Rezensionslink: Empirische Rekonstruktion von Kompetenzen

Offensichtlich ein lesenswertes Buch und ein wichtiger Beitrag zur Kompetenzdebatte:

Martens, Matthias: Implizites Wissen und kompetentes Handeln. Die empirische Rekonstruktion von Kompetenzen historischen Verstehens im Umgang mit Darstellungen von Geschichte (= Beihefte zur Zeitschrift für Geschichtsdidaktik). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010. ISBN 978-389971-596-5; 371 S.; EUR 53,90.

Rezensiert auf h-soz-kult von Simone Rauthe. Habe ich mir direkt mal zum Lesen bestellt.

 

Digitale Werkzeuge für Einsteiger: das Taccle-Handbuch

Wer es noch nicht hatte, sollte es sich holen: Das Taccle-Handbuch gibt es zum Download hier. Taccle steht für Teachers‘ Aids on Creating Content for Learning Environments. Das Buch bietet einen leicht verständliche Einführung in das große Feld des e-learnings, der Arbeit mit Lernplattformen sowie einen guten Überblick über die wichtigsten Online-Werkzeuge wie Weblogs, Wikis oder Video-Sharing, stets mit Blick auf die Möglichkeiten des unterrichtlichen Einsatzes. Das Buch gibt es in mehreren Sprachen, u.a. auf Deutsch. Für den Download ist die vorherige Anmeldung auf der Seite nötig. Es besteht zudem die Möglichkeit, sich auch kostenlos ein Druckexemplar schicken möchte.

Für Einsteiger 1: Foren

Eine Forums-Funktion findet sich standardmäßig in allen mir bekannten Lernplattformen wie z.B. moodle, lo-net2 oder eTwinning, die als virtuelle Klassenräume in der Schule genutzt werden können. Es ist ein sehr einfaches Werkzeug, daher nur von begrenztem Nutzen, aber m.E. sehr gut für den Einstieg geeignet.

Ein Forum ist eine Art „Schwarzes Brett“, an das Nachrichten „geheftet“ werden können. Foren funktionieren asynchron, d.h. man muss nicht zeitgleich online sein, sondern kann zeitversetzt arbeiten. Die eingestellten Fragen und Nachrichten bleiben erhalten, sind jederzeit einsehbar und können ergänzt oder beantwortet werden.

In der Regel sind die Nachrichten für alle Mitglieder sichtbar. Die Lese- und Schreibrechte, wer Nachrichten hinterlassen darf oder nicht, sind individuell einstellbar. Kann nur die Lehrkraft schreiben, dient das Forum der Weitergabe von Informationen an alle. Vorteil gegenüber der E-Mail ist, dass die Nachricht mit Datum aushängt und niemand behaupten kann, er habe sie nicht erhalten. Gibt man an alle Schreibrechte, lässt sich ein Forumvielfältig im Unterricht nutzen, was ich an einigen Beispielen aufzeigen möchte.

Die Anwendung ist ähnlich wie die meisten anderen Werkzeugen (digital oder nicht) an sich nicht fachspezifisch bestimmt, sondern allgemein für jeden Fachunterricht gültig. Fachspezifisch sind dann jeweils die Inhalte, mit denen gearbeitet wird.

Zur Vorbereitung von Klassenarbeiten, Klausuren, Abiturprüfungen sowie zur gegenseitigen Unterstüzung z.B. bei den Hausaufgaben können Schüler gemeinsam mit der Lehrkraft ein Forum gut nutzen. Die Schüler können Fragen einstellen, die von ihren Mitschülern oder der Lehrkraft beantwortet werden. Alle Fragen und Antworten sind jederzeit für alle Teilnehmer lesbar, so dass niemand benachteiligt wird und alle von den Fragen und Antworten profitieren und lernen können.

Zum Einstieg in einer Unterrichtsreihe kann ein Forum sinnvoll eingesetzt werden: Ausgehend von einer Einstiegsfrage schreiben die Schüler ihre Antworten ins Forum und nehmen idealerweise in ihren Antworten bezug auf vorgehende Antworten ihrer Mitschüler. Diese Methode  des Foreneinsatzes wird an Universitäten häufig zur Vor- oder Nachbereitungs von Seminarsitzungen verwendet. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass das Verfahren nicht zu oft und allzu mechanisch angewandt wird.

