Geocaching und Google Maps

Durch den gemeinsamen Workshop mit Jöran Muuß-Merholz auf der Tagung httpasts://digitalmemoryonthenet der Bundeszentrale für politische Bildung ist mir klar geworden, dass sich Geocaching auch für schulische Kontexte und speziell auch für den Geschichtsunterricht eignet. Geocaching muss hier nicht erneut erklärt werden. Eine gute Einführung findet sich auf den Seiten von Jöran ebenso wie Beispiele für den Einsatz von Geocaching in der historisch-politischen Bildung.

Angeregt durch den Vortrag habe ich überlegt, wie man Geocaching und Kartenarbeit im Geschichtsunterricht verbinden könnte. Nur gehört habe ich von einem Projekt aus den Niederlanden, wo Jugendliche mit Kopien alter Stadtpläne und GPS-fähigen Handys die Geschichte der Stadt erkunden (Wer weiß, um welches Projekt es sich dabei handelt? Vielleicht einen Link dazu hat? Ich wäre dankbar für Hinweise. Ich habe es bisher leider nicht finden können.)

Will man Geocaching und digitale Kartenarbeit im Unterricht miteinander verbinden, geht dies zum Beispiel mit zwei parallelen Klassen oder je einer Klasse in Mittel- und Oberstufe, bei denen in nahem zeitlichen Abstand ein ähnliches Thema ansteht. Alternativ ist auch die Zusammenarbeit mit einer Kollegin, einem Kollegen in einer entsprechenden Partnerklasse (nicht unbedingt derselben Schule) sein.

Ähnlich wie bei eTwinning-Projekten stellt Geocaching über die Orte eine Verbindung zur Lokal- bzw. Regionalgeschichte her, die aber idealerweise stets exemplarisch in einem größeren Kontext steht. Die erste Schülergruppe recherchiert Orte zu einem historischen Thema in ihrer Stadt oder Region, wählt diese aus (Frage der Relevanz für das Thema und die Gruppe!) und erarbeitet ein Multi-Cache mit z.B. der Aufgabe jeweils ein Foto zu machen, Informationen zu suchen und/oder Fragen zu beantworten.

Eine zweite Gruppe macht dann dieses Multi-Cache, eine Art digitale Schnitzeljagd, und verwendet die Informationen und Fotos, um damit eine eigene digitale Karte zu gestalten, die wiederum von anderen genutzt werden kann, z.B. zur Vorbereitung und Durchführung eigener Stadtrundgänge. Das Aufbereiten für das eigene Kartenprodukt wälzt die Inhalte um (zusammenfassen, um-/ausformulieren, Verbindungen herstellen usw.) und sichert sie damit. Außerdem werden sie so einer potentiell großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Idee zeigt eine mögliche, ich würde sagen, wahrscheinliche Entwicklung für die Arbeit mit digitalen Medien in Schule und (Geschichts-) Unterricht. Eine zunehmend wichtige Rolle werden mobile Endgeräte (Smartphones, Tablets) dabei spielen. Wie Alexander König in einem Gespräch vor kurzem zu Recht sagte: Es wird vor allem um die Einbindung der mobilen Endgeräte der Lernenden gehen. Hier wird an den meisten Schulen noch viel Nach- und Umdenken nötig sein, da noch weithin „Handyverbote“ gelten oder neu erstellt werden und die schulische Infrastruktur aus Sicherheitsüberlegungen oft ein geschlossene ist.

Das Beispiel des Geocaching verweist meines Erachtens auf eine grundlegende Entwicklung: Man „geht“ nicht mehr in den Computerraum und dort ins Internet, sondern Informationen sind mobil digital überall verfügbar. Sie sind nie losgelöst von der realen Welt, sondern stehen in enger Wechselwirkung. In Rückkopplungsschleifen erweitern die digital vor Ort verfügbaren Informationen meinen Blick auf und meine Deutung des realen Ortes, wobei ich aber auch fehlerhafte Informationen durch die Anschauung vor Ort korrigieren kann.

 Somit werden die Konzeption deutlich getrennter Räume von realer und digitaler Welt sinnvollerweise aufgehoben und neue Bildungsperspektiven sichtbar. Im Alltag ist diese scheinbare Trennung schon lange kaum mehr eine zu sein (Auto, TV usw.), während sie im Bildungsbereich auch räumlich (noch) aufrecht erhalten wird. Allerdings gibt es bereits einige Schul- und Klassenprojekte gibt, die mit individuellen Smartphones und Tablets arbeiten und das, wenn man den Berichten glauben darf, recht erfolgreich, siehe z.B. hier und hier.

5 Gedanken zu „Geocaching und Google Maps

  1. Lieber Daniel,
    ich kann dir deine Frage beantworten, da ich einen Vortrag von diesem Menschen zu diesem Thema gehört habe. Also es handelt sich um das Creative Learning Lab, das eng mit der Waag Society zusammenarbeitet: http://www.creativelearninglab.org/en Die entsprechende Person ist Henk van Zeijts. Eine Abschlussarbeit zu diesem Thema kann ich dir auch liefern: http://www.waag.org/download/29501. Generell die Waag Society und das Creativ Learning Lab sind total spannend und es lohnt sich genauer zu schauen was die alles machen, da kann man sich einige Ideen holen, z.B. Geocaching, Geschichte und Kunst miteinander verbinden – alltägliche Wege werden als leuchtender Strich dargestellt, Knotenpunkte werden deutlich sichtbar, der Hintergrund ist schwarz und das Ganze wird als Foto ins Netz gestellt – dies war auch ein Projekt von denen.

    Ich finde das Geocaching eignet sich weiterhin sehr gut für die Verbindung von Geografie und Geschichte, vielleicht könnte dies auch eine Partnerschaft von zwei Fächern sein.

    Beste Grüße
    Birgit

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  2. Vielen Dank für die Hinweise. Die Masterarbeit habe ich mir direkt mal runtergeladen. Hoffentlich komme ich auch dazu, sie bald mal zu lesen. Finde das ja ne sehr spannende Sache.

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  3. Hallo Daniel,
    Bezug nehmend auf den letzten Absatz: Natürlich darf man den Berichten glauben. Es wird alles veröffentlicht, wie es auch in der Schule im Projekt erfahren wird. Demnächst gibt es auch noch eine Evaluation mit konkreten Zahlen. Aber zum Geocaching: Ich habe dies bereits vor einem Jahr im Musikunterricht ein mal ausprobiert – allerdings leider nur mit mässigem Erfolg. Es ging um Veranstaltungsorte in Köln und die Schüler sollten die „Tonräume“ http://tonraumguidecologne.wordpress.com/ zunächst beschreiben und auf architektonische Besonderheiten eingehen. Zum Projekt gehörte aber auch, dass sie an oder in der Nähe des Ortes auch ein Cache anbringen und dieses dann bei geocaching.com registrieren. Leider gab es dann Probleme mit dem Mindestabstand, da die Cachedichte in Köln natürlich sehr hoch ist und auch die „Geocacher“ selbst gaben teils sehr „unschöne“ Kommentare zu den Caches. Die Schüler nahmen dies allerdings sehr gelassen und hatten Spaß an der Arbeit und dem Cacheverstecken. Beim nächsten Mal wird alles besser 😉

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  4. Pingback: “Google Maps Experience” - "Brennpunkt Geschichte"

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