Drei Webhinweise: ein Aggregator und andere Werkzeuge

Michael Schmalenstroer hat sich die Mühe gemacht und mit Planet History einen Aggregator bereitgestellt, der Beiträge aus zur Zeit bereits fast 150 geschichtsbezogenen Blogs im deutschsprachigen Raum zusammenstellt. Damit existiert jetzt eine gelungene zentrale Anlaufstelle im Netz, wenn man auf dem Laufenden bleiben möchte, was von wem in der Geschichtsblogosphäre diskutiert wird. Sollten noch Blogs fehlen, werden sie nach Hinweis der Liste hinzugefügt.

Nachdem zunächst auf Twitter unter dem Hashtag #digwerhist digitale Werkzeuge für Historiker/innen gesammelt wurden, hat sich Mareike König daran gemacht, die zahlreichen Anregungen in Form eines Beitrags zu ordnen. Ergänzt wird der Artikel „Social Media-Werkzeuge für Historiker/innen – Versuch einer Übersicht“ durch eine Auswahl von weiterführenden Literaturlinks. Hinweise auf weitere hilfreiche Tools werden auch weiterhin gesammelt.

Es stellt sich die Frage, welche dieser Werkzeuge auch für den Geschichtsunterricht sinnvoll sein können, wobei vermutlich Schülerinnen und Schüler überwiegend andere Werkzeuge benötigen als Historikerinnen und Historiker. Vermutlich gibt es in der Oberstufe eine größere Schnittmenge. Viele der Tools unterstützen selbstständiges Arbeiten (Recherchieren, Ordnen von Informationen etc.) und können bei entsprechenden Lernszenarien hilfreich sein, im historischen Frontalunterricht wohl eher weniger.

Einen ersten Ansatz einer solchen Zusammenstellung für den Geschichtsunterricht und die Geschichtsdidaktik bietet übrigens das von Ulf Kerber betreute Karlsruher Wiki. Wer das noch nicht kennt, das Blick lohnt sich. Die Sammlung steckt erst in den Anfängen, enthält aber bereits viele Anregungen:

http://geoges.ph-karlsruhe.de/mhwiki/index.php5/Abteilung_Geschichte

Es tut sich was in Didaktischdigitalien…

Während es um und in einigen Blogs bedauerlich still geworden ist, sind gerade einige neue Publikations- und Diskussionsorte zu Geschichtsunterricht und -didaktik entstanden, auf die ich hier kurz hinweisen möchte.

Als dieses Blog vor mehr als vier Jahren startete, war die Entwicklung kaum vorherzusehen. Aktuell, zum Teil im Zusammenhang bzw. Nachgang der beiden Konferenzen in München und Salzburg, scheint sich gerade eine Tendenz zur Institutionalisierung der Geschichtsblogosphäre abzuzeichnen, die bislang eher von individuellen Präsenzen geprägt war.

Seit letzter Woche ist das bereits länger angekündige professorale Blog Public History Weekly online gegangen. Die ersten Beiträge stehen seit Donnerstag auf der Seite und jeden Donnerstag sollen nun neue folgen. Geschrieben wird in wechselnder Folge von zwölf Professoren der Geschichts- und Politikdidaktik sowie vier Mal pro Jahr einem zusätzlich Erwählten. Die ersten Reaktionen auf den vom Oldenbourg-Verlag betriebenen Seiten sind sehr positiv. Technisch fehlt zur regelmäßigen Lektüre zur Zeit noch ein RSS-Feed, dafür wird der Auftritt allerdings von einem Twitter-Account begleitet. Mich persönlich irritiert die für das Web eigentlich untypische Abgrenzung und Abbildung von Hierarchien durch den ausgewählt begrenzten Autorenkreis, aber es bleibt abzuwarten, inwiefern hier tatsächlich aktuell geschrieben und vielleicht sogar diskutiert wird. Das wäre dann auf jeden Fall eine Bereicherung.

