Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Deutschland und Frankreich – Teil 6: Von den 1970er Jahren bis 2009

Europawahlplakat der CDU 1989. Quelle: KAS/ACDP 10-030 : 226. CC-BY-SA 3.0 DE.

Europawahlplakat der CDU 1989. Quelle: KAS/ACDP 10-030 : 226. CC-BY-SA 3.0 DE. Das zitierte Plakat des PS stammt aus demselben Wahlkampf und ist nur ein paar Tage älter. Informationen dazu finden sich hier: http://bit.ly/1l3GIlE

In den 1970er und 1980er Jahre ließ das Interesse am Ersten Weltkrieg in Deutschland wie in Frankreich zunächst nach. Allerdings entfaltete speziell Verdun eine ungeheure Symbolkraft im Prozess der deutsch-französischen Aussöhnung. Andere Orte, wie z.B. Reims, wurden zurückgedrängt, Verdun als Symbol herausgegriffen und ist im kollektiven Gedächtnis erhalten geblieben. Dazu beigetragen hat das vielen Schulgeschichtsbüchern abgedruckte und auch sonst vielfach reproduzierte Foto vom Zusammentreffen Kohls und Mitterands in Verdun am 22.9.1984.

Auffällig ist zunächst das Datum: Es handelt sich um keinen symbolträchtigen Tag, weder Jubiläum noch Jahrestag. Vielmehr steckte hinter Wahl von Ort und Geste für ein solches Foto ein politisches Kalkül und taktisches Schachern um die symbolische Politik. Helmut Kohl hatte auf Teilnahme zu den Feierlichkeiten in Erinnerung an den D-Day gedrängt, der sich am 6. Juni 1984 zum 40. Mal jährte. Dieses wurden wiederum von französischer Seite abgelehnt und Verdun als Ort eines Treffens eigentlich nur als „Ersatz“ bzw. Kompromiss angeboten.

Die fotografische festgehaltene Geste des Händereichens war eingebettet in straffes Programm ritualisierten Gedenkens von Kranzniederlegungen, Schweigeminute, Nationalhymnen und Baumpflanzen. Während das Foto zur Ikone geworden ist und in vielen Geschichtsbüchern zur symbolischen Illustration der deutsch-französischen Freundschaft und Versöhnung verwendet wird, gab es 1984 von den Zeitgenossen neben viel Anerkennung (siehe z..B. in Spiegel und Zeit) zum Teil deutliche Kritik an dem durchschaubaren Kuhhandel mit Symbolik, an der geplanten und demonstrativen “Ergriffenheit”, die als nicht spontan und damit als nicht authentisch, sondern als reine Inszenierung kritisiert wurde.

Die Kritik scheint heute vergessen und verstummt: die symbolträchtige Inszenierung ist den beiden Staatsmännern gelungen, ohne dass sich abschließend feststellen ließe, ob das Ergreifen der Hand verabredet oder spontan war. Zum 25. Jahrestag 2009 wurde medial vielfach an das Ereignis erinnert (z.B. FAZ, WDR, AA/Ministère des Affaires Etrangères) und in Douaumont findet sich eine entsprechende Gedenkplatte.

Für die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg folgen nun Jahre, die geprägt waren, vom allmählichen Aussterben der Augenzeugengeneration. Erst mit dem parallel verlaufenden Übergang vom kommunikativen ins kulturelle Gedächtnis in den 1990er Jahren entstand wieder ein erneutes Interesse von Wissenschaft und Medien, in deren Rahmen z.B. auch die Einrichtung des Historial in Péronne fällt.

Es folgte ein erster Weltkriegs-„Boom“ rund um den 90. Jahrestag des Kriegsbeginns 2004 mit neuen Formen der Medialisierung und zahlreichen Zeugnissen der populären Erinnerungskultur: Romane, Fernsehserien, Comics, , Computerspiele, TV- und Kino-Filme. Als Beispiele für letzteres seien „Mathilde, eine große Liebe/Un long dimanche de fiançailles“ von 2004 (u.a. mit Audrey Tautou) und „Merry Christmas/Joyeux Noel“ von 2005 (u.a. mit Daniel Brühl) genannt.

In Frankreich starb mit Lazare Ponticelli der letzte poilu 2008 im Alter von 110 Jahren gestorben. Auf Anregung des damaligen Staatspräsidenten Jacques Chirac gab es für den letzten Helden des großen Krieges ein Staatsbegräbnis (Foto). In Deutschland starb der letzte Frontsoldat, Erich Kästner im Alter von 107 Jahren, gleichfalls 2008, ein paar Wochen früher, weitgehend unbemerkt (Todesanzeige).

Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Deutschland und Frankreich – Teil 5: 50 Jahre Erster Weltkrieg 1964-1968

DSC00544

Denkmal am Ortseingang von Koblenz-Arzheim

[Zurück zu Teil 4]

Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg beschränkt sich der Vergleich auf Frankreich und Westdeutschland. Eine Einbeziehung der DDR wäre sehr spannend, ist aber im zeitlichen Rahmen dieses Vortrags nicht zu leisten.

In Deutschland waren zunächst waren in der Regel wie in Frankreich die Kriegerdenkmäler zum Ersten Weltkrieg um Platten und Inschriften ergänzt worden, die in ungebrochenem Heldengedenken die Namen der Gefallenen des Ortes aus dem Zweiten Weltkrieg auflisten. In Deutschland gedachte man nun den Toten beider Weltkriege. Kirchengemeinden, Vereine und Nachbarschaften versammelten sich am Volkstrauertag oder anderen Feiertagen und Jubiläen zum Gottesdienst mit anschließendem Gedenken am Kriegerdenkmal. Auszug aus der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Koblenz Arzheim:

„[…] Nach Kriegsende bekam die Wehr neue Ausrüstung: eine neue Spritze und viele Meter Schlauchleitung. Oberführer Johann Staudt berief am 31. Mai 1947 eine Versammlung ein; er gedachte der Gefallenen des 2. Weltkrieges und dankte den Aktiven für die in den letzten harten Jahren geleistete Arbeit. […]  Ihr 50jähriges Bestehen feierte die Freiwillige Feuerwehr Arzheim vom 10. bis 11. Mai 1958. Das Fest begann mit einem Commers im Vereinslokal Ufer unter Mitwirkung der Arzheimer Ortsvereine. […] Der Sonntag begann mit einem gemeinsamen Kirchgang der Wehr mit anschließender Gefallenenehrung am Kriegerdenkmal […]“ (Zitat).

Messe in der Kathedrale von Reims mit de Gaulle und Bundeskanzler Adenauer

Messe in der Kathedrale von Reims mit de Gaulle und Bundeskanzler Adenauer am 8. Juli 1962

Die 1960er Jahre brachten dann zunächst auf staatlicher Ebene die freundschaftliche Annäherung von Deutschland und Frankreich: „Beim Empfang von Konrad Adenauer in Reims im Juli 1962 wurde der Erste Weltkrieg zwar nicht ausdrücklich erwähnt, die Erinnerung daran war dennoch gegenwärtig. Insbesondere die Kathedrale von Reims, in der die Freundschaftsmesse gefeiert wurde, ließ ihrer Zerstörung durch deutsche Kanonen im Jahr 1914 gedenken. Auch die nahen Schlachtfelder in der Champagne erinnerten an den blutigen Konflikt“. (Zitat) So wurde zunächst Reims zu einem Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung (siehe auch diese Karikatur).

1964 stand für Deutschland wie 2014 ein doppelter Jahrestag an: der 50. Jahrestag des Beginns und der 25. des Zweiten Weltkriegs. Im Oktober des Jahres fand der Historikertag in Berlin statt, der medial stark rezipiert wurde. Ein zentrales Thema war die Fischer-Kontroverse. Diese war zwar 1963 bereits nach heftigen Debatten in den beiden Jahren zuvor wissenschaftlich wieder abgeebbt, wurde jetzt aber durch die Medien wiederbelebt, vor allem im Rundfunk und in Wochenzeitungen. Dabei ist besonders die Rolle des Spiegel herovrzuheben, der die ersten Kapitel aus Fischers Buch „Griff nach der Weltmacht“, das bereits 1961 erschienen war, 1964 nachdruckte und die Debatte in einer Vielzahl von Artikeln aufgriff (siehe z.B. die Ausgaben 11/1964 oder 43/1964; zur Fischer-Kontroverse in den Medien siehe PDF).

Bei der Diskussion über Fischers Thesen lässt sich in den 1960er Jahren eine klare Spaltung in rechte und linke Positionen feststellen. Fischer wurde vor allem von Linken verteidigt, während er von der Rechten in Presse und Wissenschaft scharf angegangen wurde. Wie schon unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg lag der Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit wiederum auf dem Kriegsbeginn und Kriegsschuldfrage, die sich zum Fixpunkt der Debatte in der deutschen Öffentlichkeit entwickelt – im Gegensatz z.B. zu Frankreich. Die unterschiedliche Aufnahme und Reaktion zu Clarks „Schlafwandler“ in diesem Jahr ist also wenig überraschend, wenn man die Vorgeschichte betrachtet.

