Regelmäßige LeserInnen dieses Blogs haben es bemerkt: Die Veröffentlichungsfrequenz von Beiträgen ist rapide gesunken. Nur noch alle paar Wochen schreibe ich einen neuen Beitrag. Das hat mit den vergangenen Osterferien, der sich anschließenden Elternzeit und dem Vatersein an sich zu tun.Es ist aber auch mit einem veränderten Interessens- und Arbeitsschwerpunkt verbunden.
In der Vergangenheit sind von Zeit zu Zeit immer wieder kleinere Beiträge auch zu allgemeinen Fragen von Schulen und Bildung in diesem Blog erschienen, die aber nie so richtig passten. Deshalb habe ich ein neues Blog zur Bildungs- und Netzpolitik eingerichtet, im Mittelpunkt steht vor allem die Schnittstelle von beiden Feldern, also Bildung und digitale Medien. Wer mag, kann unter https://bipone.wordpress.com/ mitlesen.
Nachdem alle Beiträge zu BYOD mit dem jetzt auslaufenden Projekt an meiner Schule bereits ausgegliedert wurden, scheint mir der Schritt konsequent, auch die übrigen Inhalte deutlich zu trennen; auch wenn es natürlich immer wieder Überschneidungen gibt. Unter „Geschichtsunterricht“ wird es aber fortan nur noch Beiträge geben, die sich mit demselben sowie darüber hinaus mit historischem Lernen und Geschichtskultur auch außerhalb von Schule beschäftigen.
Vor vier, fünf Jahren gab es einige interessante, einige auch schlicht hitzige Debatten in der damaligen „Geschichtsblogosphäre“. Während es heute viel mehr Blogs mit Geschichtsbezug gibt, sind viele der Blogs, in denen damals miteinander vernetzt über Geschichtsunterricht und Geschichtskultur diskutiert wurde, eingestellt. Das Schreiben dieses Blogs ist zunehmend zu einem Monolog geworden. Zugleich hat es in der Außenwirkung einen Stellenwert erhalten, dem ich ihm selbst nicht zugeschrieben habe. Dies zeigt sich leider auch in wenig erfreulichen Entwicklungen, wo ein sachlicher Fehler nicht einen Hinweis zur Korrektur, sondern eine Mail mit Klageandrohung nach sich zieht.
Nichtsdestotrotz sehe ich Blogs im Allgemeinen, für mich ist es dieses hier, als hervorragendes Mittel einer öffentlich vorgetragenen und damit zur Kommunikation und Diskussion einladenden reflektierten Unterrichtspraxis. Hinweise auf Projekte, Veröffentlichungen, Materialien und alles, was sonst so interessant sein könnte, habe ich zu Beginn zahlreich im Blog aufgenommen. Heute finden sich diese fast nur noch auf Twitter, Diigo sowie von dort übernommen in unserem Fachberater-Newsletter für die weniger Social Media-affinen Kolleginnen und Kollegen.
Das Blog bleibt Mittel, Theorie und Praxis aufeinander zu beziehen, eigene Unterrichtsvorhaben vorzustellen und deren Durchführung, die weit davon entfernt ist, jedes Mal best practice zu sein, zu reflektieren. Trotzdem haben die Beiträge im Blog einen anderen Charakter als Printpublikationen: Es sind in der Regel vergleichsweise schnell niedergeschriebene Gedanken und Eindrücke bzw. deren allmähliche Verfertigung beim Schreiben.
Im Vergleich zur sonst üblichen Reflextion einer Unterrichtsstunde im Lehreralltag verlangt das Bloggen ein hohes Maß an Distanzierung, Entschleunigung und Strukturierung. Im Vergleich zum wissenschaftlichen Schreiben ist es geprägt durch Unabgeschlossenheit, Schnelligkeit und Zeitgebundenheit. Alle genannten Merkmale sind zugleich Vor- wie Nachteil des Bloggens. Es hängt von der Perspektive ab, was überwiegt.
Aus meiner Sicht lässt sich mit Hilfe dieses öffentlichen Notizblocks und virtuellen Zettelkastens die sonst in deutschen Schulen zumeist geschlossene Tür des eigenen Klassenzimmers aufzustoßen. Lehrerblogs eröffnen einen Blick in den sonst weitgehend verschlossenen schulischen Lehr- und Lernraum hinein, der im besten Fall anregend für Kolleginnen und Kollegen sein kann, der aber immer auch Überlegungen zu Unterricht, Medien und Materialien öffentlich macht und damit zur Diskussion stellt.