Im Vorgriff auf die Konstituierung des neuen Arbeitskreises „Digitaler Wandel und Geschichtsdidaktik“ auf der kgd-Tagung in Göttingen gibt es auch hier bereits ein Blog und einen Twitter-Account.

Interessant finde ich in dem Zusammenhang folgenden Tweet, der – vermutlich in zustimmender Absicht – weitergegeben wurde:

Weil der Arbeitskreis ja genau das macht: Er schafft eine institutionalisiertes Forum zur Auseinandersetzung mit dem Thema mit jährlichen Workshops. An den Bezeichnungen der neuen Blogs und Initiativen sieht man das schwierige Ringen um Begrifflichkeiten dieses dann doch dieses für die Disziplin thematischen Neulands: Die Analogie zur digitalen Kunstgeschichte, Geschichtswissenschaft oder allgemein den digital humanities wird von der der universitären Didaktik gescheut. Die Diskussion darüber wird sicher spätestens im nächsten Jahr bei dem ersten geplanten Workshop zu den „Medienbegriffe[n] der Geschichtsdidaktik“ neu geführt werden.

Gleichfalls neu am Himmel der Geschichtsblogosphäre hat der Landesverband Rheinland-Pfalz des Geschichtslehrerverbandes seine Internetpräsenz von einer üblichen Webseite in ein Blog bei Hypotheses.org verlagert und damit zugleich rundum erneuert. Soweit ich das sehe, sind die Rheinland-Pfälzer der erste Landesverband der sich damit vom Prinzip der Einbahnverbandskommunikation löst und potentiell für den Online-Dialog mit Mitgliedern, aber auch sonst Interessierten öffnet. Bislang finden sich unter den „Mitteilungen“ genannten Blogeinträgen allerdings nur Übernahmen aus dem Newsletter der Fachberater sowie die Wiedergabe von Pressemitteilungen anderer Institutionen. Nichtsdestotrotz bin ich zuversichtlich: Das kann noch etwas werden mit Diskussion und Vernetzung, wenn dort die ersten verbandseigenen Positionen online gehen und diese dann direkt verlinkt und diskutiert werden können.

Last but not least soll auf das nicht mehr ganz so neue Blog von Christian Bunnenberg hingewiesen werden: geschichte zwopunktnull. Das Blog ist bereits Ende Juli gestartet und begleitet geschichtsdidaktische Hautpseminare an der Universität Duisburg-Essen. Entsprechend finden sich bereits auch einige interessante Beiträge von studentischer Seite besonders zu den Themen Mobiles Lernen und Geocaching im Geschichtsunterricht (z.B. hier).

So viel Neues kann der Geschichtsblogosphäre nur gut tun, ihr neues Leben einhauchen und die Diskussion befördern. Ich wünsche allen neuen Blogs einen guten Start und freue mich auf viele anregende Lektüren!

Lesetipp: Blogs als virtueller Schreib- und Kommunikationsraum historischen Lernens

Nicht nur weil dieses Blog so nett erwähnt wird, folgt hier der Hinweis auf den lesenswerten Beitrag von Alexander König und Christoph Pallaske zu Blogs als Räumen historischen Lernens, der gestern im Open Peer Review für das Buchprojekt historyblogosphere online gestellt wurde.

Der Beitrag kann dort gelesen und nach Anmeldung auch kommentiert werden. Das mit der Anmeldung scheint aber etwas zu dauern. Zumindest ist bei mir per Mail noch kein Passwort eingegangen, ein spontaner Kommentar an dieser Stelle zu Abschnitt 18:

Dabei handelt es sich nicht nur um „Abschottungstendenzen“ durch gruppeneigene Selbstreferentialität, die sicher vorhanden ist. Weil der Begriff der „Netzgemeinde“ eigentlich nur von denjenigen verwendet wird, die sich selbst als distanziert zu „dem Internet“ sehen, selbst nicht bloggen, selten Twitter nutzen etc. würde ich zumindest in gleichem, wenn nicht sogar in stärkeren Maße Ab- und Ausgrenzungsversuche vermuten, die allerdings wiederum durch ihre meines Erachtens nicht zutreffende Fremdzuschreibung gruppenidentitätsbildende Prozesse fördern.

