem Lagerkomplex untergebracht und bildeten mit insgesamt rund 200.000 Gefangenen, von denen über 40.000 gestorben sind, die bei weitem größte Gruppe. Für sie wurden auch keine Einzel-, sondern nur noch Massengräber angelegt.

Im Januar erfolgte die Evakuation des Lagers mit Märschen ins Zentrum Deutschlands. Kranke und Schwache wurden im Lager zurück und sich  selbst überlassen. Mitte März befreite die Rote Armee die Gegend und damit auch das Lager.

Ab Juli 1945 bis zum Herbst 1946 wurde in der Nähe ein Arbeits- und „Umsiedlungs“-Lager für Schlesier aus den umliegenden Dörfern errichtet. In der Erinnerungsliteratur ist dieses auch als „Hölle von Lamsdorf“ (so der Titel des Buchs von Heinz Esser) bezeichnet. Man schätzt, dass ca. 1000-1500 Menschen in diesem Lager gestorben sind.

Heute befinden sich auf dem riesigen Gelände der verschiedenen Lager noch Überreste einzelner Baracken, zahlreiche Denk- und Mahnmäler aus unterschiedlichen Zeiten, ein Friedhof sowie ein Museum. In seiner Kontinuität dürfte der Ort einmalig sein. An der kurzen Zusammenfassung seiner Geschichte lässt sich erkennen, dass hier nicht nur deutsch-polnische, sondern wie in einem Brennglas 150 Jahre europäischer Geschichte anschaulich und erfahrbar werden.

Als Einstieg vor Ort oder im Klassenzimmer kann der im Januar 2012 sehr professionell und aufwändig erstellte Film zur Geschichte des Ortes dienen, der auf der DVD auch in einer deutschsprachigen Version verfügbar ist. Auf Youtube findet sich eine kurze Zusammenfassung auf Polnisch, die aber einen guten Eindruck des insgesamt etwa 20 Minuten langen Films vermittelt:

Die Wikipedia-Artikel sind noch etwas dürftig und in der deutschen Version fokussiert auf das Nachkriegslager. Als Einführungslektüre kann ich den Sammelband von Edmund Nowak empfehlen, der auch auf Deutsch vorliegt und der auch einige Statistiken und Fotos beinhaltet, mit denen im Unterricht gearbeitet werden kann:

Edmund Nowak (Hg.), Lager in Lamsdorf/Łambinowice (1870-1946), Opole 2009 (Polnische Originalversion 2006).

Das Museum in Łambinowice bietet ein pädagogisches Programm auch auf Deutsch an. Auch deutschsprachige Arbeitsmaterialien für Schülergruppen sind vor Ort verfügbar. In der Regel kommen Schülergruppen ab 15 Jahren sowie Studierende.

Die Ausstellung im Museum besteht aus drei Räumen, von denen der erste Anfang dieses Jahres komplett neu gestaltet wurde und das Thema Kriegsgefangenenschaft allgemein in den Blick nimmt.

Ein Eindruck der musealen Inszenierung des neu gestalteten ersten Raumes der Dauerausstellung.

Die Inszenierung ist auf den ersten Blick fesselnd. Die Kollegen der Studienfahrt fanden allerdings, dass die Texte zu den Objekten deutlich zu tief angebracht sind und durch die verschiedenen Multimediastationen und Videoinstallationen mit offener Lautsprecherbeschallung eine zu hohe Lautstärke ensteht.

Die beiden weiteren Räume sind der Geschichte der Lager in Lamsdorf sowie der Geschichte von Katyn gewidmet. Dieser Ausstellungsteil ist bereits einige Jahre alt und soll demnächst überarbeitet und ergänzt werden. So ist z.B. die Geschichte des Nachkriegslager zwar im Film aufgegriffen, in der Ausstellung aber noch ausgespart. Ein Denkmal wurde 1995, der Friedhof für die deutschen Nachkriegsopfer 2002 eingeweiht.

Interessant in diesem Zusammenhang, eventuell auch als Material für den Unterricht, sind ein Artikel im Spiegel zum zweiten Prozess gegen den polnischen Lagerkommandanten 2001 sowie eine Besprechung der FAZ zur 2004 erschienen deutschen Übersetzung des Buches zum System der Nachkriegslager im Oppelner Schlesien von Edmund Nowak.