Eine Spaltung gab es allerdings nicht nur zwischen links und rechts, sondern auch zwischen den Generationen. Massiv abgelehnt wurden Fischers Thesen durch “Frontgeneration”, die den 1. Weltkrieg als aktive Soldaten erlebt hatten, während die Nachgeborenen Fischer eher unterstützten. Diese generationelle Spaltung richtet den Blick auch auf eine weitere in diesem Zusammenhang interessante Frage, nämlich der nach Kontinuitäten in der deutschen Geschichte, wobei anzumerken ist, dass eine Kritik an der traditierten nationalen Geschichtserzählung nicht erst 1968 begann, sondern schon einige Jahre früher. Die Fischer-Kontroverse spielte dabei eine zentrale Rolle.

Bundeskanzler Erhard empfängt den französischen Präsidenten de Gaulle in Bonn, 3.7.1964

Bundeskanzler Erhard empfängt den französischen Präsidenten de Gaulle in Bonn, 3.7.1964

1964 gab es in Berlin ein großes Deutsch-Französisches Jugend-Zeltlager mit je 250 Deutschen undFranzosen über die Tage des Kriegsbeginns hinweg. Verständigung und Freundschaft im Vordergrund. Die UfA-Wochenschau berichtete darüber. Bereits am 31.7. hatte Bundeskanzler Erhard eine Rede zum 50. Jahrestags des Kriegsbeginns gehalten: Auch er betonte die Schaffung von Frieden, dass Krieg kein Mittel zur Lösung von Konflikten, sondern dies nur durch die Beseitigung von Ursachen bestehender Konflikte geschehen könne (der vollständige Redetext als PDF).

Zwar gab es in diesem Jahr auch Treffen des Bundeskanzlers Ludwig Erhard mit dem französischem Staatspräsidenten Charles de Gaulle, beide übrigens selbst Veteranen des Ersten Weltkriegs, aber keine gemeinsame Erinnerungsveranstaltung an den Ersten Weltkrieg.

In Frankreich lagen die Akzente der nationalen Erinnerung 1964 ein wenig anders als heute: Das Gedenken an den Ersten Weltkrieg hatte seinen festen, ritualisierten Platz im Jahreszyklus und so wurde neben dem Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs vor allem dem 20. Jahrestag der “Libération” 1944 gedacht. Die Gedenkfeiern wurden zentral koordiniert, der Ton war ernst und würdevoll. Speziell zum Ersten Weltkrieg gab es auf nationaler Ebene aber nur zwei größere Ereignisse: De Gaulle hielt am 2. August eine Rede, die an die Mobilmachung der Franzosen erinnerte und begab sich im September für einen Tag auf die ehemaligen Schlachtfelder an der Marne. Das Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs vier Jahre später war – gerade im Vergleich zu heute – gleichfalls wenig umfangreich.

Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg – Teil 4: jenseits von Gedenktagen und Denkmälern

Zurück zu Teil 3: Mini-Exkurs Gedenken an den Ersten Weltkrieg im Nationalsozialismus

Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg ging in den Nachkriegsjahren über Gedenktage und Denkmäler hinaus. Die Kameradschaft und Verbundenheit der Überlebenden wurden durch Veteranentreffen am Leben erhalten. Diese darf man sich nicht als rein private Veranstaltungen in Clubräumen von Gaststätten vorstellen.

Foto: Landeshauptarchiv Koblenz, SW45185 / Anton Dillmann / CC-BY-NC-SA-3.0 DE

Veteranentreffen 1930 in Ehrenbreitstein. Foto: Landeshauptarchiv Koblenz, SW45185 / Anton Dillmann / CC-BY-NC-SA-3.0 DE

Diese Veteranentreffen hatten auch einen öffentlichen Charakter und konnten mit Umzügen mit Blaskapelle und öffentlichen Ansprachen einhergehen.

Das Interesse und die Beteiligung der Bevölkerung an diesen Treffen lässt sich gut an dem Foto vom Veteranentreffen des Train-Bataillons Nr. 8 in Ehrenbreitstein nachvollziehen, das vom 17. bis 19. Mai 1930 stattfand. Links und rechts der Straße sieht man die zahlreichen Zuschauer des Ereignisses.

In vielen Familien wurde die Erinnerung an den Krieg – an die Teilnahme oder gar den Verlust eines Familienangehörigen – bewahrt und gepflegt. Welche Bedeutung die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in den Familien besaß, konnte man zuletzt an den enorm erfolgreichen Aktionstagen der Europeana sehen, die zeigten in welchem Umfang von Familien in ganz Europa bis heute Erinnerungsstücke an den Ersten Weltkrieg aufbewahrt werden.