Einen Kommentar zum Beitrag gibt es auch bereits von fontanefan in seinem Blog:

http://fontanefan.blogspot.de/2012/10/historisches-lernen-uber-blogs.html

Neu in der Geschichtsblogosphäre: Historisch denken | Geschichte machen

Es ist ein neues Blog zu vermelden: Christoph Pallaske von der Universität Köln, der auch das segu-Projekt verantwortet, meldet sich nun auch per Blog zu Wort. Das Blog trägt den Titel „Historisch denken. Geschichte machen“ ist angesiedelt bei hypotheses und damit, soweit ich sehe, das bislang erste und einzige Blog mit geschichtsdidaktischer Ausrichtung in dem Portal.

Das Bild im Header macht bereits deutlich, worum es beim Bloggen geht: sich austauschen und vernetzen. So schreibt denn auch Christoph Pallaske über seine  Zielsetzung: „Dieses Blog will Diskussionen und Entwicklungen zum historischen Denken und Lernen in der Schnittmenge von Geschichtsdidaktik, historisch-politischer Bildungsarbeit und Geschichtsunterricht mitverfolgen und anregen.“

Das neue Blog wird mit Sicherheit die deutschsprachige Geschichtsblogosphäre bereichern. Ich freue mich auf interessante Beiträge, kontroverse Zuspitzungen und eine Erweiterung des regen und konstruktiven Austauchs, wie er bisher über Twitter, Kommentare und in persönlichen Treffen bereits stattgefunden hat.

Vom Aufstieg und Fall der Blogosphäre?

Sascha Lobo schreibt heute unter dem Titel „Euer Internet ist nur geborgt“ über den Niedergang der zahlenmäßig eh nie bedeutenden deutschen Blogsphäre zugunsten von sozialen Netzwerken:

Der Grund für den Sinkflug des Blogs: Soziale Befindlichkeiten werden heute auf Facebook geteilt, kurze Mitteilungen und Links auf Twitter und auf Facebook, Fotos auf einer der hundert Plattformen sowie auf Facebook, Videos auf Youtube und auf Facebook – für fast jede Art von Äußerung, die in einem Durchschnittsblog 2005 der Netzöffentlichkeit präsentiert wurde, gibt es heute ein eigenes Social Network. Und Facebook.

Genau: Wurden Blogs früher oder von einigen bis vor kurzem als „Internettagebücher“ beschrieben, dann braucht sich genau dafür niemand mehr die Mühe zu machen, ein eigenes Blog zu betreiben. Genau diejenigen, die früher , bis vor kurzem oder bis heute Bloggen ablehnen, weil warum sollten sie ihr Privatleben als Tagebuch öffentlich machen, tun genau dies in sozialen Netzwerken.

Interessanterweise, und das fehlt mir bei Lobo, geht dieses Verlagern von Befindlichkeitsäußerungen und Linkhinweisen zugleich mit einer Aufwertung von Blogs einher, die zunehmend u.a. im Bildungsbereich und  in der Wissenschaft als Arbeits- und Publikationswerkzeug anerkannt werden. Hier findet gerade eine wenn auch langsame, so doch kontinuierliche Ausweitung und Aufwertung der Blogosphäre statt.

Mit Überraschung habe ich zuletzt gestern auf Twitter eine Nachricht entdeckt, die auf eine „Veranstaltung für Promovierende aller Fachbereiche“ zum „Bloggen in den Wissenschaften“ an der Universtität Koblenz-Landau hinweist. Ich mag Koblenz wirklich gerne und ich hoffe, mir ist hier niemand böse, wenn ich in dem Zusammenhang ganz positiv feststelle, dass wissenschaftlichen Bloggen offensichtlich auch an den Provinzunis angekommen ist.