In meinem eigenen Unterricht habe ich so den Einstieg in eine Unterrichtsreihe über den 1. Weltkrieg mit einer französischen Partnerklasse gestaltet. Ausgehend von der Frage: „Welche Bedeutung hat der 1. Weltkrieg heute für dich, in deinem Land?“ haben die Schüler aus Deutschland und Frankreich ihre Antworten ins Forum geschrieben. Der Unterschied der Erinnerungskulturen der beiden Länder („la grande guerre“, Armistice de 1918), auf den wir Lehrer abgezielt hatten, kam leider nicht durch, da auch die französischen Schüler sagten, dass der 1. Weltkrieg kaum noch eine Bedeutung für sie oder ihr Land habe. Auch das fanden wir eine interessante Erkenntnis. Durch die Zusammenarbeit von zwei Oberstufenkursen hatten wir allerdings fast 50 schreibende Schüler, so dass am Ende die Beiträge sich sehr stark wiederholten und unübersichtlich wurden. Hier kann es sinnvoll sein, dass die Schüler einen Beitrag in Kleingruppen vorbereiten und erstellen, um die Anzahl der Einträge zu reduzieren. Die Vorbereitung in Kleingruppen kann einigen (gerade schwächeren) Schülern helfen, die Frage und ihre Antwort im Dialog mit ihren Mitschülern stärker zu durchdenken.

Mit einer anderen Form des Forumeinsatzes im Unterricht – gleichfalls zum Einstieg, diesmal als Epocheneinstieg in die Frühe Neuzeit – habe ich im Unterricht gute Erfahrungen gemacht. Die Schüler hatten den Auftrag, sich die Seiten von pastperfect anzuschauen und dort ein wenig herumzustöbern. Während der Unterrichtsstunde sollten sie eine inhaltliche Frage im Forum selber stellen und mindestens eine Frage ihrer Mitschüler beantworten. Dadurch dass die Fragen und Antworten stehen bleiben, lässt sich die Mitarbeit in solchen Stunden hervorragend evaluieren und gegebenenfalls auch in Mitarbeitsnoten umsetzen. Zudem erreicht man auf diese Weise eine Beteiligung aller (!) Schüler am Unterricht, der sich sogar noch individuell an den Interessen der Lernenden ausrichtet. Die Seiten von pastperfect mit ihrer assoziativen Hypertextstruktur sind für diese Herangehensweise besonders geeignet.

 

 

Die genannten Beispiele sind hoffentlich anregend, aber sicher keine umfassende Auflistung der Einsatzmöglichkeiten von Foren im Unterricht. Deshalb die Bitte weitere Anregungen und Ideen, eigene Unterrichtserfahrungen über die Kommentarfunktion zu ergänzen.

 

Unterrichtseinheit: die Paulskirche live

Ein Vorschlag für eine Unterrichtseinheit zur Paulskirche mit wiki, Twitter und Blog ist gerade bei lehrer-online erschienen.

Die Unterrichtseinheit beschreibt den Versuch, vor allem twitter und einen Blog in einen quellenorientierten Geschichtsunterricht einzubauen. Angeregt wurde der Unterrichtsversuch durch das Projekt twhistory, das auch schon an anderer Stelle in diesem Blog beschrieben wurde.

Eine Kurzbeschreibung des Projekts auf Deutsch, Englisch und Polnisch findet sich auch in der Projektgalerie auf scholar-online.

Ich würde mich über Reaktionen, Kommentare, Anregungen und Kritik, andere Erfahrungen mit diesen Werkzeugen im Unterricht freuen.

Digitale Werkzeuge für Einsteiger

Das Plädoyer von Thomas Spahn für eine fachdidaktische Perspektive aus dem letzten Newsletter des Webportals Lernen-aus-der-Geschichte möchte ich an dieser Stelle gerne aufgreifen. Spahn stellt fest, dass es weitgehend noch an „didaktische[n] und methodische[n] Konzepte[n]“ fehlt, digitale „Medien sinnvoll in ihrem Fachunterricht zu integrieren“.