Wer noch solche Stücke zuhause hat, können sie an den sogenannten Aktionstagen zu den Europeana-Mitarbeitern bringen und dort digitalisieren lassen, um sie anschließend wieder mit nach Hause zu nehmen. Auf diese Weise ist in den letzten Jahren ein europäisches Online-Archiv von Digitalisaten zum Ersten Weltkrieg entstanden. Hauptteil der Sammlung sind Digitalisate aus Archive, Bibliotheken und Museen. Insgesamt sind so mittlerweile über hunderttausende Digitalisate dort abrufbar.

Die familären Erinnerungsstück an den Ersten Weltkrieg haben sehr unterschiedlichen Charakter und reichen von Militaria wie z.B. Orden über Schriftdokumente wie z.B. Briefe oder Tagebüchern bis hin zu Alltagsgegenständen, die in Bezug zum Ersten Weltkrieg stehen oder aus Kriegsmaterial angefertigt wurden.

Die Bilder geben einen exemplarischen Überblick über die Vielfalt und Art familiärer Erinnerungsstücke zum Ersten Weltkrieg:

Die Sammlung der Europeana zum Ersten Weltkrieg lässt sich auch im schulischen Geschichtsunterricht nutzen. Einige Ideen zum Unterrichtseinsatz finden sich in einem Beitrag auf Open Education Europe zusammengestellt.

Weiterlesen: Teil 5 – 50 Jahre Erster Weltkrieg 1964-1968

Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Deutschland und Frankreich – Teil 3: Exkurs NS-Zeit

Zurück zu Teil 2 – Weimarer Republik

Für die Nationalsozialisten war der Erste Weltkrieg ein zentraler Bezugspunkt für Politik und Erinnerungskultur. Nicht nur im Bezug auf die Revision des Versailler Vertrags, sondern auch ideologisch rückten der Mythos des Kriegserlebnisses und die Umdeutung von Krieg und Kriegstod als Opfer für die Gemeinschaft und Bedingung für den Erfolg und das Überleben des Volkes in den Mittelpunkt.

Entsprechend veränderte sich die offizielle Erinnerung an den Ersten Weltkrieg: Bereits 1934 wurde der ,,Volkstrauertag“ in ,,Heldengedenktag“ umgewandelt, zugleich wurden die Formen des Gedenkens vereinheitlicht. Die Inszenierung des Gedenkens an die Toten des Weltkriegs erfuhr eine Bedeutungsverschiebung von Trauer- zu Siegesfeiern.

So erklärte der „Bundesführer“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Siegfried Emmo Eulen, Ende 1933, da der Gedenktag „Volkstum und Volkskraft stärkt“ dürfe er kein Tag der Trauer bleiben, sondern müsse „ein Tag der Erhebung werden, ein Tag des Aufgehens der blutigen Saat“ (Zitat) werden. Hier findet sich auch das bereits im Beitrag zur Weimarer Republik erwähnte Motiv der Wiedergeburt.

Auch das Tannenberg-Denkmal wurde zum „Reichsehrenmal“ umgebaut. Die Nationalsozialisten verklärten Kampf und Opfer. Beschworen wurde die Bereitschaft, sich selbst zu „opfern“. Durch die Opferbereitschaft sollte sich das „Volk“, die „Rasse“ auszeichnen. Für die Masse der Verluste und die militärische Sinnlosigkeit schuf man so eine neue ideologische Legitimation, die den Kampf und möglichen Opfertod als Verpflichtung darstellte und mit der Entwertung des Einzelnen einherging. Die Bereitschaft zu Kampf und Tod „für das Vaterland wurde weder als bürgerliche noch als nationale Teilhabe am Gemeinwesen, sondern als Qualität der arischen Rasse und völkische Aufgabe inszeniert.“ (Zitat)

Ein lokales Beispiel aus Koblenz, das die veränderte Formensprache und Botschaft zeigt, ist das nach 1945 teilweise demontierte Denkmal für das Infanterie-Regiment „von Goeben“ Nr. 28 auf der Festung Ehrenbreitstein. Das genaue Jahr der Errichtung des Denkmals wird unterschiedlich angegeben. Die Gestaltung spricht allerdings für die Zeit nach 1933.

Update [7.7.2014]: Vielen Dank an Frau Weiß vom Stadtarchiv Koblenz, die darauf hinwies, dass das Denkmal auf der Festung Ehrenbreitstein am 16. Juni 1935 eingeweiht wurde.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:W-1R_-_Koblenz_%280RP%29,_InfRgt_28.jpg

Historische Postkarte. PD Wikimedia Commons, o.J.

