Jüdisches Erbe am Rhein

Heute fand im Pädagogischen Landesinstitut in Speyer die Fachtagung „Jüdisches Erbe am Rhein“ statt, zu der ich am Nachmittag einen Workshop beitragen durfte.

Der Workshop trug den Titel: „Jüdische Geschichte und Kultur mit digitalen Medien erkunden und präsentieren“. Wer sich dafür interessiert, findet die (sehr knapp gehaltene) Präsentation hier als PDF-Datei zum Download.

Hauptteil des Workshop bildete nicht ein zentraler Vortrag, sondern digital verfügbare Angebote zur jüdischen Geschichte, die ich in einem Etherpad bei der ZUM zusammengestellt hatte.

Die Linkliste ist so angelegt, dass sie über den Workshop hinaus kollaborativ genutzt werden kann: Wer mag, kann gerne Hinweise auf weitere digtitale Angebote zur jüdischen Geschichte sowie Kommentare, Kurzrezensionen und Tipps für den Unterrichtseinsatz direkt ins Dokument schreiben:

https://zumpad.zum.de/p/Jüdisches_Erbe

Virtuelle Exkursionsorte für den Geschichtsunterricht

Hier habe ich eine Reihe von Beispielen von kostenlos, online verfügbaren historischen Orten und Gebäuden zusammengestellt, an die über das Web virtuelle Exkursionen von Zuhause oder aus dem Klassenzimmer unternommen werden können. Die Sammlung ist entstanden bei der Recherche für einen Beitrag für den im Frühjahr kommenden Jahres erscheinendencategory_genre_adventure-800px neuen Sammelband zu digitalen Medien im Geschichtsunterricht. An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an Michael Schmalenstroer für die ergänzenden Hinweise, die Eingang in die Liste gefunden. Weitere Hinweise sind herzlich willkommen!

Welterbe im Unterricht? Aufruf zur Blogparade

Bei der Arbeit an der Handreichung zur Welterbebildung am Beispiel Oberes Mittelrheintal ist mir aufgefallen, dass es keine deutschsprachige Literatur zum Thema Welterbebildung im Geschichtsunterricht bzw. zum gegenseitigen Verhältnis von Welterbebildung und historischem Lernen, auch außerhalb von Schule gibt. Zumindest habe ich nichts gefunden, für Hinweise auf existierende Veröffentlichungen, die ich übersehen habe, bin ich dankbar.

In der aktuellen Diskussion (Burgenbloggerin, FAZ) über das Welterbe Oberes Mittelrheintal taucht immer wieder die Frage der Jugend auf, von Vergreisung ist die Rede. Ein Baustein für die Zukunft lautet mehr Welterbe in die Schule! Die Ziele der Welterbeerziehung der UNESCO sind:

  • Welterbestätten kennen und achten und als gemeinsames Erbe der Menschheit verstehen.
  • Das  Welterbe  in  seiner  Vielfalt  schätzen:  Naturerbe,  Kulturerbe, Erinnerungsstätten,  Immaterielles Erbe.
  • Aktiv am Erhalt und der Pflege bestehender Natur- und Kulturerbestätten mitarbeiten.
  • Das UNESCO-Welterbe in Unterricht und Schulleben verankern und nutzen.
  • Die Welterbestätten als außerschulische Lernorte erleben.

Inwieweit findet das in den Schulen statt? In den UNESCO-Projektschulen, aber auch darüber hinaus. Für viele Fächer, besonders Kunst und Erdkunde, findet einiges, was vermutlich mit der Zusammensetzung des Arbeitskreises „World Heritage Education“ und den entsprechenden Lehrstühlen in Deutschland zusammenhängt. Für das kommende Jahr bereite ich deshalb gerade eine Tagung/Fortbildung zum Thema „Welterbebildung im Geschichtsunterricht“ vor gemeinsam mit dem Pädagogischen Landesinstitut RLP und unterstützt durch den Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal. Geplant ist die Fortbildungstagung für den 4. Mai 2016, muss aber noch durch die entsprechenden Gremien im Land genehmigt werden.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf einen interessanten Twitterchat hinweisen, der unter #OurUNESCO an jedem dritten Montag im Monat um 17 Uhr läuft und von Studenten des Ironbridge International Institute for Cultural Heritage der Universität Birmingham organisiert wird. Für die dazugehörige Zeitschrift gibt es auch aktuell einen interessanten Call for Papers zum Thema „Cultural Heritage in a Digital Age“ mit Deadline zum 14. August.OpenBook

