Anarchismus in der Karikatur

Kladderadatsch, 1. 3.1885, CC-BY-SA Heidelberger historische Bestände digital

Kladderadatsch, 1. 3.1885, CC-BY-SA Heidelberger historische Bestände digital

Auf der Suche nach etwas ganz anderem bin ich in den Digitalisaten des Kladderadatsch auf mehrere Karikaturen zum Anarchismus gestoßen, die sich gut an den vorangehenden Artikel hier im Blog anschließen und zum Aufgreifen des Themas im Unterricht geeignet sein könnten.

Nach dem Anschlagsversuch bei der Einweihung des Niederwalddenkmals 1883, der nachfolgenden Verhaftung und Verurteilung der Verdächtigen stand der Anarchismus im Blick der Öffentlichkeit, was sich auf in den Karikaturen im Kladderadatsch widerspiegelt, die in diesem zeitlichen Kontext angesiedelt sind.

Auch in der Schweiz war man auf ein verdächtiges Treiben aufmerksam geworden und so diskutierte der Bundesrat Anfang 1885 darüber, dass „in einigen Orten der Schweiz Individuen unter dem Namen „Anarchisten“ Associationen bilden und offen Raub, Brandstiftung, Mord und Vernichtung der bestehenden Gesellschaft empfehlen; daß solche Aufforderungen durch Zeitungen verbreitet werden, die in der Schweiz erscheinen oder dort zur Austheilung gelangen; daß eine gewisse Anzahl von Indizien die Vermuthung aufkommen lassen, daß behufs Sprengung des Bundespalastes in Bern von Anarchisten ein Komplot angezettelt worden ist, und daß sogar dem letztern äußere Handlungen nachgefolgt sind, die als Anfang der Ausführung sich charakterisiren“.

Die überaus negative, mit Gewaltausübung verbundene staatsgefährdende Wahrnehmung ist überaus deutlich. Bezeichnenderweise verdächtigte man vor allem Immigranten dieser „Umtriebe“. Die namentliche Liste der Verdächtigten ist gleichfalls in dem Quellenfundus des Bundesrats überliefert. Immerhin 21 der „Landesfremden“ wurden wegen „propagandistischer Thätigkeit“ ausgewiesen. Da man ihnen aber sonst nichts nachweisen konnte, wurde die Untersuchung im Sommer bereits wieder eingestellt.

Interessant wäre in diesem Kontext mit weiteren Materialien die Untersuchung wie ein gesellschaftliches Gefahrenszenario politisch und medial aufgebaut wurde, das von einer fehlenden Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen politischen Ideen des Anarchismus ebenso zeugt wie es auch in keiner Relation zu der tatsächlich vorhandenen Bedrohung durch einzelne gewaltbereite Anarchisten stand. Mögliche Gegenwartsbezüge möge sich jeder an dieser Stelle selbst denken.

Kladderadatsch, 1.2.1885 "Interessenpolitik", CC-BY-SA Heidelberger historische Bestände – digital

Kladderadatsch, 1.2.1885 „Interessenpolitik“, CC-BY-SA Heidelberger historische Bestände – digital