Bundestag und „Vertriebenengedenktag“

Andreas Körber schreibt dazu in seinem Blog:

„Aus didaktischer Perspektive ist diese Debatte also zu begrüßen und zu thematisieren. Unbeschadet davon ist es natürlich notwendig, in dieser Frage selbst Stellung zu beziehen. In diesem Sinne haben gemäß heutigen Presseberichten eine Reihe namhafter deutscher Historiker zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern den Bundestagsbeschluss kritisiert. Dieser Kritik ist m.E. in vollem Umfange zuzustimmen. Dem anzuerkennenden Bedürfnis von Vertriebenen und Angehörigen nach Gedenken und Erinnerungen kann und muss auf andere Art und Weise Rechnung  getragen werden als mit einer Symbolik, die einer Gleichsetzung von “Flucht und Vertreibung” mit dem Holocaust gleichkommt.“

Buchtipp: Zwangsumsiedlung, Flucht und Vertreibung 1939-1959

Zwangsumsiedlung, Flucht und Vertreibung 1939-1959. Atlas zur Geschichte Ostmitteleuropas, hg. v. der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009.

Großartiges Buch mit hervorragendem Kartenmaterial, um das Thema im Unterricht aufzugreifen. Das Buch ist ursprünglich von polnischen Wissenschaftlern erarbeitet und wurde für die Lizenzausgabe der BpB ins Deutsche übersetzt. Daher ergibt sich der Schwerpunkt auf der polnischen Geschichte. Da aber das komplette polnische Territorium vor- und nach dem 2. Weltkrieg miteinbezogen wird, ergibt sich hier eine ausgedehnte mitteleuropäische Perspektive, die auch Deutsche, Ukrainer, Litauer, Weißrussen, Tschechen und Slowaken mit einbzieht. Damit sind natürlich noch längst nicht alle betroffenen Gebiete Europas erfasst, aber diese europäische Perspektive ist m.E. für jede Art der Darstellung und Behandlung absolut grundlegend. Das Buch zeichnet sich neben den hervorragenden Karten durch das gelungene Layout, viele Fotoabbildungen und gelungenen Informationstexten und Übersichtstafeln aus. Es eignet sich daher sowohl zum Einlesen für Lehrer und Schüler in das Thema als auch die Darstellung im Geschichtsbuch als ergänzende Materialfundgrube.

Das Buch kann hier gegen eine Bereitstellungspauschale von 6 7€ bei der BpB bestellt werden. Es wäre wünschenswert, wenn das Buch in Deutschland breit rezepiert würde, da die Diskussion um Zwangsumsiedlung, Flucht und Vertreibung ja weiterhin eine hoch sensible und politische Angelegenheit ist, die einen entsprechend hohen Grad an Informiertheit  in einer möglichst breiten Öffentlichkeit erfordert.

Zum „Vertriebenen-Streit“ auch ein ganz aktueller Artikel in der taz, ein Interview mit dem polnischen Historiker Tomasz Szarota.