5. Bloggeburtstag

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Am 12. Juli 2009, also morgen vor fünf Jahren, habe ich dieses Blog eröffnet und den ersten Beitrag geschrieben. Geburtstage und Jahrestage sind immer ein Anlass, um zurückzuschauen, Bilanz zu ziehen, Statistiken zu wälzen. Statistiken liefert einem WordPress jede Menge. Ein kleiner Auszug als Blick hinter die Kulissen:

Dieser Beitrag ist (zufällig genau) der 600. in diesem Blog, d.h. ca. 120 Beiträge pro Jahr oder anders formuliert alle drei Tage ein Beitrag. Seit 2009 gab es insgesamt mehr als 200.000 Zugriffe. Akismet hat dieses Blog vor bislang 14.907 Spam-Kommentaren bewahrt. Zugelassene und freigeschaltete Kommentare finden sich 823. Die am meisten angeklickten Beiträge über die ganzen fünf Jahre sind:

Unterrichtseinheit: Karl der Große – Teil 1
Unterrichtseinheit: Karl der Große – Teil 2
Ist die Erde rund? Über den Wandel des Weltbildes
Bismarcks Bündnissystem
Asterix und die Heeresreform des Marius
Der Teppich von Bayeux als Animationsvideo
ZDF-Serie “Die Deutschen” im Geschichtsunterricht?

Aus meiner Sicht sind das nicht die besten Beiträge. Die Liste zeigt meines Erachtens vielmehr: Gesucht werden online Unterrichtsmaterialien. Didaktische und methodische Fragen und Diskussionen werden weit weniger gelesen. Bei der Frequenz der Kommentare ist es genau umgekehrt. Eine Schlussfolgerung könnte sein: Wer viele Besucher und Zugriffe haben will, sollte Unterrichtsmaterialien veröffentlichen.

Kuriosum am Rande: Der in der Statistik von WordPress noch aufgeführte Artikel mit dem kleinsten Aufrufzahl verweist übrigens auf den Entwurf des neuen Geschichtslehrplans für die Sekundarstufe I in Rheinland-Pfalz und den Aufruf des Geschichtslehrerverbandes diesen zu diskutieren. Der Beitrag ist zugegebenermaßen nur eine schnöde Verlinkung, der Entwurf wäre meines Erachtens aber in der Tat diskussionswürdig.

Als ich mit diesem Blog angefangen habe, gab es schon einige „Edu“-Blogs, deren Zahl allerdings noch überschaubar waren (siehe die schöne, chronologische Übersicht zu Lehrerblogs im Zum-Wiki). Deutschsprachige Blogs zu Geschichte und Geschichtsunterricht waren noch mehr oder weniger an zwei Händen abzählbar. Die Geschichtsblogosphäre hat sich seitdem gewandelt. Blogs, wie die von Alexander König, die mich zum Bloggen gebracht haben, stehen still, einige sind ganz abgeschaltet, andere sind hinzu gekommen, in den wenigsten wird regelmäßig geschrieben. Die zum Teil aufgeregten Debatten der ersten Jahre gehören der Vergangenheit an. Wie Christoph Pallaske vor kurzem zu Recht auf Twitter feststellte, ist es ruhig geworden in der Geschichtsblogosphäre.

Ist das zu bedauern? Ein wenig melancholisch ist mir beim Schreiben schon zumute. Andererseits kann man mit Recht heute schreiben: Der „digitale Wandel“ ist als Thema in der Geschichtsdidaktik angekommen. Es gibt Tagungen, die sich dem Thema widmen (München, Salzburg, Köln), eine Arbeitsgemeinschaft in der KGD, die sich des Themas angenommen hat. Entsprechende Beiträge fehlen auch nur noch selten bei anderen Tagungen und Publikationen, die keinen expliziten Schwerpunkt „Digitales“ ausweisen.

Die Akzeptanz von Blogs wurde deutlich erhöht wesentlich durch das Blogportal hypotheses. Michael Schmalenstroer hat mit Planet History einen „Blog-Aggregator“ eingerichtet, der alle Beiträge aus „Geschichtsblogs“ bündelt. Allein für den deutschsprachigen Raum werden dort zur Zeit über 180 (!) Blog mit Geschichtsbezug gelistet.

Auch die Geschichtsdidaktik hat mit Public History Weekly ein redaktionell betreutes und von mehreren Autoren gefülltes Blogjournal, dem es gelungen ist, die universitäre Geschichtsdidaktik zur Publikation und Diskussion von Miszellen im Netz zu bringen. Keine geringe Leistung. Und dort wird diskutiert. Dass die Beiträge und Kommentare darüber hinaus auch von Wissenschaftlern der Nachbardisziplinen kommen, bereichert das Projekt und ist der aktiven Arbeit der Redaktion zu verdanken.

Die Themen und Diskussionen sind also nicht weniger geworden, sie haben sich verlagert. Die „wilden Zeiten“ sind vorbei. Blogs haben ihre Unschuld schon lange verloren. Sie sind als Marketing-Instrument entdeckt worden und es gibt mehr als einen, der, wenn auch selbst nicht in Blogs oder sozialen Netzwerken aktiv, peinlich genau darüber wacht, was über ihn und sein Schaffen dort geschrieben wird. Was insgesamt sich beobachten lässt, ist eine Normalisierung und Institutionalisierung der Diskussion über das so lange erst unbekannte und dann fremde Digitalistan. Damit ist ein Thema etabliert, dass von vielen vor wenigen Jahren, von einigen allerdings auch bis heute, nicht als solches wahrgenommen wurde.

Auch wenn es in den einzelnen Blogs zu Geschichtsdidaktik und -unterricht sehr ruhig geworden ist, fällt der Blick in die Zukunft also positiv aus. Wichtige Debatten wurden angestoßen und werden uns auch zukünftig beschäftigen, z.B. über den Medienbegriff in Geschichtsdidaktik und -unterricht (siehe zuletzt den Beitrag von Christoph Pallaske bezeichnenderweise nicht in seinem Blog, sondern auf PH Weekly veröffentlicht).

Zu dieser speziellen Debatte abschließend noch ein Gedanke: Nach meinem Eindruck ist übrigens an der Frage nach dem „Medienbegriff“ wenig Fachspezifisches, sieht man mal von dem Unterschied von Quellen und Darstellungen ab. Einen spezifisch geschichtsdidaktischen Medienbegriff kann es eigentlich nicht geben. Daher ist die Frage für alle Fächer und Schule insgesamt relevant. Ein Blick über den Tellerrand wäre interessant, ob in den anderen Fachwissenschaften oder der allgemeinen Erziehungswissenschaft überhaupt schon erkannt ist, dass es ein Problem gibt mit dem verbreiteten schulischen Medienbegriff. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Geschichtsdiaktik zwar noch disktuiert, aber doch schon einen guten Schritt weiter ist als andere Fachdidaktiken….

3 Gedanken zu „5. Bloggeburtstag

  1. Herzlichen Glückwunsch zum 5. Bloggeburtstag 🙂 . Es ist meiner Meinung nach eine beachtliche Leistung einen Blog über einen so langen Zeitraum recht regelmäßig mit Leben zu füllen. Auch, wenn ich eine gewisse Ernüchterung heraushöre, so ist ein grundsätzlich positives Fazit doch ein schönes Geburtstagsgeschenk.

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