Analyse von Schulgeschichtsbüchern

Eine hilfreiche Übersicht, z.B. für Fachschaften, die gerade vor der Entscheidung über die Einführung eines Geschichtsbuches stehen, findet sich hier auf den Seiten der Uni Münster als PDF-Dokument. Das Material entstammt dem Arbeitskreis Geschichte am Zentrum für Lehrerbildung der Uni. Das Schema orientiert sich im Wesentlichen an mehreren Aufsätzen von von Borries, ist in der Begrifflichkeit vergleichsweise komplex, aber mit den Leitfragen eine gute Grundlage für die Durchsicht der zu Auswahl stehenden Bücher.

Zu einer Idee für Schulbuchanalyse gemeinsam mit Schülern im Unterricht siehe hier.

Geschichtsschulbücher aus dem Kaiserreich

Das GEI hat in seinem Projekt der digitalen Schulbuchbibliothek 36 Bände von Schulgeschichtsbüchern des Kaiserreiches digitalisiert und online gestellt. Die Bücher sind dort einsehbar und auch als PDF-Dokument runterzuladen.

Die aktuell verfügbaren Bücher stammen aus den Jahren 1873-1914. Dies ist allerdings nur der Anfang für ein sehr umfassendes Gesamtprojekt.

Für den Unterricht, gerade der Oberstufe, entsteht hier ein leicht greifbarer Fundus, um z.B.  den Wandel der Deutung und Darstellung von Geschichte in ihrer Zeitbezogenheit zu thematisieren. Für die Regionalhistoriker: Einige Bücher stammen übrigens aus dem Coblenzer (damals noch mit „C“) Baedeker-Verlag.

Der Hinweis kam von Klaus Graf im Blog Archivalia, wo es im Beitrag und mehreren Kommentaren um die mittlerweile geänderten Nutzungsbedinungen (Stichwort: copyfraud) ging.

Schulbuchanalyse im Unterricht

Das Schulbuch ist weiterhin das unangefochtene Leitmedium im Geschichtsunterricht. Ähnlich wie für andere Medien müsste hier eigentlich gelten, die Schüler zu einem selbstbewussten und kritischen Umgang anzuleiten. Dafür scheint es mir notwendig, dass die Schüler altersgemäß Aufbau und Konstruktionscharakter des Schulbuchs als eine Form von Geschichtskultur kennen lernen.

Eine Möglichkeit besteht darin, dass die Schüler aus vorgegebenen Materialien zu einem Thema eine Schulbuchseite selbst erstellen. Das ist heutzutage schon mit einfachen Textverarbeitungsprogrammen relativ professionell möglich. Zur Not geht das aber auch mit Papierbögen, Schere und Kleber. Die in Kleingruppen erstellten Seiten können dann gegenseitig bewertet und die Bewertungskriterien diskutiert werden. Dieses Vorgehen ist auch schon mit relativ jungen Schülern möglich und bietet sich als Abschluss einer Unterrichtsreihe zur Wiederholung und Sicherung des Gelernten an.

Eher für die Oberstufe geeignet ist der zweite Vorschlag: Zunächst werden mit den Schülern als Experten für die Arbeit mit Schulbüchern gemeinsam Kriterien gesammelt, diskutiert und gewichtet. Anschließend erhalten die Schüler in Kleingruppen jeweils ein Geschichtsbuch zur Analyse anhand der vorher fixierten Kriterien. Um den Arbeits- und Zeitumfang einzugrenzen sollte der Schwerpunkt auf ein bestimmtes Kapitel  gelegt werden, idealerweise dasjenige, was gerade inhaltlich im Unterricht behandelt wird oder gerade abgeschlossen wurde.

Die Schüler führen die Analyse selbstständig durch und bewerten das Buch . Als Vergleichsfolie kann ihnen dabei das im Unterricht eingesetzte Geschichtsbuch dienen. Abschließend stellen alle Gruppen ihre Schulbuchanalysen vor und erklären, wo sie Vor- und Nachteile gegenüber dem eingeführten Buch sehen. Alternativ lassen sich die Ergebnisse auch schriftlich fixieren und in einer kleinen Ausstellung als „Schulbuchbasar“ präsentieren.

P.S. Letztes Jahr haben die Schüler des 12er Leistungskurses übrigens unter den ausgewählten  Schulbüchern das deutsch-französische Geschichtsbuch besonders gut bewertet.