Die Auseinandersetzung mit dem Ort Lamsdorf sollte auch die Geschichte und Gegenwart des (unterschiedlichen) Gedenkens mit umfassen. Die Ausstellung ist dazu noch nicht geeignet, die zahlreichen Denkmäler und Infotafeln auf dem Gelände sehr wohl. Auch die Eintragungen in den Gästebüchern können durchgesehen und thematisiert werden. So kommen z.B. viele Besucher auch aus Übersee, aus Australien oder den USA: Es sind die Enkel und Urenkel, der in den beiden Weltkriegen inhaftierten Soldaten und Offiziere, die über Familienerzählungen und Tagebücher ihrer Vorfahren den Wunsch entwickeln, diesen Ort zu besichtigen.

Zum offiziellen Gedenken fehlen noch Lernmaterialien. Am großen Ehrenmal finden mehrfach im Jahr Gedenkfeiern und Kranzniederlegungen statt. Allerdings noch nie von einer offiziellen sowjetischen oder russischen Delegation, auch hier sind es die Nachfahren der Kriegsgefangenen, die den Ort aufsuchen. Gefangenenahme im Krieg wurde in der Sowjetunion als Verrat betrachtet. Die verstorbenen Kriegsgefangenen waren folglich keine Helden, die überlebenden Heimkehrer waren starken Repressionen ausgesetzt, viele von ihnen kamen nach ihrer Kriegsgefangenenschaft in ein sowjetisches GuLag.

Ergänzend zu Łambinowice lohnt sich der Besuch im zentralen Kriegsgefangenenmuseum und -archiv in Oppeln. Um genau zu sein, ist das Museum weniger lohnenswert, wenn man bereits vor Ort in Łambinowice war. Die kleine Ausstellung richtet sich vor allem an jene, die nicht zum Lager selbst fahren. Was sich hingegen sehr lohnt, ist das Archiv. Auch hier gibt es ein eigenes archivpädagogisches Angebot. Das Archiv hat umfangreiche Bestände von Kriegsgefangenenakten mit einem Schwerpunkt im Zweiten Weltktrieg. Die Aktenbestände stammen nicht nur aus Lamsdorf. Ergänzt werden die überwiegend auf Deutsch verfassten Akten durch eine große Fotosammlung. Nach Anmeldung und Absprache mit den Pädagogen kann hier an Archivalien in Form von Geschichtswerkstätten sowohl mit deutschen wie auch mit deutsch-polnischen Gruppen hervorragend projektorientiert geforscht und gelernt werden.

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Kriegsgefangenenlager als Erinnerungs- und Lernorte 1

Zwei Wochen ist es mittlerweile her, aber die Zeit zum Schreiben ist leider nicht immer da. Als Fachberater war ich Teilnehmer einer Lehrer-Studienfahrt in die polnische Partnerregion von RLP: die Woiewodschaft Opole. Organisiert wurde die Fahrt vom Referat Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit dem Oppelner Bildungskuratorium. Eine solche mehrtägige Veranstaltung wird bereits seit einigen Jahren angeboten, in der Regel als gemeinsame Fahrt von deutschen und polnischen Lehrkräften zu Gedenkstätten in beiden Regionen mit dem Fokus darauf, wie man dort mit Schülern in Begegnungs- und Austauschmaßnahmen arbeiten kann.

Besonders beeindruckt hat mich das Museum, der Friedhof und die Gedenkstätten in Łambinowice /Lamsdorf. Das Potential dieses ebenso schrecklichen wie vermutlich einmaligen Ortes für historisches Lernen werde ich in den nächsten Tagen versuchen in einem zweiten Beitrag aufzuzeigen.

Ich muss zugeben, dass ich mich zuvor nie mit Kriegsgefangenenlagern auseinandergesetzt habe. Unter den Teilnehmern der Fahrt war auch das Ehepaar Spietz, das seit 25 Jahren mit viel Engagement und wenig Unterstützung ein kleines Museum zum Kriegsgefangenenlager der Alliierten im rheinland-pfälzischen Bretzenheim aufgebaut hat (zur Geschichte des Lagers siehe den Beitrag auf den Seiten des Landeshauptarchivs).

Das ist ein schwieriges Thema, an dem sich auch eine größere gesellschaftliche Debatte der letzten Jahre festmacht. Auf der Fahrt kam im Gespräch dann die fast schon zu erwartende Replik, dass die deutschen Kriegsgefangenen ihre Haft und die Bedingungen quasi „verdient“ gehabt hätten und sich das Gedenken nicht auf die Deutschen als Opfer fokussieren dürfe.