Bestätigt wird dies auch in meiner Arbeit als regionaler Koordinator im Landesprogramm Medienkompetenz macht Schule. Selbst viele Kollegen, die die Medienarbeit an ihrer Schule voran bringen wollen, kennen auch  vermeintlich gängige Werkzeuge und Anwendungen nicht oder fragen sich nach allgemeinen Einführungen, wie sie diese sinnvoll in ihrem Fachunterricht einsetzen können.

In loser Folge möchte ich in den nächsten Wochen hier im Blog Ideen für den fachspezifischen Einsatz digitalen Medien zusammentragen und eigene Erfahrungen weitergeben, um so hoffentlich dem ein oder anderen Kollegen Anregungen für den Einstieg in die Arbeit mit diesen digitalen Werkzeugen zu geben.

Durchs Abi googlen?

Interessanter Artikel in der Süddeutschen vom Montag: In Dänemark werden nun allgemein Computer und Internetzugang bei den Abiturprüfungen zugelassen. Damit soll in den Schulen der Weg Richtung Gesellschaft beschritten werden: Nicht mehr auswendig gelerntes Wissen reproduzieren, sondern Informations- und Präsentationskompetenz sind gefragt. Ein kritisch, reflektierter Umgang mit den Informationsmöglichkeiten soll so eingeübt werden, so wie sie vermutlich in Studium und am Arbeitsplatz auch benötigt werden. Ob man hierzulande auch verstehen wird, dass das kein weniger an Lernen, sondern schlicht ein anderes Lernen ist?  Bin gespannt, ob der  europaweit einmalige Vorstoß Nachahmer finden wird… vorstellen kann ich mir das in Deutschland auf jeden Fall noch nicht. Es sind ja nicht nur die Prüfungen andere, auch der Unterricht muss dementsprechend angepasst werden: „Das Einordnen, Gewichten und Beurteilen von Informationen soll mehr ins Zentrum rücken.“ Auf jeden Fall mutig und spannend weiterzuverfolgen.

Übrigens mindestens ebenso interessant ist die Frage, wie sich die im Artikel angesprochenden Probleme mit den erweiterterten Mogelmöglichkeiten in den Griff bekommen lassen. Mit einer Mischung aus Vertrauen und Technik?  Die Worte des Profs aus Aalborg klingen nach einer sehr pragmatisch realistischen Haltung: Gepfuscht wird immer. Stimmt wohl… 😉

Lesetipp Newsletter: Lernen aus der Geschichte

Der aktuelle Newsletter des Portals Lernen-aus-der-Geschichte widmet sich in seiner heutigen Ausgabe dem Schwerpunkt: Lernen mit digitalen Medien (pdf).

U.a. enthält der Newsletter einen lesenswerten Überblick von Thomas Spahn zu „Schule digital, Geschichtsunterricht digital? Ein Plädoyer für eine fachdidaktische Perspektive“, ein Debattenbeitrag zu „Erinnerungskulturen online“ von Dörte Hein sowie ein Hinweis zur „Arbeit mit Videointerviews in der Schule“ aus dem Projekt „Zeugen der Shoah“ in Berlin und Brandenburg.

An dieser Stelle dann auch gleich ein Dankeschön an die Redakteure für den sehr wohlwollenden Hinweis auf diesen Blog 😉

web 2.0 vs Lernplattformen?

In den letzten Tagen ist an verschiedenen Orten das Verhältnis von offenem web 2.0 und geschlossenen Lernplattformen diskutiert worden. Michael Kerres bezeichnet Lernmanagementsysteme (LMS) als isolierte „Insel“ im Ozean des Internets, die oft ein „Datengrab […] ohne Leben“ blieben.  Das kann ich aus persönlicher Erfahrung  aus der Arbeit mit Lernplattformen in der Schule bestätigen. Peter Baumgartner hingegen betont die „Aktivitäten der Lernenden“ und stellt ihre persönliche Vernetzung (entgegen der rein inhaltlichen durch Links) heraus. Baumgartner sieht einen wesentlichen Unterschied zwischen öffentlicher und privater Sphäre und macht darauf aufmerksam, dass es für das Lernen allgemein „geschützte Räume“ brauche.

