Publikationshinweis: Interaktive Whiteboards im Unterricht

Cover IWB Unterricht

Nach langer Vorarbeit ist das Heft nun endlich erschienen. Gemeinsam mit Alexander König und Michael Gros habe ich das Heft „Interaktive Whiteboards im Unterricht richtig einsetzen. Anregungen und Beispiele für die Praxis“ herausgegeben, das jetzt im Friedrich-Verlag erschienen ist.

Bei der Konzeption des Hefts ging es uns nicht um eine neue Lobpreisung des vermeintlichen Wunderwerkzeugs „IWB“. Ein IWB macht noch keinen besseren Unterricht, auch nicht zwei oder drei. Es geht um Didaktik und Methodik, nicht Technik. Deshalb haben wir versucht, einen praxisnahen Ansatz zu wählen, der beispielhaft an ausgewählten Aktivitäten aufzeigt, in welcher Phase des Unterrichts ein IWB sinnvoll eingesetzt und auch der medienintegrative Mehrwert der Technik genutzt werden kann.

Die Beiträge des Hefts sind weder fach- noch schulspezifisch, sondern decken ein möglichst ein weites Spektrum an. Die vorgestellten Aktivitäten sind zudem so ausgewählt, dass sie mit leichten Modifikationen auch für die Arbeit in anderen Altersstufen oder Schulformen angepasst werden können. Nichtsdestotrotz finden unter den Unterrichtsbeispielen einige aus den Fächern Geschichte, Politik bzw. Gesellschaftslehre (Inhaltsverzeichnis als PDF).

Holger Meeh schreibt über die Möglichkeiten Orte und Begriffe geografisch zuzuordnen, Manuel Altenkirch über die Arbeit mit Musikdateien am Beispiel der Marseillaise sowie über Transkriptions- und Leseübungen in Sütterlin-Schrift. Christiane Bolte-Costabiei und Thomas Spahn haben zwei Beiträge zur Arbeit mit Videos beigesteuert, wovon einer sich mit dem 17. Juni 1953 befasst. Darüber hinaus gibt es u.a. auch noch Anregungen zur Erstellung von Verfassungsschemata oder historischen (Audio-) Stadtrundgängen.

Unterrichtsideen mit dem Interaktiven Whiteboard zum 1. Weltkrieg

Für die am Montag und Dienstag in Mainz stattfindende Lehrerfortbildung zum „Ersten Weltkrieg in der Erinnerungskultur“ stelle ich die Folien zu meinem Beitrag schon mal vorab hier zur Diskussion.

P.S. Zum Thema gerade noch über einen Kommentar bei Public History Weekly ein Tondokument von Karl Kraus aus dem Jahr 1921 entdeckt, das sich im Unterricht auch gut als Einstieg in das Thema „Erinnerungskultur“ oder zur abschließenden Diskussion eignet.

Textversion des Vortrags: 8 Thesen zum Arbeiten mit interaktiven Whiteboards im Geschichtsunterricht

Die ausgearbeitete Version des Vortrags stelle ich nun hiermit online und zur Diskussion. Gerade neu entdeckt habe ich Crocodoc und möchte das gleich mal ausprobieren. Die Webanwendung bietet die Möglichkeit das Dokument direkt zu kommentieren. Wen das Thema interessiert, ist herzlich eingeladen, Feedback zu geben.

Download des Artikels als PDF-Dokument

Die Folien zum Vortrag

Zitationsweise:

Daniel Bernsen (2012),  8 Thesen zum Arbeiten mit interaktiven Whiteboards im Geschichtsunterricht, online: 21. Juni 2012, https://geschichtsunterricht.wordpress.com/wp-content/uploads/2012/06/bernsen-8-thesen-zum-arbeiten-mit-interaktiven-whiteboards-im-geschichtsunterricht.pdf

