Rehabilitation 1914-18

In Ergänzung zu dem vorangegangenen Beitrag folgt hier nur der kurze Hinweis, dass es in Frankreich eine Bewegung gibt, die die Rehabilitation der „zur Aufrechterhaltung der Disziplin in der Truppe“ standrechtlich erschossenen Soldaten aus dem „Großen Krieg“ fordert. Die Gründe für die Verurteilung sind vielfältig. Für den Ersten Weltkrieg sind hier aber vor allem zu nennen Selbstverstümmelung (siehe auch das Buch bzw. den Film: Un long dimanche de fiançailles / Mathilde – eine große Liebe), Desertion, Verlassen des Postens sowie Ungehorsam vor dem Feind.

France3 berichtet über eine Kundgebung in Dijon, Burgund Unten auf der Seite sind ein paar interessante weiterführende Links angegeben. Die Materialien sind sicher auch interessant speziell für den bilingualen Fachunterricht. Zu dem Thema gibt es auch einen Artikel in der französischsprachigen Wikipedia, der recht detailliert, allerdings nicht mit anderen Sprachversionen verlinkt ist.

#Gamification: Spion im Kalten Krieg

Das Mémorial Caen bietet ein kleines Online-Spiel zum Kalten Krieg. Leider auch nur auf Französisch. Man hat die Wahl zwischen mehrere Missionen in Washington, Berlin West, Ost oder Moskau. Außerdem kann man sich noch jeweils für die Übernahme der Rolle eines CIA oder KGB/Stasi-Agenten entscheiden, für den man dann eine „Mission“ erhält. Die eigentlichen „Spiele“ sind nett aufbereitet, aber wenig spannend: Vor dem Hintergrund eines Ortes (Straßenzug, Hinterhof etc.) muss man aus seinen Spionagenwerkzeugen das richtige auswählen, um es an einem von drei vorgebenen Punkten des Ortes anzuwenden. Dafür hat man maximal drei Versuche und 90 Sekunden Zeit. Ordnet man das Spionagewerkzeug dem richtigen Punkt zu, hat man die Mission erfüllt und bekommt noch ein wenig Hintergrundinformationen zum gewählten Werkzeug und der Spionagetätigkeit im Kalten Krieg.

Auch wenn das Spiel keine Begeisterung weckt, so ist es doch auffällig, wie im vorangehenden Beitrag schon angemerkt, dass es offenkundig im englisch- wie im französischsprachigen Raum zunehmend normal wird, dass Archive, Gedenkstätten und Museen solche Angebot entwickeln und online stellen, während Vergleichbares in Deutschland noch zu fehlen scheint. Falls jemand, solche Angebote auf Deutsch kennt, bin ich für Hinweise dankbar.

Remembering names & dates using rhyme and rap

Auch eine Art Geschichtsunterricht zu gestalten… gar nicht so schlecht, aber vor allem sehr unterhaltsam 😉

Der Behaltenseffekt, wenn Schüler selbst zur Wiederholung mit Namen und Daten einen eigenen Rap verfassen, dürfte in der Tat recht hoch liegen. Vielleicht wäre das wirklich mal eine schöne methodische Abwechslung für den Unterricht, die sicher viel Spaß macht und zugleich die besprochenen Inhalte wiederholt und festigt.

via @hodderhistory

Auswanderung und Assimilation?

Zunächst wussten sie wenig von dem fernen Land. Einige wurden gezielt zur Ansiedlung in bestimmten Städten und Regionen angeworben. Mittlerweile leben sie dort schon seit Generationen, geben aber dennoch ihre Sprache nicht auf, sondern von Generation zu Generation weiter. Das ist gut möglich, weil sie eigene Gemeinschaften bilden, ihre eigenen Geschäfte haben und auch eigene Sport-, Musik- und Geselligkeitsvereine. Entsprechend haben sie auch eine eigene Presselandschaft, die über die Ereignisse in ihren Herkunftsregionen berichtet und das politische  Meinungsspektrum abdeckt. Sie haben ihre Heimat verlassen aus wirtschaftlichen Gründen, weil sie sich in der Fremde ein besseres Leben erhofften, oder aus politischen Gründen, weil sie in der Heimat wegen ihrer politischen Ansichten überwacht, zensiert oder sogar inhaftiert wurden.