Was mir persönlich auf dieser Fahrt erst klar geworden ist: Ehemalige Kriegsgefangenenlager als Orte der Erinnerung dürfen nicht den rechten Parteien und Organisationen überlassen werden. Diese bemühen sich zunehmend darum, Kriegsgefangenenlager als vergessene Orte deutscher Geschichte zu vereinnahmen. Das wird in den Berichten des Ehepaar Spietz über die Besucher des Museums klar, zeigt sich aber auch z.B. in Remagen, wo auch in diesem Jahr am 24.11. wieder ein Neo-Naziaufmarsch geplant ist.

Wie einem Bericht der Rhein-Zeitung von letzter Woche zu entnehmen ist, gibt es bereits seit 2005 in Remagen, wo es neben der berühmten Brücke ein ehemaliges Kriegsgefangenenlager sowie einen Soldatenfriedhof gibt,  immer wieder rechte Demonstrationen.

Meiner Meinung reichen anlassbezogene Gegendemonstrationen nicht aus. Die alliierten Kriegsgefangenenlager müssen Thema der historisch-politischen Bildung werden. Das Feld darf nicht anderen überlassen werden, die sie für ihren revisionistischen Ziele missbrauchen.

Die Institutionen politischer Bildung müssen sich dieser Orte annehmen. Engagierte Einzelpersonen dürften damit in der Regel überfordert sein. Sie brauchen fachliche und organisatorische Unterstützung. Einen Auftakt in Rheinland-Pfalz hat die Landeszentrale für politische Bildung mit einer Fachtagung zum Thema im August gemacht.

Das Kreismedienzentrum Ahrweiler hat nun zum Kriegsgefangenenlager einen kurzen Info-Film produziert. Die Stimme aus dem Off erzählt für meinen Geschmack etwas anstrengend langsam und allzu moralisch mahnend. Als Geschichtslehrer hätte ich mir den Film informativer gewünscht. Nichtsdestotrotz ist der Film wichtig. Besonders um auch die historische Darstellung  des Themas auch im Netz zu besetzen. Der Film ist im Artikel der Rhein-Zeitung verlinkt, über Youtube verfügbar und sollte auch im Unterricht Verwendung finden.

Buch: Stadtführer Koblenz. Auf den Spuren des Nationalsozialismus

Am Freitag vor einer Woche öffentlich vorgestellt, liegt das dünne Büchlein nun auf meinem Tisch. Die Besprechung durch den Haushistoriker der Rhein-Zeitung war sehr positiv (nur in Printausausgabe). Die Kritik von Dietmar Bartz auf Archivalia hingegen anhand des PDF-Auszugs, der sich auf den Seiten des Stadtarchivs Koblenz findet, war ebenso prompt wie deutlich. Das machte natürlich neugierig.

Leider muss ich hier den Eindruck von Bartz bestätigen. Das Setzen von Anführungszeichen ist nicht immer nachvollziehbar und scheint teilweise eher zufällig erfolgt zu sein. Die Aufmachung des Bändchens (z.B. die Farbwahl des Covers) sowie besonders die Wahl der Überschriften hinterlassen einen in der Tat fragwürdigen Eindruck. Die Orte, die vorgestellt werden, sind natürlich nicht vollständig. Die getroffene Auswahl wird nicht begründet. Die Texte z.T., wie z.B. beim Reichsbankgebäude, eher anekdotisch. Es sind einige Artikel, die vor allem, wie Bartz schreibt, „kritikfreie allgemeine Organisationsgeschichte“ bzw. die Baugeschichte wiedergeben. Streit um das Gedenken, den Umgang mit dem baulichen Erbe der NS-Zeit sowie Kontinuitäten (vgl. Hakenkreuz-Ornamente am heutigen Bundesbankgebäude) bleiben unerwähnt.

Der Bereich der Erinnerungskultur findet auf immerhin vier Seiten Platz, ist aber nur mit einer Nummer versehen. Diese Nummer wurde auch für die Verzeichnung von fünf Gedenkstätten im Stadtplan gewählt. Welche Monumente im Stadplan verzeichnet wurden, warum diese und andere nicht, wird nicht erläutert. Nicht nur für Auswärtige dürfte bei 5x Nummer 30 im Stadtplan nicht immer klar sein, welcher Gedenkort sich dort jeweils befindet.