8 Thesen zum Arbeiten mit Interaktiven Whiteboards im Geschichtsunterricht

Morgen findet in Mainz die Fortbildung „Der Einsatz des interaktiven (?!) Whiteboards im Geschichtsunterricht“ statt. Dort halte ich einen kurzen, halbstündigen Impulsvortrag, der interaktive Whiteboards aus einer allgemein- und dann speziell auch fachdidaktischen Perspektive in den Fokus nehmen soll. Meine Gedanken dazu habe ich in 8 Thesen gepackt, die ich hier gerne zur Diskussion stellen möchte. Nicht alles ist neu, vor allem nicht für jene, die sich auch im Bereich der Mediendidaktik umschauen. Für Geschichtslehrkräfte, die sich bisher vielleicht weniger mit den Boards auseinandergesetzt haben, halte ich diese grundlegenden Punkte trotzdem für wichtig. In der Summe können die Thesen vielleicht auch erste Orientierungen bieten, um zu beschreiben, was „guten“ Unterricht mit interaktiven Whiteboards ausmacht.

  1. Es kommt nicht auf die Technik, sondern auf den didaktisch und methodisch geplanten Einsatz des Boards und seiner Software an.
  2. Medienintegration ist der hauptsächliche Mehrwert bei der Arbeit mit interaktiven Whiteboards im Unterricht.
  3. Interaktive Whiteboards sind eine notwendige Ergänzung für die Arbeit mit digitalen Medien im Unterricht.
  4. Es gilt das „Primat der Didaktik“: Nicht die Medien bestimmen die Inhalte, sondern die Inhalte (inkl. Lernziele und Kompetenzen) bestimmen die Mediennutzung.
  5. Das IWB ist genauso wie die Kreidetafel in allen Phasen des Unterrichts und für alle Aktivitäten historischen Lernens einsetzbar.
  6. Die analytische Trennung von medialer Form und Inhalt verändert die Gestaltung von Geschichtsunterricht auf methodischer Ebene.
  7. Die Nutzung von interaktiven Whiteboards erweitert die im Unterricht sinnvoll nutzbaren medialen Formen und ermöglicht die Einbindung von aktuellen Zeugnissen der Geschichtskultur.
  8. Quellen und Darstellungen in digitaler Form vereinfachen die Durchführung von schüler- und produktorientierten Lernformen.

Frisch aus der Druckerpresse: Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts

Im März ist das neue Handbuch in zwei Bänden erschienen. Das Werk soll auf „Grundlage des plausibel gemachten narrativistischen Paradigmas“ (Barricelli/Lücke, Bd. 1, S. 12) Geschichtsunterricht für das 21. Jahrhundert beschreiben und das mehrfach aufgelegte Handbuch der Geschichtsdidaktik ablösen. Die Herausgeber definieren dabei die Aufgabe der Sammelbände nicht im Abdruck von „wohlfeilen Rezepten für einen ‚erprobten‘ Geschichtsunterricht“, sondern das Ziel sei „das besonnene Vor- und Nach-Denken von Praxis.“ (beide S. 13)

Gemäß des Titels und Schwerpunkt dieses Blogs habe ich bislang nur einen schnellen Blick in das sechste Kapitel „Medien des historischen Lernens“, das sich im zweiten Band befindet, geworfen. Auf einen einleitenden Artikel von Michael Sauer folgen Beiträge zu Text- und Bildquellen, digitalen Medien und Filmen. Auf eine gelungene Systematik zu „Medien“ im Geschichtsunterricht muss man weiterhin warten. Vielmehr gibt es zwischen den Beiträgen einige Überschneidungen.

Nach der Kritik am „Handbuch Medien im Geschichtsunterricht“, das bei der Überarbeitung die mediale Entwicklung der letzten 10 Jahre völlig verschlafen oder ignoriert hatte, stellte sich mir die Frage, wie dies im neuen Handbuch aussehen würde.

Digitale Medien sind ja ausdrücklich erwähnt und haben gar einen eigenen Beitrag erhalten. Positiv zu erwähnen ist, dass u.a. Blogs und interaktive Tafeln Aufnahme in den Artikel gefunden haben. Inhaltlich ist der Beitrag jedoch enttäuschend. Waldemar Grosch verweist mehrfach auf seine Beiträge zu Schulbüchern der Zukunft und Computern im Geschichtsunterricht von 2001 resp. 2002. Grundlegende neuere Veröffentlichungen zum Thema lässt er aber außen vor.

