Spielerisch Geschichte erzählen – ein Spiel zur Förderung narrativer Kompetenz im Geschichtsunterricht

Über ein Jahr intensive Arbeit und Testen in verschiedenen Klassen und Kursen steckt hinter dem folgenden Unterrichtskonzept. Basierend auf einer Idee von Ronald Hild haben wir ein Spiel zur Förderung des Erzählens im Geschichtsunterricht entwickelt. Das Spiel haben wir „Textura“ getauft, weil beim Spielen ein dichtes Netz, eine Art Erzähl-Gewebe entsteht. Textura hat einen modularen Aufbau und ist in mehreren Varianten vielseitig einsetzbar sowohl zum Einstieg in ein neues Thema, zur Texterschließung wie auch zur Wiederholung und Übung am Ende einer Unterrichtseinheit. Das vollständige Konzept findet sich hier zum Download als PDF-Datei.

Beispielhaft stellen wir die Inhalts- und Verknüpfungskarten zum Thema „Herrschaft im Mittelalter“ zur Verfügung. Wer mag kann sich die Materialien runterladen und im Unterricht ausprobieren:

Die Verknüpfungen können einfach ausgedruckt, kopiert und ausgeschnitten werden. Die Inhaltskarten müssen einmal gefaltet und zusammengeklebt werden, so dass auf der Vorderseite der Begriff und ein Bild, auf der Rückseite die passenden Infos zu sehen sind.

Das Beispiel zeigt das Potential von Textura, zugleich aber auch die Grenzen der Arbeit mit gemeinfreien bzw. CC-lizensierten Materialien. Die ausgewählten Symbole und Bilder sind in Teilen nicht ideal. Einige würden wir anders gestalten – wenn wir könnten, aber dazu bräuchten wir die Zusammenarbeit mit einem Illustrator bzw. mit einem Verlag, um die Materialien nicht improvisieren zu müssen, sondern um sie optimal gestalten zu können.

Anleitungen als Kopiervorlage für die Schülerinnen und Schüler zu zwei Spielvarianten können gleichfalls heruntergeladen werden:

Trotz der genannten Einschränkungen hat das Spiel beim Einsatz im Geschichtsunterricht überzeugt. Die Schülerinnen und Schüler waren begeistert und auf Lehrerseite stärkt das Spiel die Diagnostik, weil an den Diskussionen im Spiel und den mündlichen Erzählungen mit Hilfe der Karten sehr schnell deutlich wird, welche Inhalte und Zusammenhänge noch nicht ganz oder gar nicht verstanden wurden.

Deshalb stellen wir das Konzept und die beispielhaften Materialien gerne zur Verfügung und würden uns über Rückmeldungen freuen, um das Konzept auf breiterer empirischer Grundlage weiterentwickeln zu können.

Zu einzelnen weiteren Epochen haben wir bereits Kartensätze ausgearbeitet, die wir auf Anfrage auch gerne weitergeben.

10 Gedanken zu „Spielerisch Geschichte erzählen – ein Spiel zur Förderung narrativer Kompetenz im Geschichtsunterricht

  1. Sehr geehrter Herr Bernsen,
    Ich bin gerade auf Ihr Konzept gestoßen. Für mich als Referendarin, die auf der Suche nach einem Hausarbeitsthema ist, erscheint mir Ihr Ansatz eines narrativen-spielerischen Unterrichts geradezu ideal.
    Gerne würde ich im Rahmen meiner Hausarbeit weitere Karten ausarbeiten, z.B. zum Themenfeld “Mittelalterliche Lebenswelten“ oder ähnliches und im Unterricht zum Einsatz kommen lassen.
    Vielleicht können Sie mir eine Email zukommen lassen, ob Sie daran auch Interesse hätten.
    Herzlicher Gruß,
    Yvonne Klaschka
    (yvonne.klaschka@web.de)

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  2. Hallo Herr Bernsen –
    in meinem Ruhestand hat es sich irgendwie ergeben, dass ich Stadtführerin in Andernach geworden bin – und da finde ich das Kartenspiel zum Mittelalter toll, wenn ich auf Rundgängen durch die Stadt wichtige Daten und Ereignisse knapp darstellen und irgendwie immer in eine erzählte Geschichte einbetten muss. Auch für eine eventuelle neu zu entwickelnde Stadtführung „Geschichte für Kinder erzählt“ wären die Karten schöne Ausgangspunkte und Möglichkeiten für Aktivitäten – alles noch auszudenken, aber tolle Hilfen fürs Weiterspinnen und Ausprobieren!! Kompliment, herzlichen Glückwunsch und weiterhin gutes Arbeiten – zum Glück so in der Nähe! Vielleicht ja auch mal was zusammen hier??
    Claudia Schittek

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    • Hallo Frau Schittek,

      vielen Dank für die nette Rückmeldung. Das freut mich sehr! Spielerisch die Geschichte der Stadt Andernach entdecken – ob nun als Gruppenaktivität in der Stadt oder als Brettspiel – das wäre spannend zu entwickeln, vielleicht gibts ja die Möglichkeit mit Stadtarchiv oder Stadtmuseum oder dem Tourismusbüro gemeinsam etwas zu erarbeiten? Ich komme dann gerne von Plaidt mal eben rüber 😉