In der Tat ist es zu abzuwägen, inwieweit der Einsatz von LMS Möglichkeiten und Entwicklungspotentiale des web 2.0 einschränken. Für die Schule scheint es mir jedoch wichtig, auch auf die pädagogischen und rechtlichen Aspekte  (in der Arbeit mit i.d.R. Minderjährigen) sowie auf den Rahmen hinzuweisen, in dem schulisches Lernen stattfindet.  Eltern aber auch die Kollegen an den Schulen sehen aufgeschreckt durch Medienberichte zur Zeit oft stärker die Gefahren des Netzes als die Chancen, die mit dem Lernen mit und im Internet verbunden sind. Daher ist das Angebot von sicheren und werbefreien Lernräumen für Schulen ganz wichtig.

Idealerweise bieten LMS die Möglichkeit der kontrollierten netzweiten Veröffentlichung bestimmter Bereiche oder (urheber-)rechtlich unbedenklicher Arbeitsergebnisse, wie dies z.B. bei der europäischen Lernplattform eTwinning gegeben ist.  Die Veröffentlichung bietet zudem die Chance am konkreten Beispiel, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwendung von Bildern und Texten zu thematisieren. Ein grundlegender, aber recht neuer Lernbereich für die Schule, der bislang noch keinen festen Platz gefunden hat.

Die Arbeit für eine größere Öffentlichkeit als die eigene Klasse oder den eigenen Kurs (oder im schlimmsten Fall und für Schüler unverständlich für den Lehrer) ist enorm motivierend. Das gilt für die Erarbeitung von Ausstellungen innerhalb der Schule genauso wie für die Präsentation von Ergebnisse im Internet. Gesteigert kann diese Motivation zusätzlich, wenn tatsächlich auch Rückmeldungen zur eigenen Arbeit kommen und man sieht, dass die Veröffentlichungen wahrgenommen werden. Jeder Blogschreiber kennt das 😉

Insofern würde ich aus schulischer Sicht keine Gegenüberstellung von LMS und web 2.0 sehen, sondern neben dem Hinweis auf rechtliche Aspekte die sich ergänzenden Funktionen für den Einsatz im Unterricht betonen.

wikipedia & google in der Schule

Für mich war es neu: wikimedia bietet für Schulen sogenannte „wikipedia-Aktionstage“ an. Schüler soll in 3-4 Unterrichtsstunden grundlegende Kenntnisse im Umgang mit wikipedia ermittelt werden, außerdem ist ein „Lehrermodul“ vorgesehen. Aufgrund der Zugriffszahlen hier im Blog auf andere Artikel zum Thema lässt sich sehen, dass wikipedia im (Geschichts-)Unterricht ein wichtiges Thema ist. Ich hab selbst noch keine Erfahrung, finde aber, das Angebot klingt interessant. In der Ausgabe 2/2009 von Computer und Unterricht findet sich ein überaus positiver Erfahrungsbericht. Den Artikel gibt es hier im pdf-Format zum Download.
Gibt es andere Erfahrungen mit dem Angebot von wikimedia? Hat jemand Einführungen/Schulungen in die Arbeit mit wikipedia an seiner Schule entwickelt, die gut funktioniert haben?
Update:  Gerade kam über twitter der Hinweis (@web20classroom) der Hinweis auf ein Angebot von google: fertige Unterrichtseinheiten und Präsentationen (auf Englisch) zu den verschiedenen Funktionen und zur Arbeit mit der google-Suche. Scheint mir auf den ersten Blick etwas kleinschrittig, aber es ist sicher eine gute Basis, um davon ausgehend, eigene Unterrichtseinheiten zur Internetrecherche mit google zu basteln.
Wer auf google lieber ganz verzichten möchte, sei auf den Artikel „Suchen im Internet ohne google“ verwiesen.