Das ist nur ein Beispiel. Die wachsende Zahl von Lehrerblogs könnten dafür ebenso als Beleg dienen wie das Hypotheses-Portal oder die Tagung zu Weblogs in den Geisteswissenschaften. Einen – wie Lobo schreibt – „Niedergang der Blogs“  kann ich nicht feststellen. Es handelt sich vielmehr um eine funktionale Ausdifferenzierung: Für kurze Statusmeldungen eignet sich Facebook, für kurze Linkhinweise Twitter eben besser als ein Blog.

Neues Blog: Geo&Ges

Die PH Karlsruhe bloggt nun auch, genauer gesagt die Abteilung für Geschichte und Geographie. Es gibt also ein neues Blog zu Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht. Gebloggt wird bereits seit Mitte Januar. Bis jetzt rund finden sich rund ein Dutzend Beiträge im Blog mit Hinweisen auf Webseiten, Materialien und Tagungen. Betreut wird der Geschichtsteil vun Ulf Kerber. Wer Facebook nutzt, findet dort auch alle Beiträge in regelmäßiger Aktualisierung. Ich freue mich, dass in dem Bereich ein nach längerer Zeit, wieder mal ein neues Blog dazukommt und hoffe auf regen Austausch, Diskussion und Vernetzung. Das kann der Geschichtsblogosphäre auf jeden Fall nur gut tun.

Mindestens ebenso interessant und von mir in dem Zusammenhang auch erst entdeckt, ist ein Wiki derselben Autoren mit „Ideen für kompetenzorientiertes Lernen mit digitalen Medien und Web 2.0 im Geschichtsunterricht“. Auf den ersten Blick wirkt das Wiki schon recht umfangreich. Dafür muss ich mir auf jeden Fall noch einmal mehr Zeit nehmen. Dort gibt es noch einige Web 2.0-Tools zu entdecken. Der Blick ins Wiki lohnt sich auf jeden Fall.

Geschichtsblogs und Kommentarkultur

Nachdem Klaus Graf auf archivalia einen Überblick über die bestehenden Geschichtsblogs gegeben hat auf Grundlage der „Weblogs des Monats“ bei histnet.ch, wo Jan Hodel diese Übersicht kommentiert und die m.E. reizvolle Idee eines realen Treffens von Geschichtsbloggern weitergetragen hat, folgt hier der Hinweis auf den bei Twitter unter dem Hashtag #Schulmeister diskutierten Artikel zur Kommentarkultur in Weblogs, der auch einen kurzen Abschnitt zu Geschichtsblogs im Speziellen beinhaltet. Der ganze Artikel ist als Vorabveröffentlichung zur Festschrift für Stefan Aufenanger hier als pdf runterladbar.

Interessant ist die Studie allemale zu lesen, z.B.  im Hinblick auf Wandel und Konstanz der Geschichtsblogosphäre anhand der dort aufgelisteten Blogs oder in bezug auf die Vernetzung und Diskussion von Themen. Es sind nicht nur Kommentare, die die Kommunikationskultur der Blogosphäre ausmachen, sondern in hohem Maße auch die Artikel selbst mit ihrer gegenseitigen Bezugnahme. Darüber hinaus kann ich dem Kommentar von Michael Kerres zustimmen, der darauf hinweist, dass Bezugnahmen innerhalb von Blogs mit „Zitierungen in wiss. Arbeiten […] zu vergleichen“ und Blogs mit „bestehenden Kommunikationswegen vernetzt“ sind.

Klaus Graf hatte an anderer Stelle schon einmal die mangelnde Vernetzung der deutschen Geschichtsblogs beklagt. Vielleicht ließe sich dem in der Tat durch ein Treffen abhelfen. Die Verbindung der Blogs mit anderen „Kommunikationswegen“, wie sie von Michael Kerres und Rolf Schulmeister für die Edu-Blogosphäre beschrieben werden, auffällig fand ich bei beiden die Betonung gerade der persönlichen, realen Kontakte zwischen den Bloggern, scheint mir da eine ausrichtsreiche Möglichkeit, auch die Geschichtsblogs stärker zu vernetzen.