Die bisherigen Diskussionen auf Twitter sind unter dem Hashtag auch nachzulesen und gleichfalls auch in Form von Storify zusammengefasst. Dies sind die kommenden Termine und Themen:

15. Juni:- World Heritage and Industrial Heritage
20. Juli: 39th Session of the World Heritage Committee
17. August: World Heritage and Communities
21. September: Open Discussion

Bei der letzten Mal ging es um das Thema der Welterbebildung. Leider konnte ich daran nicht teilnehmen, die Tweets sind hier zusammengestellt. Einige der Fragen aus dem Twitterchat zur Welterbebildung möchte ich an dieser Stelle auf Deutsch noch einmal aufnehmen und zur Blogparade aufrufen. Die Fragen geben mehr her als man in 140 Zeichen sagen kann. Eine Blogparade zu Welterbe und Welterbebildung im Unterricht, nicht nur im Fach Geschichte, könnte einen interessanten Einblick über deren Stand in Deutschland aus unterschiedlichen Perspektiven bieten.

Hier als Auftakt also meine Antworten auf die Fragen:

1) Who was taken to a World Heritage Site (WHS) as a school pupil?

Ja. Wir waren sowohl im Kölner Dom wie auch einmal auf einem Zugausflug mit der ganzen Schule in Trier. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass uns Schülern damals jemand erklärt hätte, dass es sich um Welterbestätten handelt. Die römischen Überreste in Trier waren schon irgendwie beeindruckend, vor allem die Porta Nigra und die Kaiserthermen sind haften geblieben. Das Beste am Ausflugstag waren jedoch die zwei Stunden Freizeit, in denen ich auf einem Grabbeltisch beim Kaufhof meine erste Cure-Platte gekauft habe.

2) Who was taught about World Heritage in school?

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das irgendwann einmal in der Schule thematisiert worden wäre. Gibt es heute Lehr- und Rahmenpläne, in denen es verbindlich vorgeschrieben ist und nicht nur als Anregung drinsteht?

3) How important is teaching children about World Heritage in comparison with other narratives?

Das ist eine schwierige Frage. Durch den globalen Bezugsrahmen und die Einzigartigkeit der jeweiligen Welterbestätte haben diese natürlich einen herausgehobenen Platz. Da der Zeitrahmen des schulischen Geschichtsunterrichts jedoch begrenzt ist, steht die Welterbe-Bildung in Konkurrenz zu vorhanden Schwerpunktsetzungen und Erzählsträngen. Angesichts der Tatsache, dass eine globalgeschichtlicher Zugang kaum eine Rolle, wäre es eine Möglichkeit diesen über die Integration von Welterbebildung in den Geschichtsunterricht aufzubauen bzw. zu stärken. Dies kann besonders dann gelingen, wenn in vergleichender Weise über regionale vorhandene Welterbestätten hinaus weitere Beispiele herangezogen werden, um an diesen gegenseitige Abhängigkeit und Verflechtung von Kulturen zu erarbeiten. Die Integration von Welterbebildung in den Geschichtsunterricht könnte also einen wichtigen Beitrag leisten zum Aufbrechen nationaler und eurozentristischer Fokussierungen in den curricularen Vorgaben.

4) How does World Heritage fit into your curriculum?