Die Fotos sind reine Illustration und teilweise in schlechter Qualität, gerade da, wo durchaus Alternativen zur Bebilderung bestanden hätten. Sie sind zudem so klein gedruckt, dass sie z.B. für Kopien zur Arbeit in der Schule nicht herangezogen werden können. Zu einigen Themen wurden alternative, m.E. wesentlich aussagekräftigere Bilder aus dem Landeshauptarchiv nicht berücksichtigt (z.B. zur Festung Ehrenbreitstein als Propagandaort). In der Literaturauswahl wurden online zugänglich Aufsätze nicht berücktsichtigt bzw. die URL nicht angegeben (siehe z.B. hier).

Insgesamt bietet das Heftchen eine dünne, wenig hilfreiche Zusammenstellung. Auch persönlich finde ich es schade, dass ein bereits zwei Jahre altes Online-Projekt, das sich vor allem an Schüler und Lehrer richtet, und mögliche Stadtrundgänge zum Thema auf Google Maps aufgearbeitet hat, keine Erwähnung findet, obwohl die Handreichung dazu auf den Seiten des Landeshauptarchivs veröffentlicht wurde. Der Anhang des Büchleins zum „Internet“ enthält genau zwei Verweise: auf eine zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht online verfügbare Dissertation einer der beiden Autorinnen sowie zur Seite des Fördervereins Mahnmal e.V.

Eine Zusammenarbeit von Schule und Archiv wäre möglich und sinnvoll gewesen, um z.B. in Kooperation mit Schülern eine Erweiterung der bestehenden Google Maps-Karte vorzunehmen, aber man hat sich vermutlich sehr bewusst für eine exklusive, insgesamt aber leider wenig gelungene Publikation im Print entschieden.

Video: Fußballer in Auschwitz

Das Museum der Gedenkstätte Auschwitz hat heute über seine Social Media-Kanäle das oben stehende Video verbreitet. Ich finde es, ehrlich gesagt, etwas seltsam. Nun klar dass man als Institution den Besuch der bekannten Sportler auch nutzen möchte, aber irgendwie wirken die zusammengeschnippelten Statements in dem Video für mich wie die Auszüge aus „Interviews“ mit Spielern direkt nach einem Match – also weitgehend nichtssagend. Ich habe kurz überlegt, ob man den Film für den Unterricht nutzen kann. Ich denke eher nicht. Allenfalls als Einstieg in eine Diskussion über den Umgang mit der Erinnerung an den Holocaust heute – der Besuch der deutschen Nationalmannschaft war in den Medien kontrovers diskutiert. Zusammen mit den entsprechenden Zeitungsartikeln könnte der Film dann einen ganz guten Ausgangspunkt für diese grundlegendere Fragestellung sein. Interessant und ebenso kontrovers hierzu, soweit sprachlich zugänglich, sind auch die Kommentare der Facebook-Nutzer unter dem Video.

Podcastreihe zu Veränderungen der Erinnerungskultur

In der Hörsaal-Sendereihe von DRadio Wissen läuft diese Woche eine sehr interessante Reihe über die Veränderungen der Erinnerungskultur.

Der erste Vortrag lief bereits am Montag und stammt von Frank van Vree. Unter dem Titel „Die Ästhetik des Schreckens – Aspekte und Probleme einer Visualisierungsgeschichte“ beschäftigt er sich mit der Geschichte der Darstellung des Holocausts in Literatur, Film und Fernsehen. Der Vortrag ist eine Aufzeichnung von einer Konferenz des Goethe-Instituts Paris zum Thema „Mediale Transformationen des Holocaust“ vom 29. Juni 2011.

Der zweite Vortrag beschäftigt sich speziell mit dem Einfluss der „neuen“ Medien auf die Erinnerungskultur. Thomas Weber referiert unter de Fragestellung „Wie werden wir uns erinnern? – Zum fortgesetzten Wandel von Erinnerung an den Holocaust in Film, Fernsehen und im WWW“. Der Vortrag ist gleichfalls eine Aufzeichnung von der oben genannten Tagung in Paris vom 30. Juni 2011.

Alle gelaufenen sowie die noch folgenden Beiträge lassen sich auf den Seiten von DRadio Wissen direkt anhören oder herunterladen.