Ich möchte das hier gar nicht in der Breite diskutieren und stattdessen exemplarisch nur zwei Zitate herausgreifen, die die Ausrichtung des Beitrags gut auf den Punkt bringen. So hat Grosche für das Thema „Blogs und virtuelle Hefte genau zwölf Zeilen übrig, deren Hauptbotschaft ist:

Abgesehen davon, dass Eselsohren und Fettflecke oder unordentlich eingeklebte oder überstehende Arbeitsblätter so vermieden werden können, kommt das Schreiben mit der Tastatur den Gewohnheiten der ‚Digital natives‘ entgegen. (S. 137)

Für interaktive Whiteboards, die er unter dem Titel „Smartboards“ behandelt (das ist so wie „Tempos“ für „Taschentücher – umgangssprachlich ok, aber in einer wissenschaftlichen Publikation?), sind ein paar Zeilen übrig, die in folgenden Satz münden:

Besonders schwer wiegt aber die Tatsache, dass ein solches Gerät letztlich für ‚Präsentationen‘ konzipiert, also einen lehrerzentrierten Unterricht fördert. (S. 137)

Ja, genau, deshalb sind in den letzten Jahren auch überall in den Schulen die Kreidetafeln zusammen mit den Overheadprojektoren eingemottet worden… Auch der Rest der Darstellung ist in Auswahl und Inhalt zwar weiter als das Handbuch Medien von 2010, aber nichtsdestotrotz um Jahre hinter der aktuellen mediendidaktischen Diskussion, die sich anzuschauen in diesem Bereich publizierenden Fachdidaktikern dringend empfohlen sei.

Resümee: Es bewegt sich etwas, aber langsam. Oder anders ausgedrückt: Es ist schade, wieder wurde eine Chance verpasst. Diesmal nicht mit einer Überarbeitung, sondern in einer komplett neuen Publikation. Der Blick zu den Nachbardisziplinen lohnt sich: Die Politikdidaktik z.B. ist hier wesentlich weiter.

Mal schauen, wie lange es dauert, bis sich die Geschichtsdidaktik ernsthaft mit der Digitalisierung auseinandersetzt. Aber Barricelli und Lücke schreiben es bereits zur Einleitung im allerersten Satz:

Geschichtsunterricht war wohl noch nie, seit es ihn gibt, zeitgemäß. (S. 9)

Link- und Literaturliste: Interaktive Whiteboards im Geschichtsunterricht

In Vorbereitung auf die Fortbildung „Der Einsatz des interaktiven Whiteboards im Geschichtsunterricht“ am 19.06. in Mainz für die Kolleginnen und Kollegen der beiden Schulaufsichtsbezirke Mainz und Koblenz habe ich angefangen eine Link- und Literaturliste zusammenzustellen.

Die Liste ist als Google Doc angelegt und kann frei eingesehen, korrigiert und ergänzt werden. Bisher habe ich nicht viel zum Thema zusammentragen können. Ehrlich gesagt ist die Liste noch dünner, als ich gedacht hätte. Das ein oder andere werde ich sicher übersehen haben und bin dankbar für entsprechende Hinweise. Hier scheint es nichtsdestotrotz aus fachdidaktischer Sicht noch einen (großen) Nachholbedarf zu geben.

Material fürs IWB: Anne Franks Geschichte

Das Anne Frank Zentrum hat schönes Material für die Arbeit mit interaktiven Whiteboards erarbeitet und stellt dieses kostenlos als Download auf seiner Seite zur Verfügung. Es ist sowohl für Windows als auch Mac verfügbar.

Das Material besteht im Wesentlichen aus kurzen Filmen sowie Zuordnungsübungen von Bildern auf Zeitleisten. Nichts Revolutionäres, aber das Material ist ansprechend gestaltet, kein reines Gymnasialmaterial, sondern auch für Lerngruppen anderer Schulformen geeignet. Interessant scheint mir auch der Einsatz nicht nur am Board, sondern an Computern mit Kopfhörer, wo die Schülerinnen und Schüler alleine oder zu zweit arbeiten können.