Es passt (eigentlich) hervorragend in den Geschichtsunterricht. Wenn ich mal von meinem Arbeitsalltag ausgehe, dann haben wir gerade die regionalen Welterbestätten nicht nur vergleichsweise nah vor der Tür für Exkursionen, sondern an ihnen werden oft auch exemplarisch in den Schulbüchern einige Lehrplanthemen abgehandelt, z.B.:

  • Römische Geschichte: Trier und der Limes
  • Burgen im Mittelalter am Beispiel der Marksburg im Oberen Mittelrheintal
  • Kirchen(bau) im Mittelalter am Beispiel des Doms in Köln und/oder Speyer

Was fehlt? Eine Thematisierung des Welterbestatus und der damit verbundenen Ideen. Ich kann mich nicht erinnern, dass in Lehrplänen gefordert oder Schulbüchern angbeoten wird, zu thematisieren, warum es sich um Welterbestätten handelt, was sie so einzigartig macht und warum sie besonders erhaltenswürdig sind. Im Sinne der UNESCO auch die Ermutigung sich für den Erhalt dieser Stätten als Menschheitserbe einzusetzen. Angesprochen sind auf individueller Ebene Geschichtsbewusstsein ebenso wie auf gesellschaftlicher Geschichtskultur. Welterbebildung passt also bestens in den Geschichtsunterricht. Warum hat sie dort bislang keinen festen Platz gefunden?

5) What are the issues surrounding inclusion of world heritage into current lessons? How can Heritage help?

Einige Probleme habe ich oben bereits genannt: Es fehlt die Verbindlichkeit in den Vorgaben für den Unterricht sowie das Angebot in den Leitmedien des Unterrichts. Die Thematisierung ist zusätzlich und freiwillig und liegt damit im Ermessen der Lehrkraft, ist also abhängig von deren Interesse. Es gibt reichlich Anknüpfungsmöglichkeiten, aber keine explizite Festschreibung. Diese forderten die deutschen Welterbestätten auf ihrer Jahrestagung: Welterbe in die Lehrpläne (siehe hier). Ich sehe bei den mir bekannten neuen Lehrplänen in Geschichte nicht, dass dieser Appel eine Berücksichtigung gefunden hätte.

Die Implementierung von freiwilligen, zusätzlichen Themen ist immer schwierig. Helfen kann eine Zusammenarbeit der Welterbestätten mit den entsprechenden Instituten der Bundesländer im Schulbereich. Wichtig ist es aufzuzeigen, wie an regulären, verpflichtenden Lehrplan- und Prüfungsthemen exemplarisch mit Beispielen aus dem Welterbe gearbeitet werden kann und wie hierbei Aspekte der Welterbebildung einfließen können. Wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Schulinstituten deshalb, weil so die Chance steigt, dass die Ideen auch in den Schulen ankommen. Bei Vorschlägen und Materialien, die von einer Welterbestätte produziert werden, stellt sich immer die Frage, wie diese an die Lehrenden und Lernenden gelangt. Nur weil man etwas veröffentlicht, egal wie gut es ist, ob nun im Print oder digital, gelangt es noch nicht zu der gewünschten Zielgruppe.

Daher ist die (besonders regionale) Vernetzung und Zusammenarbeit ein zentraler Punkt. Diese sollte die UNESCO-Projektschulen einbinden, vielleicht sogar im besonderen Maße als Innovatoren und Multiplikatoren nutzen, aber zugleich über diese hinausgehen, da die Beschäftigung mit dem Welterbe nicht auf einige Projektschulen bleiben darf. Ist eine regionale Vernetzung mehrere Akteure gelungen, können gemeinsam Materialien erstellt und verbreitet und Fortbildungen für Lehrkräfte angeboten werden. Idealerweise werden die Materialien im Sinne der UNESCO als OER angeboten. Dies erhöht ihre Zugänglich- und Nutzbarkeit unabhängig vom Verfügen über ein gedrucktes Exemplar einer Handreichung, das vielleicht in der Schulbibliothek vorhanden ist, und frei anpassbar an die Bedürfnisse und Notwendigkeiten der jeweiligen Lerngruppe bzw. der einzelnen Lernenden.

Ein erfolgreiches Beispiel für so eine Kooperation ist die oben bereits erwähnte, im April diesen Jahres veröffentlichte Handreichung zur Welterbe-Bildung im Oberen Mittelrheintal, deren Beiträge und Unterrichtsmaterialien auch online als OER verfügbar sind und die die Möglichkeit der Veröffentlichung weiterer Beiträge bietet.

Um beispielhaft verschiedene methodische Zugänge zum Welterbe im Geschichtsunterricht aufzuzeigen, wäre auch ein Themenheft bei „Geschichte lernen“ oder „Praxis Geschichte“ eine gute Sache, um viele Lehrkräfte zu erreichen, die auf der Suche nach gelungenen Unterrichtsanregungen sind.