Es sind vor allem Handwerker, Kleinbauern und Arbeiter aus armen, ländlichen Gebieten, die auswandern. Studierte Rechtsanwälte, Ärzte oder Lehrer sind nur wenige dabei. Kaum jemand beherrscht bei Ankunft die Landessprache. Oft gehen einige Wagemutige vor, andere, vor allem Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn kommen später nach und siedeln in der Nähe. So entstehen nach und nach kleine Stadtviertel, die nach ihrem Herkunftsland benannt sind: little Germanies.

Die Rede ist offensichtlich nicht von z.B. der türkischen Migration der letzten Jahrzehnte nach Deutschland, sondern von der Geschichte der deutschen Auswanderung, hier exemplarisch insbesondere der in die USA im 19. Jahrhundert. Aufmerksam geworden auf die offenkundigen Ähnlichkeiten bin ich durch einen Vortrag von Roland Paul vom Institut für pfälzische Geschichte auf dem Tag des Geschichtsunterricht an der Universität Saarbrücken.

Nicht nur angesichts der aktuellen Debatten um die Aussagen von Friedrich, Erdogan und zuletzt Seehofer scheint mir dies ein Thema zu sein, das im Geschichtsunterricht aufgegriffen und besprochen werden sollte, weil es die Schülerinnen und Schüler zur (aus historischer Sicht kompetenten) Teilnahme an der gesellschaftlichen Debatte befähigt. Geschichte als politisches Argument ist immer problematisch. Besonders an den Äußerungen des neuen Innenminister ist zu sehen, wie wichtig es ist, Migration nicht als Sonder-, sondern als Normalfall zu begreifen. Es gilt ggf. vorhandene naive Vorstellungen einer statischen Gesellschaft durch dynamische Konzepte zu ersetzen.

Viele Gegenden des späteren Deutschlands, wie z.B. die Pfalz, waren im 19. Jahrhundert vor allem Auswanderer-Regionen. Das Festhalten an den regionalen Traditionen (Kirmesfeiern, Karnevalsgesellschaften) und der eigenen Sprache durch die deutschsprachigen Auswanderer wird in der Literatur interessiert betrachtet und durchaus positiv gewertet (i.S. von „Es ist ihnen gelungen, ihre Sprache zu bewahren“ statt „Sie waren unfähig/unwillig, sich zu integrieren“). Die Vergleichbarkeit liegt auf der Hand, wird von den Familien- und Volkskundlern in der Regel nicht geleistet.

Spannend ist die sehr unterschiedliche Bewertung der beiden Phänomene (positiv das vermeintlich Eigene, negativ das Neue, Andere). Von der durch den Vergleich hervorgerufenen kognitiven Dissonanz, die auch bei den Schülern zu erwarten ist, sowie den Erfahrungsgeschichten von Kindern mit Migrationshintergrund kann der Geschichtsunterricht profitieren.

Als Material eignen sich Auszüge aus deutschsprachigen Zeitungen, wie z.B. den von Conrad Voelcker herausgegebenen „Hessischen Blättern“ oder „Der Pfälzer in Amerika“. Ideal für den Unterricht sind die Werbeanzeigen für die Geschäfte und Volksfeste, da diese leicht zu lesen sind und zugleich den „Community“-Charakter offenbaren. Zu finden sind solche z.B. im Buch von Roland Paul und Karl Scherer, Pfälzer in Amerika – Palatines in America, Kaiserslautern 1995. Davon ausgehend kann das Thema je nach Altersstufe vertiefend behandelt, Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede herausgearbeitet werden.