Auch in anderen Fächern wie Deutsch, Religion oder Ethik lässt sich das Material gut zum Anfang einer Unterrichtsteihe einsetzen. Hilfreich für Lehrkräfte ist auch die beigegebene Handreichung im PDF-Format, die gleichfalls mit dem Materialpaket heruntergeladen wird.

via @Lernen aus der Geschichte

„Forschung“ zu interaktiven Whiteboards im Unterricht

Im November fand an der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung der Goethe-Universität Frankfurt eine Tagung zu interaktiven Whiteboards im Unterricht statt. Die Vorträge sind alle in einem eigenen Youtube-Kanal dokumentiert. Ich habe mir nur das folgende Video angeschaut. Es ist also durchaus möglich, dass sich dort noch interessante, weiterführende Vorträge finden. Was ich allerdings hier gesehen habe, finde ich reichlich daneben.

In dem Vortrag stellen vier Fachdidaktiker aus verschiedenen Fächern (u.a. auch Geschichte, Status: Post Doc) ein gemeinsames Forschungsprojekt zu interaktiven Whiteboards im Unterricht vor anhand eines fächerübergreifenden Planspiels. Allerdings findet sich weder im Ansatz noch in den präsentierten Ergebnissen findet sich eine fachdidaktische Fragestellung (das mag auch in der Auswahl für die Vorstellung auf der allgemeinen IWB-Tagung begründet liegen).

Das Setting der als praxisnah behaupteten Untersuchung geht völlig an der Schulwirklichkeit vorbei (Schülerkleingruppen mit eigenen IWBs in eigenen Räumen, zusätzlich zu den vier wissenschafltichen Leitern 7 (!) Hilfskräfte zur Betreuung der Technik).

Sieht man mal davon ab und wirft nur einen Blick auf die (vorläufigen) Ergebnisse, wird es nicht besser: Die Videobeobachtungen der Gruppenarbeit, die Relationen zwischen Leitungsfunktion in Gruppen, der Motivation und einzelnen Rollen der Gruppenmitglieder bzw. Funktionen im Arbeitsprozess ausmacht usw. – das alles kann auch in Gruppenarbeit ohne digitale Medien, an einer Kreidetafel oder der gemeinsamen Arbeit an einem Plakat beobachtet werden.  Reflektiert wird das nicht. Nichts daran ist spezifisch für die Arbeit mit IWBs.  Sogar die Aussagen speziell zum Einsatz der Whiteboards sind schlicht banal: IWBs eignen sich besonders gut, wenn es um Visualisierung geht… nein, echt jetzt?

Eine fundierte fachdidaktische Auseinandersetzung mit IWB im (Geschichts-) Unterricht steht weiter aus und man darf darauf  gespannt sein.

Arbeiten mit dem interaktiven Whiteboard – Analyse von drei Unterrichtsbeispielen

Mit etwas Verspätung hat Lehrer-Online gestern ein Dossier mit drei neuen Unterrichtseinheiten zum Mauerbau veröffentlicht. Das Thema ist für den Unterricht auch unabhängig vom Jahrestag des Mauerbaus aktuell, aber nicht nur deshalb lohnt der Blick. Der Schwerpunkt der drei Unterrichtseinheiten, eine davon stammt auch von mir, liegt auf dem Einsatz des Interaktiven Whiteboards, dazu gibt es insgesamt immer mehr Ideen und Beispiele, speziell für den Geschichtsunterricht allerdings weiterhin nur wenig. Deshalb lohnt es sich einmal hinzuschauen, wie in den Entwürfen das IWB eingesetzt werden soll.