6) World Heritage Sites are multidisciplinary learning resources- any examples?

Welterbestätten bieten fantastische Möglichkeiten für fächerübergreifenden Unterricht. So kann man am Beispiel der Welterbestätte Oberes Mittelrheintal in herausragender Weise Mittelalter und/oder Romantik zugleich z.B. in Geschichte, Deutsch und Kunst thematisieren. Diese Herangehensweise eignet sich dann auch in besonderem Maße für individuelle Zugänge der einzelnen Lernenden in Form von Projektarbeit. In der Handreichung haben wir für das Obere Mittelrheintal weitere Ideen zusammengetragen:

Welterbe-Erkundung mit digitalen Medien

Als wesentliche Ziele der World Heritage Education (WHE) benennt die UNESCO, dass Kinder und Jugendliche ermutigt werden sollen, sich für die Erhaltung des Welterbes einzusetzen, sowohl auf lokaler wie auf globaler Ebene. Dafür ist es notwendig, dass sie die Bedeutung der Welterbekonvention von 1972 kennen und ein besseres Verständnis für die gegenseitige Abhängigkeit und Verflechtung von Kulturen entwickeln. Es sollen zudem neue und effektive Lehr- und Lernmethoden und -materialien erarbeitet werden, um das Welterbe in die schulischen Lehrpläne der Mitgliederstaaten der UNESCO zu integrieren.

Die WHE hat immer einen globalen Bezugsrahmen, in dem das lokale und regionale WelterbeAnonymous-Flag-of-the-Unesco durch Bezüge zu den Auswahlkriterien und zu anderen (Welterbe-) Stätten eingebettet ist. Das heißt für die Unterrichtspraxis, dass eine Thematisierung des regionalen Welterbes immer die Möglichkeit, eigentlich die Notwendigkeit, beinhaltet, die eigene Region zu verlassen, um sie mit anderen zu vergleichen, um so die Besonderheiten herausarbeiten und die Einzigartigkeit der jeweiligen Welterbestätte erkennen zu können.

Zugleich fordert die UNESCO innovative Zugänge, die Kinder und Jugendliche an die Beschäftigung mit dem Welterbe und seinen Grundlagen heranführen. Während die UNESCO im Bereich ICT (Information and Communication Technology) in Education (http://www.unesco.org/new/en/unesco/themes/icts/) wegweisende neue Ansätze wie mobile learning, BYOD (Bring your own device)1 und OER (Open Educational Resources)2 aufgenommen und zum Teil wesentlich geprägt hat, scheint der Transfer dieser Konzepte in die WHE bislang kaum geleistet. Zwar gibt es zahlreiche digitale Informationsangebote wie Internetseiten3 und Apps mit Informationen zu einzelnen Welterbestätten wie auch zum gesamten Welterbe4, konzeptionelle Entwürfe für die Integration digitaler Medien in die pädagogische Praxis der WHE stehen bisher allerdings noch am Anfang5. Zuletzt hat der deutsche „Arbeitskreis World Heritage Education“ in Corvey 2013 eine Resolution verabschiedet, die mehr partizipative Methoden in der WHE sowie die stärkere Nutzung der Möglichkeiten von Online-Kommunikationsformen fordert.6

Im Folgenden geht es weniger allgemein um die Veränderungen des Lernens in einer digital durchdrungenen Lebenswelt, das grundsätzlich immer auch ohne die Nutzung digitaler Medien möglich ist und sich z. B. in der Forderung nach partizipativen Elementen in der Vermittlung der Resolution zeigt, sondern speziell um die Fokussierung auf Einsatzmöglichkeiten von digitalen Medien als Werkzeuge zum Lernen im und über das Welterbe7. Die beiden Präpositionen machen deutlich, dass es notwendig ist, zunächst die Räume des Lernens zu unterscheiden. Während man prinzipiell überall etwas über das Welterbe lernen kann und dies somit ortsungebunden ist, erfolgt das Lernen im Welterbe notwendigerweise vor Ort an den Welterbestätten. Für WHE mit digitalen Medien im schulischen Rahmen ergeben sich daher drei Lernorte:

