Sollten Lehrer an der Wikipedia mitarbeiten?

Ich denke, eindeutig ja. Mitarbeiten, mitgestalten statt meckern und schlecht reden.

Vieles von dem, was ich eigentlich schreiben wollte, habe ich gestern in einem Blogbeitrag eines kanadischen Kollegen gelesen. Abgesehen von dem Job- und Karriere-Aspekt, der für verbeamtete Lehrkräfte so keine Rolle spielt, stimme ich dem zu, was Jim Clifford auf ActiveHistory zu Do you edit Wikipedia? schreibt und brauche das deshalb hier nicht zu wiederholen, empfehle den Artikel aber zur Lektüre.

Hauptproblem bei Lehrern ist angesichts der durchschnittlich sehr hohen Arbeitsbelastung schlicht die Zeit. Es muss ja nicht gleich ein ganzer neuer Artikel sein, neue Seiten hinzuzufügen wird mit wachsendem Umfang der Wikipedia auch schwieriger. Ein Benutzerkonto hat man in zwei Minuten eingerichtet. Wem dann bei der Unterrichtsvorbereitung (und mal ganz ehrlich: Welcher Lehrer nutzt Wikipedia nicht, um mal eben schnell etwas nachzuschauen?) Fehler oder Leerstellen auffallen, der kann diese korrigieren. Das ist jeweils eine Sache von nicht einmal fünf Minuten und allemal besser als über die Qualität der Wikipedia zu schimpfen, den Schülern den Gebrauch madig zu machen oder verbieten zu wollen. Ich hoffe, letzteres hat sich mittlerweile erledigt, obwohl ich mir da nicht sicher bin. Eigentlich liegt es auf der Hand, aber wieviele Lehrer arbeiten tatsächlich mit?

Tragen wir dazu bei, dass das zur Zeit wichtigste Nachschlagewerk gute Inhalte aufweist und den selbst gesetzten und von uns eingeforderten hohen Qualitätsstandards genügt. Wo hat man sonst schon die Gelegenheit dazu? Bei allen gedruckten Werken muss man sich mit dem zufriedengeben, was die Autoren und Herausgeber anbieten. Jede Lehrkraft hat eine hohe Fachkompetenz, gerade auch was das Überblickwissen in der eigenen Domäne angeht, oft verbunden mit der jahrelang geübten Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen. Was für bessere Autoren kann es für ein Lexikon geben, das sich weniger an ein Fachpublikum als an die Allgemeinheit richtet?

Ein Benutzerkonto auf Wikipedia habe ich selbst schon seit fünf Jahren, habe aber erst jetzt angefangen, mitzuschreiben. Da, wo ich meine, mich ein bisschen auszukennen, z.B. mit einem neuen Artikel zum Thema Herrschertreffen oder dem Eintrag meiner Schule.

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Nachtrag 1: Wieviele Schulleiter haben eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, dass der Wikipedia-Eintrag zu ihrer Schule in demselben Maße Außenstehenden zur Information über die Einrichtung dient wie die schulische Webseite und deshalb auch gepflegt werden sollte?

Nachtrag 2: Und wer hat schon mal geschaut, ob die eigene Schule vielleicht sogar eine Facebookseite hat? Wenn von der Schule selbst nicht angelegt, ist es nicht selten eine Kopie des Wikipedia-Artikels, der dann mehr oder weniger vielen Schülern, Lehrern und Eltern dort gefällt…

Haben Schulen für ihre Außendarstellung ein Social Media-Konzept? Einen „Beauftragten“, der sich darum kümmert? Und falls nicht, brauchen sie so etwas?

Kann das der Pressebeauftragte der Schule leisten? Der Kollege, der den Internetauftritt betreut? Oder ist das so wichtig, dass die Schulleitung sich selbst darum kümmern sollte?

Secrets of Great History Teachers

„In these interviews distinguished teachers share their strategies and techniques. Good teaching is more often honored in rhetoric than reality. And great teachers are generally known locally within their own schools, but less often to a larger group of national colleagues. Our goal in this section is, in part, to identify and honor those people who have taught with excellence, dedication, and distinction. But more than that, we believe that these teachers have lessons to offer the rest of us and that there are remarkably few forums for hearing their wisdom.“

There is nothing to add, just read the interviews yourself. Very inspiring.