1) Die Geschichte der Mauer – unsere Geschichte

In dieser Unterrichtseinheit wird zunächst eine Powerpoint-Präsentation auf dem IWB gezeigt, die ein Bild sowie mehrere Statistiken sowie für den zweiten Teil ein Video und zwei Karten umfasst. In einer Arbeitsphase sollen die Schüler nach einer kurzen Recherche in maximal 10 Minuten in Kleingruppen mit Handykameras nachgespielte Interviews zu den Gründen für die Ausreise aus der DDR aufnehmen. Einige der fiktiven „Zeitzeugen“-Interviews sollen dann auf dem Board für die ganze Klasse gezeigt werden.

2) Der Bau der Berliner Mauer im August 1961

Für den Einstieg werden auf dem interaktiven Whiteboard Fotos und ein Video gezeigt. Es dient darüber hinaus zur Vorstellung der Arbeitsaufträge, der Ergebnissicherung u.a. des Tafelbildes zur Fragensammlung sowie für die Präsentationen der Kleingruppen.

3) Mauerbau: Drei Perspektiven

Erste Stunde: Zum Einstieg wird das interaktive Whiteboard als Projektionsfläche für einen kurzen Film genutzt. Später zur Präsentation der von den Schülern erstellen Visualisierung der statistischen Zahlen.

Zweite Stunde: Projektion von zwei Fotos zum Einstieg als Redenanlass zur Wiederholung.

Dritte Stunde: Einstieg mit Vergleich und Analyse von zwei Fotos am IWB.  Für die Sek I: Schüler wählen im Internet Fotos aus und ergänzen diese um Denk- oder Sprechblasen mit Hilfe der Whiteboard-Software. Für die Sek II: Schüler nutzen die Whiteboard-Software zur Visualisierung von Fotoanalyse und Quellenkritik. Die Ergebnisse können jeweils auf dem IWB vorne projiziert werden.

Was bleibt, wenn man sich diese drei Einheiten, die gezielt den Einsatz des IWBs im Geschichtsunterricht aufnehmen sollten, vergleicht? Zusammenfassend könnte man sagen: Eine Tafel ist eine Tafel ist eine Tafel… und eben kein Wunderding oder irgendeine Form von Abhilfe gegen schlechten Unterricht. In allen drei Einheiten wird das interaktive Whiteboard zur Präsentation von Inhalten (Fotos, Videos, Statistiken) sowie von Schülerergebnissen (Videos, Tafelbild, Fotos etc.) verwendet. Daraus muss nicht zwangsläufig eine Rückkehr zum Frontalunterricht erfolgen, wie es oft in Argumentation gegen die Boards heißt.

Tatsächlich zeigen alle drei Beispiele, wie im Geschichtsunterricht sinnvoll handlungs- und produktorientiert,  kooperativ bzw. kollaborativ mit digitalen Medien gearbeitet werden kann. Vorteil gegenüber der Kreidetafel ist die  einfache Einbindung unterschiedlichster multimedialer Inhalte sowohl für den Input als auch für die Be-/Erarbeitung durch die Lernenden. Für die Projektionen, die in den Unterrichtseinheiten vorgesehen sind, würde allerdings (mit Ausnahme des „Tafelanschriebs“ in Beispiel 2 sowie der Bildanalyse und -bearbeitung  in Beispiel 3) auch ein Computer mit Beamer ausreichen. Das Potential der interaktiven Whiteboards und ihrer Software wird (noch?) nicht ausgeschöpft.

Interaktive Whiteboards im Geschichtsunterricht – eine Zwischenbilanz 2

Es hat jetzt doch viel länger seit dem ersten Teil gedauert als gedacht, aber hier nun der angekündigte zweite Teil.

Die Überlegungen im ersten Beitrag zu interaktiven Whiteboards im Unterricht waren wenig fachspezifisch. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich. Wenn man kurz darüber nachdenkt, dann ist auch das Know-How für den Einsatz eines OHP oder Videorekorders nicht fachspezifisch, sondern zunächst technisch. So ist das auch mit den IWBs. Die technische Handhabung kommt vor der fachdidaktischen Reflektion und bildet deren Vorausetzung.