  1. In der Schule und zu Hause

Es besteht die Möglichkeit, die Welterbe-Stätten mit digitalen Medien in den Klassenraum und in das eigene Zimmer zu holen. Videos, virtuelle Rundgänge, die Internetseiten der Welterbestätten können angesehen, gelesen, als Ausgangspunkte für die Entwicklung von Fragestellungen z. B. in Vorbereitung auf eine Exkursion oder zur Beantwortung von Unterrichtsfragen herangezogen und in der Schule Computer, Beamer und interaktive Whiteboards zur Präsentation von Arbeitsergebnissen genutzt werden.

  1. Im Welterbe

Welterbebildung verstanden als „Aktivitäten von Lernenden im Welterbe“ macht über die einfache Formulierung deutlich, dass es vor allem darum geht, dass Menschen das Welterbe vor Ort erkunden. Für Schülerinnen und Schüler bedeutet das, den Klassenraum zu verlassen und als Lerngruppe einen „außerschulischen Lernort“ aufzusuchen. Die Möglichkeiten, diesen zu entdecken, zu analysieren und die Ergebnisse zu dokumentieren, erweitern sich durch die Nutzung digitaler Endgeräte wie Smartphones oder Tablets. Diese bieten mit ihren Funktionen und Apps Schnittstellen der Medienkonvergenz und Lernwerkzeuge. Mobiles Lernen entkoppelt das Lernen von der Gebundenheit an räumliche Lernumgebungen wie Klassenzimmer, Bibliotheken, Museen oder Gedenkstätten und macht jeden Ort zu einem Lernort. Direkt im Welterbe werden Videos angeschaut, Podcasts angehört oder Texte gelesen. Über den Internetzugang der digitalen Geräte trägt jeder eine multimediale Mediathek mit sich. Die digitalen Endgeräte sind zugleich multifunktionale Werkzeuge, um u.a. die eigene Position zu bestimmen (GPS) oder Foto-, Audio- und Videoaufnahmen zu machen.

Dies ermöglicht auch vor Ort eine Individualisierung des Lernens im Welterbe, die ausgeht von den eigenen Fragen der einzelnen Lernenden und eine selbstständige lernende Auseinandersetzung mit der jeweiligen Welterbestätte vereinfacht. An die Stelle einer stark gelenkten Vermittlung mit erwarteten Ergebnissen treten sinnstiftende Ansätze entdeckenden und forschenden Lernens in Projektform.8

3. Im Internet

Social Media wie Facebook oder Twitter, aber auch E-Mails oder Blogs können genutzt werden, um Welterbe-Bildung global zu vernetzen9: Im Blick sollten dabei nicht nur die Welterbe-Manager, Dozenten, Pädagogen und Lehrkräfte stehen, sondern im Besonderen die Lernenden, und zwar nicht als Empfänger von Wissensvermittlung, sondern als Handelnde. Mitschüler, Lehrkräfte und Experten können kontaktiert und befragt, eigene Lernprodukte veröffentlicht und ausgetauscht, Fragen und Arbeitsergebnisse zusammengefasst und in öffentliche Debatten eingebracht werden.10

Auf schulischer Ebene besteht darüber hinaus die Möglichkeit zu internationaler Kooperation. So kann man mit einer oder mehreren Partnerschulen zusammenarbeiten, um Welterbestätten in der jeweiligen Region zu erkunden, ihre Merkmale herauszuarbeiten und international zu vergleichen. Hierbei lassen sowohl ähnliche, wie z. B. Burgenlandschaften, wie auch unterschiedliche, wie z. B. ein Kulturerbe mit einem Naturerbe, vergleichen. Die leitenden Fragen zur Untersuchung hängen von den beteiligten Schulen, Fächern, Lehrkräften und Lernenden ab. Genutzt werden können einzelne Kommunikations- und Dokumentationswerkzeuge wie E-Mails, Chat, Videokonferenz, Wiki, Blog, Fotogalerie oder Forum, die sich in Online-Lernplattformen, wie sie viele Schulen mit Moodle, lo-net2 oder eTwinning nutzen, auch gebündelt in einer geschlossenen Lernumgebung finden.