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  3. Pingback: Textura: neue Inhaltskarten | Medien im Geschichtsunterricht

  4. Lieber Daniel, lieber Ronald,
    im Anschluss an unser kurzes Gespräch auf Twitter letzte Woche, möchte ich gern die dort angesprochenen Punkte im Zusammenhang mit Eurem Spiel kurz kommentieren.
    1. Problematik OER
    2. Verwendung von Bildern in Eurem Spiel
    3. Was leistet Textura eigentlich i.S. historischen Lernens
    1. Zum Thema OER stößt an Grenzen
    Daniel, du hast von den Grenzen von OER gesprochen im Zusammenhang mit der Erstellung und v.a. Illustration Eures Spiels. Hier kann ich aus meiner Erfahrung mit der Idee von oer.uni-leipzig.de nur zustimmen. Einige tolle Konzepte (auch Spiele) von Studierenden liegen schon seit geraumer Zeit in der Schublade und gehen nicht online. Und das einzig aus dem Grund, weil die von den Studierenden verwendeten Materialien/ Quellen nicht allesamt frei lizenziert sind. Ein öffentliches Teilen ist also nicht bzw. nur nach aufwändiger Nachbereitung (Suche von alternativen Abbildungen etc.) möglich.
    Problematisch ist, dass methodisch-didaktische Überlegungen beim Anspruch öffentlicher Verwendbarkeit immer wieder von einem Primat des Urheberrechts eingeschränkt werden. Es ist also nicht nur für Euch schwierig, beide Zielstellungen (a) durchdachte Methodik und b) OER) in Einklang zu bringen. Gerade für Lehramtsstudierende, die v.a. zunächst didaktische Grundlagen kennenlernen und erproben sollen, wirkt der Anspruch diese als OER zu konzipieren eher hemmend. Erschwerend kommt hinzu, dass Fragen des Urheberrechts anderweitig im Lehramtsstudium gar nicht oder viel zu wenig thematisiert werden.
    2. Zur Thematik der Bilder
    Bei der Kennzeichnung von Bildern auf den Spielkarte sind wir uns einig über die Wichtigkeit, Lernende für die Differenz von Quelle und Darstellung zu sensibilisieren. Dieser Aspekt tangiert die Erkenntnis, Geschichte als Konstrukt zu begreifen etc. Geschichtsdidaktisch ist es für Euer Spiel also ein sehr bedeutsames Qualitätskriterium, ob den Schülern eine historische Einordnung des abgebildeten Gegenstandes/ Ereignisses/ Person etc. ermöglicht wird. Vorschlagen würde ich als Minimalvariante (weil Platz ja rar ist auf den Karten), dass genau benannt wird, WAS abgebildet ist und WANN der dargestellte Sachverhalt/ Quelle entstanden ist.
    Zum Thema Illustrationen auf den Spielkarten würde ich aus meiner Sicht für das Spiel auf Zeichnungen eines Illustrators verzichten und den mühsamen Weg der Suche nach historischen Abbildungen weiter beschreiten. Hierfür sprechen m.E. zwei Punkte:
    a) Eine Illustration wäre eine weitere, neue, zusätzliche Darstellung, die von SuS als solche erkannt werden muss/sollte. Eine Illustration z. Bsp. zur historischen Person Bismarck ist eben etwas anderes als ein historisches Gemälde. Genauer: Solltet Ihr Illustrationen verwenden, tangiert das die Herausforderung für SuS zw. real und fiktiv (Wirklichkeitsbewusstsein) zu unterscheiden. Das kann man machen, ist ja auch Ziel im GU – müsste aber im/vor dem Spiel an irgendeiner Stelle thematisiert werden. Das würde dann m.E. nach aber das Spiel sprengen.
    b) Auch wenn nicht immer Quellen abgebildet werden können, so ermöglichen Bilder von Quellen oder eben von Darstellungen (siehe reenactment zum Begriff LEGION) doch eine Begegnung mit Ausschnitten aus dem Universum des Historischen (-> Wahrnehmungskompetenz). Illustrationen leisten dies aus meiner Sicht kaum bzw. müssten wiederum erst einmal dekonstruiert werden.
    3. Warum Textura im Unterricht
    Ronald hatte die Vermittlung von Wissen in einem Tweet benannt, ist dann recht schnell zurückgerudert. Dem würde ich zustimmen. M.E. nach sollte Sachkompetenz bereits vorhanden sein, bevor man Euer Spiel einsetzt. Im Falle von Textura zielt das Spiel, wie Ihr richtig benannt hattet, auf die Förderung von Narrationskompetenz – Schüler entwickeln eigene Erzählungen zum historischen Sachverhalt. Dies bedarf vorheriger Kenntnisse, da andernfalls Narrative produziert werden, die historisch nicht korrekt bzw. triftig sind.
    Ein weiteres durchaus legitimes Ziel kann die Wiederholung/ Festigung im Unterricht sein.
    Soweit meine Gedanken zu Textura.
    Ich freue mich, dass Ronald Hild das Spiel in Leipzig vorstellen und diskutieren wird.
    Liebe Grüße
    Anja


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