Fachlich wird der Einsatz durch die Inhalte und/oder die daran zu schulenden Kompetenzen.  Interaktive Whiteboards ermöglichen „die Präsentation vorbereiteter oder sich im Unterricht entwickelnder medialer Lerninhalte, die elektronisch aufbewahrt, wieder verwendet und sogar den Schülerinnen und Schülern elektronisch zur Verfügung gestellt werden können.“ (Ergänzung eEduaction Berlin Masterplan). Wichtiger jedoch als die Technik ist das didaktische und methodische Setting. Nur weil es technisch z.B.  möglich ist, Tafelbilder abzuspeichern und den Schüler digital zur Verfügung zu stellen,  heißt das nicht, dass dies auch immer sinnvoll ist (siehe dazu auch hier).

Wie im ersten Teil bereits angedeutet, liegt m.E. neben der erhöhten Anschaulichkeit und der medienintegrativen Arbeit mit den Tafel in Frontalphasen, wie  Einstieg und Ergebnissicherung, ein möglicher Vorteil für den Unterricht im Einsatz der dazugehörigen Software, was allerdings neben einer Tafel zusätzlich eine entsprechende Ausstattung mit Computern oder Laptops in zumindest halber Klassenstärke nötig macht.

Es können interaktive, also bewegliche und veränderbare, Arbeitsblätter erstellt werden, die zunächst einen höheren Aufwand für den Lehrer in der Herstellung bedeuten. Deswegen werden Austauschbörsen für die Materialien umso wichtiger. Diese können aber dann in der Folge leichter weitergegeben, adaptiert und für den Unterricht in einer anderen Klassenstufe oder in der Übernahme des Materials von Kollegen angepasst werden.

Die Ausgabe der Software an die Schülerinnen und Schüler sowie die Verfügbarkeit auf allen Rechnern in der Schule garantiert zudem ein Austauschformat für die erstellten Dokumente innerhalb der Schulgemeinschaft. Zusätzlich, und das ist in meinen Augen wesentlich, ermöglicht die Arbeit mit der Software statt der befürchteten Rückkehr zu mehr Frontalunterricht eine Verstärkung der Individualisierung und Handlungsorientierung.

Für den Einstieg, um über die Nutzung als reine Schreibtafel und  Bild-/Videoprojektionsfläche hinauszugehen, bietet es sich an, mit Formen zu beginnen, die man bisher auch schon mit Papier , Folien oder Moosgummi ein- und umgesetzt hat. Die Schülerinnen und Schüler können z.B.

  • Texte in Schaubilder, Schemata bzw. „Info-Blätter“ umsetzen
  • Elemente Verfassungs- oder Bündnisseschmeta ergänzen, zuordnen oder diese ganz selbst erstellen
  • Informationen sammeln und z.B. in Form einer Mindmap visualisieren
  • die Software zur Unterstützung ihrer Referate einsetzen, die dann auch einfach multimediale und interaktive Elemente enthalten können/sollten.

Die Vorteile gegenüber der Arbeit mit Stift und Papier sind die leichtere Präsentation der Ergebnisse im Plenum sowie die Weitergabe (z.B. das Bereitstellen guter Ergebnisse für alle Schüler über eine Lernplattform oder das pädagogische Netzwerk) innerhalb der Klasse bzw. des Kurses und damit das gemeinsame langfristige Sichern und Sammeln von selbst erstellten Lernmaterialien.

Außerdem lassen geschichtskulturelle Zeugnisse, die heute nur selten in der Reinform „Text“ vorliegen, sondern in der Regel selbst multimedial sind, über die Boards besser in den Unterricht einbinden, analysieren oder auch selbst herstellen. Mit den interaktiven Whiteboards und ihrer Software erhalten Lehrkräfte und Lernende die notwendigen digitalen Werkzeuge zur Konstruktion und Dekonstruktion geschichtskultureller Produkte.

Festzuhalten bleibt als Fazit dieser Zwischenbilanz: Das fachdidaktische Moment liegt nicht im Medium selbst, sondern in dessen Einsatz und sinnvoller Verknüpfung mit Inhalten und Methoden des Geschichtsunterrichts.