Der historische Vergleich und die Wahrnehmung der Ähnlichkeiten könnten zu einer gelasseneren Haltung in der Integrationsdebatte beitragen. Wobei ein im Sinne der Integration positiver Ausgang entsprechend dem historischen  Vorbild natürlich keineswegs garaniert ist.  Es bedarf dazu gemeinsamer gesellschaftlicher Anstrengung aller Beteiligten.

Bedenkenswert in diesem Hinblick erscheint mir übrigens das Teilfazit der RLP-Ausstellung zur Auswanderung. Dort heißt es:  „Ethnisch geprägte Viertel, wie ‚Little Germany‘ in New York oder ‚Over the Rhine‘ in Cincinnati, deutsche Schulen, Zeitungen und Kirchengemeinden erleichterten den Immigranten zwar die Integration, zugleich wurden sie jedoch als ‚Zeichen mangelnder Anpassungsbereitschaft und als Rückzug in eine vermeintlich homogene ethnische Kultur verstanden. […] Um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert stellten deutsche Einwanderer und ihre Kinder zehn Prozent der US-Bevölkerung. Die meisten Immigranten waren schon seit Jahrzehnten im Land, und es gab kaum noch Zuzüge aus Deutschland, die dem ethnischen Gemeinschaftsleben hätte neue Impulse geben können. Die Heterogenität der Deutsch-amerikaner, ökonomische Integration und die fortgeschrittene Akkulturation führten insbesondere in städtischen Gebieten zum Verfall der Identität.“

Im übrigen sollte man nicht auf den Kurzschluss verfallen, dass es in den USA, die sich als Einwanderungsland verstanden, keine Konflikte gegeben habe. Vielmehr sind schon im 18. und 19. Jahrhundert zahlreiche Belege für die Artikulation von Vorurteilen und „Überfremdungsängsten“, ganz ähnlich zu denen von heute, zu finden.

Es gibt zudem einige Seiten im Internet zum Thema, die sich auch im Unterricht einsetzen lassen:

Auswanderung aus den Regionen des heutigen Rheinland-Pfalz

Heimat Pfalz – Auswanderung

Zeitung: Buffalo Volksfreund (digitalisiert ab 1891)

Archivaria – the history of Buffalo, New York (digitalisierte Quellen)

Goethe-Institut: German-american site in Chicago

Palatines to America

Deutsch-Pennsylvanischer Arbeitskreis

Falls jemand noch Links zu thematischen Materialien oder zu weiteren digitalisierten deutschen Zeitungen aus den USA hat, wäre ich für Hinweise dankbar und nehme diese gerne hier auf.

Photo @dougtone auf Flickr

Schreckliche Geschichten – Horrible histories

Die Bücher gibt es ja auch in deutscher Übersetzung. Die BBC hat sich an die Verfilmung gemacht. Ich hatte nicht gedacht, dass das geht. Gerade eben habe ich den Youtube-Kanal mit zahlreichen Ausschnitten aus der Serie entdeckt. Great fun! Wer die Bücher und englischen Humor mag, wird die Serie lieben. Eine ebenso witzige wie gelungene Umsetzung der Horrible History Bücher. Als Appetithäppchen aus den Gorgeous Georgians: die 4 Georges als Boyband mit „Born2rule“ (man achte auf den deutschen Akzent des ersten George ;)).

Yes, it is true, these books were even translated into German. The BBC has made an adaptation for the telly (which has not been on TV in Germany,  has it?). I had not thought it would work. Just now I have dicovered the youtube channel with numerous extracts of the series. Great fun! Who likes the books and the English sense of humor, will love the series. An equally witty and successful adaptation of the Horrible History books. As an appetizer from the Gorgeous Georgians: the 4 Georges with „Born2rule“ (mind the German accent ;))

Erste Artikel in classroom4.eu-wiki

Die Schülerinnen und Schüler des 13er Leistungskurses Geschichte haben mehrere Wochen recherchiert und die ersten Artikel stehen im neuen Wiki von classroom4.eu [Seite existiert nicht mehr] nun online. Das europäische Projekt wurde in diesem Blog schon an anderer Stelle ausführlich dargestellt. Die Grundidee ist, die europäische Kulturgeschichte  aus regionaler Sicht neu zu schreiben. Schüler schreiben in mehreren Sprachen ein virtuelles Schulbuch für andere Schüler in Europa. Im Wiki können die Geschichten aus den verschiedenen Regionen Europas verknüpft werden, so dass die vielfältigen Verbindungen von Künstlern und Wissenschaftlern und die Weitergabe von Ideen und Erfindungen aufgezeigt werden können.

