Anbei nur eine kleine Beobachtung aus dem laufenden Unterricht: Die Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse hatten letzte Woche den Auftrag, zur römischen Geschichte allgemein und zur Rheinland-Pfalz und Koblenz speziell Internetseiten zu suchen und auf der gemeinsamen Lernplattform abzuspeichern. Weitere Vorgaben habe ich absichtlich nicht gemacht. Wir hatten im Vorfeld auch nicht über Suchstrategien oder Qualitätsmerkmale von Internetseiten gesprochen. Ich wollte mal sehen, welche Seiten von den Lernenden gefunden und für so gut befunden werden, dass sie für alle gespeichert und bereitgestellt werden.
Das Ergebnis ist – für die meisten Leser – vermutlich wenig überraschend: (Fast) Alle Links führten zur Wikipedia. Es gab nur zwei Ausnahmen: Eine Diskussion auf gutefrage.net sowie ein Link zur Seite roemische-kaiser.
Das heißt auch (vielleicht gerade?) jüngere Schüler greifen zunächst, vor allem und oft offensichtlich auch ausschließlich auf die Wikipedia als Nachschlage- und Recherchewerk zurück. Dass viele Artikel dabei viel zu detailliert und komplex und dadurch für viele Schüler weitgehend unverständlich sind, ist nur eines der Probleme.
Für jüngere Schüler besonders geeignete Seiten, wie z.B. Planet Wissen oder Was ist was? werden gar nicht „gefunden“ bzw. aufgerufen und benutzt.
Die Konsequenzen sind nicht neu, die Beobachtung bestätigt eher bereits Bekanntes: (Geschichts-) Lehrer dürfen nicht von einem naiven Begriff von „digital natives“ ausgehen, sondern müssen altersgerechte Alternativen zur Information im Netz aufzeigen. Die Schülerinnen und Schüler müssen das Recherchieren im Internet lernen ebenso wie den Umgang mit der Wikipedia (Reichweite, Grenzen, Hilfen). Fachspezifische Zugänge müssen dabei berücksichtigt. Nicht zuletzt deshalb muss dies Teil des Fachunterrichts sein.
Das schrittweise Erlernen von „Informationskompetenz“ muss möglichst früh ansetzen und darf nicht nur an einen Kurs zur informationstechnischen Grundbildung, der vielleicht auch erst in der Klasse 8 oder 9 erfolgt, abgegeben werden, sondern gehört integrativ, in einem spiralförmigen Aufbau mit Wiederholungen und Vertiefungen als Querschnittsaufgabe in alle Fächer.