LMS vs. PLE

Ein Video auf Englisch, das in einem Dialog zwischen Schüler und Lehrer, überspitzt Unterschiede von Lernmanagementsystemen und Web 2.0-Anwendungen bzw. einer Personal Learning Environment und den damit verbundenen Chancen zu einer Individualisierung von Lernprozessen aufzeigt.

Sehr lustig, aber leider wohl bitterer Alltag in vielen Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, die Aussage des Lehrer im Film: „Ich scanne gerade ganz viele Blätter ein, die die Schüler online lesen sollen. Das machen jetzt alle, das nennt sich e-Learning.“

Da ist wohl etwas missverstanden worden. Aber es wundert nicht, dass, wenn „e-Learning“ so verstanden wird, dann die möglichen Potentiale nicht gesehen werden, was mit zu durchaus deutlichen Abwehrreaktionen beiträgt. (Letztere haben natürlich viele Gründe, die hier nicht alle aufgelistet werden brauchen.)

Erstmals versuche ich in diesem Jahr auf ein LMS zu verzichten, nachdem ich in den letzten Jahren mit lo-net2 und moodle gearbeitet habe, und in einer Klasse nur mit Web 2.0-Anwendungen zu arbeiten und gemeinsam mit den Schülern schrittweise eine eigenes PLE aufzubauen. Interessant aus der Stunde heute: Vielen Schülern ist (ebenso wie vielen Lehrern) nicht klar, welche Möglichkeiten es gibt und wie diese ihren Lernprozess unterstützen könnten.

Im Video geht der Junge übrigens noch einen entscheidenen Schritt weiter: Es sind nämlich nicht nur die Werkzeuge, zur Informationsverarbeitung, -sichtung, -sortierung und -weitergabe, sondern die Personen, mit denen man über diese Werkzeuge in Kommunikation treten kann, die Lernen zusätzlich bereichern können (Spanische Muttersprachler im Videobeispiel) und man dann auch eher von einem PLN, einem Personal Learning Network, spricht. Gerade im Hinblick nicht nur auf Schule, sondern auf die Idee lebenslangen Lernens liegt hier ein enormes Potential, das aber um geborgen zu werden, der Anleitung und Anregung bedarf.

Wikipedia, Geschichtswissenschaft und Schule

Schön zu lesen, wenn wissenschaftlich bestätigt wird, was man auch in der Schule wahrnimmt und den Schülern predigt (wenn auch zugegebenermaßen mit recht bescheidenem Erfolg): Viele Wikipedia-Artikel eignen sich nicht als Einstieg in die Recherche, verlangt oft viel Vorwissen und enthalten eine Flut von nicht relevanten Details, die nicht nur  Schüler dabei überfordern, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. So die Zusammenfassung einiger (Zwischen-) Ergebnisse des von Peter Haber an der Universität Wien durchgeführten Forschungsseminars zu „Wikipedia und die Geschichtswissenschaften“.

Wikipedia ist ja ein Thema, das immer viel Aufmerksamkeit erzeugt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Präsentation der Seminarergebnisse ein recht breites Medienecho gefunden haben. Zusammenfassend finden sich die Ergebnisse auch im Weblog von histnet, der auch auf das Wiki des Seminars verlinkt.

Für den Geschichtsunterricht in der Schule stellt sich natürlich die Frage, welche anderen Einstiege in ein Thema bieten sich für Schüler im Internet an? Für die deutsche Geschichte verweise ich in der Regel auf LeMO. Die Artikel sind zwar kurz und gut untereinander verlinkt, für Einstieg in ein Thema fehlen allerdings weiterführende Links oder Literaturangaben. Ansonsten fallen mir spontan aber auch keine gute Alternativen ein. Die Wikipedia ist und wird die zentrale Anlaufstelle für Internetrecherchen von Schülern (und Lehrern) bleiben. Daher, denke ich, ist es nötig, über den richtigen Umgang  in der Schule zu diskutieren. Dieser sollte den möglichen Nutzen aber auch Grenzen der Wikipedia sowie deren Funktionieren klar machen. Den anschaulichen Ansatz von Wikibu finde ich gut, zumal gelungene praktische Einsatzszenarien für den Unterricht gleich mit geliefert werden. Problem ist wohl eher, dass sich dafür in der Schule kein Fach „zuständig“ fühlt und es damit Zufall bleibt, ob die Schüler den kompetenten Umgang mit Recherchen im Internet lernen. Eine Chance besteht in schulinternen  und fächerübergreifenden Medienkonzepten, wie sie z.B. von den Projektschulen im rheinland-pfälzischen Landesprogramm „Medienkompetenz macht Schule“ gefordert und gefördert werden. Allerdings ist das ein langer Weg: Über die oft leidvolle Erfahrung des Versuchs, Schule zu verändern, hat gerade Damien Duchamp ausführlich in seinem Blog berichtet.

Zum Schluss soll ein großer Pluspunkt von Wikipedia erwähnt werden, den ich vor kurzem selbst im Unterricht erlebt habe: In einem eTwinning-Geschichtsprojekt mit einer italienischen Schule sollten die Schüler einer 10. Klasse auf Englisch, das als Kommunikationssprache im Projekt diente, eine Präsentation zum Hitler-Putsch von 1923 erarbeiten. Um an die entsprechenden, unbekannten Fachbegriffe zu kommen, über die Schüler – sofern sie nicht an einer bilingualen Schule sind – sicher nicht verfügen, haben sie von selbst auf die englische Wikipedia zurückgegriffen und eine für sie überraschende Entdeckung gemacht: Auf Englisch heißt das Ganze  Beer Hall Putsch, was Auslöser für eine spannende Diskussion über die Konnotationen der beiden Benennungen war.

[tweetmeme source=”eisenmed” only_single=false]

Wie funktioniert die Wikipedia?

Mit seinem Tafel-Wiki hat Christian Spannagel in seinem Blog einen ebenso einfachen wie anschaulichen Unterrichtsvorschlag beschrieben,  das Prinzip „wiki“ in der Schule zu erklären und das tatsächlich an einer Kreidetafel! 😉

Die Stunde gehört nicht speziell zum Geschichtsunterricht, aber die Wikipedia wurde hier ja schon mehrfach thematisiert, stellt eine der wichtigsten Informationsquellen für die Schüler in allen Fächern dar und gute Ideen gehören einfach weitergegeben… und hierbei handelt es sich um eine wirklich gute Idee!

11. Forum Medienkompetenz in Koblenz

Jugend 2.0 – Leben in der Medienwelt: gamen, twittern, simsen, bloggen, skypen …

Das 11. Forum Medienkompetenz bietet aktuelle Informationen zum Thema, Angebote und Hinweise zu medienpädagogischen Projekten für Eltern, Lehrkräfte und alle Interessierten. Mehrere Präsentationen von Teilbereichen des Landesprogramms Medienkompetenz macht Schule (MmS):

Universität Koblenz

Mittwoch, 16. September 2009
17.00 Uhr – 20.00 Uhr

Campus Koblenz, Universitätsstraße 1, 56070 Koblenz, Gebäude D (Mensa)

Programm und Anmeldung hier.