Artikel gibt es bereits zur Geschichte der Post, der Porträtmalerei, des Pianos, der Linse sowie des geheimen Wahlrechts.

Monthy Python’s Flying Circus wird 40!

Am 5. Oktober 1969 um 23 Uhr flimmerte die erste Folge der britischen Kultserie über die Bildschirme im Vereinigten Königreich. Wer die erste und weitere Folgen noch einmal sehen möchte, finden sie auf youtube.

Die BBC hat eine mikrige Geburtstagsseite mit einigen Links und alten Fotos eingerichtet. Mehr zum Jubiläum und zur Geschichte der Truppe findet sich auf der offiziellen Homepage. Dort ist u.a auch ein Artikel von Eric Idle zum ruby jubilee.

Schon ein Stück Zeitgeschichte: Michael Palin arbeitet heute als Reiseschriftsteller, u.a. auch für das britische Fernsehen, und ist gerade Präsident der altehrwürdigen Royal Geographical Society geworden. Mit seiner letzten Äußerung hat er die unter Tony Blair begonnene Debatte über die Darstellung des Britischen Empire im Geschichtsunterricht noch einmal neu belebt.

John Cleese, der Ende des Monats 70 wird,  hat ein Profil auf Facebook und auf Twitter fast 250.000  eingeschriebene Followers. Wer seine tweets lesen möchte: @JohnCleese „indeed still alive, contrary to rumour“ – sehr lebendig – happy birthday!

… and now for something completely different. 😉

PS. Allen, die Britcoms allgemein gern mögen, sei der gleichnamige Blog von Oliver Nagel empfohlen, der hier auch zum Monty-Python-Jubiläum schreibt.

Geschi bili 3: Social bookmarking von Geschichtslehrern

Eine Gruppe bei diigo bietet eine Riesenauswahl an englischsprachigen, kommentierten und verschlagworteten Links für den Geschichtsunterricht:

http://groups.diigo.com/groups/history-teachers

Wäre es nicht sinnvoll, eine vergleichbare Gruppe auch für den deutschsprachigen Raum einzurichten? Falls es sowas schon gibt, wäre ich für den Hinweis dankbar. Ansonsten könnten so die verstreuten Linktipps  der  verschiedenen Internetseiten und Blogs zu Geschichte und Geschichtsunterricht stärker vernetzt und nachhaltig für die Unterrichtspraxis nutzbar gemacht werden. An anderer Stelle ist die mangelnde Vernetzung ja noch vor kurzem beklagt worden…

Auf jeden Fall finden sich in der oben verlinkten diigo-Gruppe erstmal jede Menge Surftipps für das (voraussichtlich verregnete) Wochenende. Ab heute ist hier nämlich vorübergehend Pause wegen der Tagung geschichtsdidaktik empirisch 09 in Basel. Bin schon mächtig gespannt 😉

Geschi bili1: Entwicklung der USA

10 Minuten Film über die territoriale Entwicklung der USA ausgehend von den 13 Gründungststaaten von 1789 bis 1959. Die Präsentation besteht aus einer animierten Karte mit gesprochenem Text und ist einsetzbar im bilingualen Geschichtsuntericht oder für Landeskunde im Englischunterricht.  Sie lässt sich komplett abspielen oder in drei Teilen: 1) 1789-1853, 2) bis 1865 und 3) bis 1959: animatedatlas: Growth of a nation

Riesenfundus an primary sources zur US-amerikanischen Geschichte:

http://www.footnote.com/