Eine zweite Unterscheidung lässt sich nach Art der Lernaktivitäten bzw. Kompetenzbereichen treffen. Im Lehrplan für den gesellschaftswissenschaftlichen Lernbereich (Erdkunde, Geschichte, Sozialkunde) der Sekundarstufe I in Rheinland-Pfalz werden die Operatoren als handlungsinitiierende Verben drei Kompetenzbereichen zugeordnet: Methodenkompetenz, Kommunikationskompetenz und Urteilskompetenz. Im Fach Gesellschaftslehre werden folgende Kompetenzen definiert: Wissen erwerben, mit Wissen handeln, (mit) Wissen bewerten/beurteilen/reflektieren.

Die Arbeit mit Medien spielt in Bezug auf letztere eine untergeordnete Rolle, weswegen sie an dieser Stelle vernachlässigt werden kann. Methoden- und Kommunikationskompetenz hingegen sind medial gebunden und abhängig von den verwendeten medialen Werkzeugen. Um das an einem Beispiel zu veranschaulichen: Eine Diskussion in Präsenz aller Teilnehmer verläuft anders und folgt anderen Regeln als eine Diskussion mit denselben Teilnehmern, die über einen Chat, ein Online-Forum oder als Videokonferenz geführt wird.

Die Lernaktivitäten innerhalb der Kompetenzbereiche können zudem nach ihrer Funktion im Lern- und Arbeitsprozess in Gruppen zusammengefasst und strukturiert werden. Im Sinne der Kompetenzorientierung des Unterrichts seien beispielhaft einige Operatoren für mögliche Aufgabenstellungen zum Lernen in dem und über das Welterbe genannt und mit digitalen Werkzeugen verknüpft, die für ihre Bearbeitung genutzt werden können (beispielhafte Operatorenliste als PDF).

Digitale Medien werden als Werkzeuge genutzt, um sich in das Welterbe zu begeben, sich in diesem zu orientieren, es zu erkunden, Aufgaben zu lösen und damit etwas über das Welterbe zu lernen. Ausgehend von den Prinzipien der Handlungs- und Produktorientierung bieten die Aufgaben einen hohen Grad von Aktivierung aller Lernenden mit der Chance, die Vermittlung des Welterbes durch eine selbstständige Erkundung zu ergänzen und dadurch das Interesse an der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand und die Lernmotivation zu erhöhen. Es geht dabei nicht um ein „Lost in cyberspace“, sondern um eine Nutzung digitaler Endgeräte zur Erschließung und Dokumentation der erlebten Natur- und Kulturlandschaft. Technik, eigenständiges Handeln und Produzieren, Spiel- und Rätsel-Elemente können dabei wichtige Brücken sein, um Kindern und Jugendliche alters- und zeitgemäße Zugänge zu Kenntnis, Bedeutung und Erhaltung des UNESCO-Welterbes zu ermöglichen.

1 Zu mobile learning und BYOD siehe: http://www.unesco.org/new/en/unesco/themes/icts/m4ed/

3 Siehe z. B. Seite: Welterbe Mittelrheintal-Kids on tour http://www.welterbe-mittelrheintal.de/index.php?id=382

4 Siehe z. B. die Internetseiten auf Englisch und Französisch: http://whc.unesco.org/en/ und World Heritage Education Program http://whc.unesco.org/en/wheducation/

5 Vgl. Hinrichs (2012).

8 Vgl. Rosa (2013).

9 Bereits bestehend siehe z. B. das Netzwerk von UNESCO-Projektschulen: UNESCO Associated Schools Project Network (ASPnet) https://en.unesco.org/aspnet/. Für die deutschen UPS-Schulen siehe: http://www.ups-schulen.de/index.php.

10 Zur Partizipation durch Medienhandeln im Social Web siehe den einführenden Beitrag auf pb21: http://pb21.de/2012/01/partizipation-im-und-mit-dem-social-web/.

Text ursprünglich veröffentlicht unter CC BY-NC-SA 3.0 in der Handreichung: UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal, http://bildung.welterbe-mittelrhein.de/fileadmin/user_upload/ZVM/Material/4_Didaktisch-methodische_Anmerkungen.pdf