März 1945. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1970-088-28 / U.S. Signal Corps / CC-BY-SA

März 1945. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1970-088-28 / U.S. Signal Corps / CC-BY-SA

Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Deutschland und Frankreich – Teil 2

Zurück zu Teil 1: Frankreich

1.2 Deutschland

Um die Veränderungen in Deutschland nach 1918 besser zu verstehen, lohnt sich der Blick auf die Denkmäler, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 errichtet worden sind. Typisch für die Jahre nach 1871 war die Errichtungen von Säulen („Siegessäule“ z.B. in Berlin, Chemnitz und Siegburg) sowie von Denkmälern in Obeliskenform.

Die Orte, an denen die Kriegerdenkmäler nach 1871 errichtet wurden, lagen zentral in den jeweiligen Städten, z.B. auf dem Markt oder in der Nähe des Theaters. In Gestaltung mischen sich nationale Symbole mit Siegeszeichen wie Lorbeerkranz oder Statuen von Nike/Victoria. Angebracht werden Tafeln, die in der Regel nicht nur die Namen der gefallenen, sondern auch der verwundeten Soldaten aus der Gemeinde auflisten. Nicht selten dienen die Kriegerdenkmäler. zumindest in ehemals preußischen Gebieten, der Erinnerung an alle „Einigungskriege“, so dass auch die die Kriege von 1866 und teilweise von 1864 miteinbezogen werden.

Kriegerdenkmal in Höhn-Schönberg. Foto: Martin Kraft, CC-BY-SA.

Kriegerdenkmal in Höhn-Schönberg. Foto: Martin Kraft, CC-BY-SA.

Eine Fortsetzung der bisherigen Gestaltung war aus mehreren Gründen nicht möglich: Ebenso wie in Frankreich liegt ein Grund in dem massenhaft Tod von ca. 1,9 Millionen Soldaten des Deutschen Reichs. Zum Vergleich: Im Deutsch-Französischen Krieg waren auf deutscher Seite etwas weniger als 45.000 Opfer zu beklagen.

Hinzu kamen aber nach 1918 die Niederlage sowie die Auflösung des Kaiserreichs. Errichtet wurden die Kriegerdenkmäler während der Weimarer Republik, die den Krieg zwar nicht geführt hatte, mit der sich aber viele, gerade in Militärkreisen, nicht identifizierten, sondern Republik und Demokratie ablehnten oder sogar aktiv bekämpften.

Die Kriegerdenkmäler nach 1918 zeichnen sich folglich durch eine Abwesenheit nationaler Symbole aus. Sie rücken zudem aus dem Zentrum der Stadt an Plätze am Rand wie Friedhöfe, Grünanlagen oder seitlich von Kirchen. Da der Krieg mit einer Niederlage endete, fehlen auch die Siegeszeichen der alten Denkmäler und damit fehlte auch ein Teil der bisherigen Sinnstiftung. An deren Stelle treten die Abbildung militärischer Zeichen sowie christlicher Symbolik (Kreuz, Pietà oder der heilige Michael als Drachentöter, zugleich Nationalpatron und Bezwinger des „Bösen“), die nun die offenkundig notwendige, nachträgliche Sinnstiftung für den massenhaften Kriegstod leisten sollte.

Ebenso wie in Frankreich steht im Mittelpunkt der Kriegerdenkmäler die Trauer. Auf kommunaler Ebene wird an dem individualisierten Gedenken in Form von Namenslisten der toten Soldaten festgehalten. Entgegen der Entwicklung der industrialisierten Kriegsführung und der „Erfindung“ des „Grabs des unbekannten Soldaten“ stehen in lokalen Denkmäler in Deutschland wie in Frankreich der einzelne Soldat als Kämpfer im Mittelpunkt, was durch figurale Darstellung eines einzelnen Soldaten im Denkmal betont wird.

Dies gibt es meines Wissens an älteren Kriegerdenkmälern nicht und kann seinen Ausdruck sowohl in ganzfigürlichen Darstellungen wie auch in behelmten Soldatenköpfen finden. Aufgrunddessen, dass Initiative den Kommunen und einzelnen gesellschaftlichen Gruppen überlassen wurden und keine nationalen Vorbilder vorhanden waren, ist die formale Gestaltung der Kriegerdenkmäler überaus vielfältig.

Als Beispiel mögen die Kriegerdenkmäler für 1870/71 und 1914-18 aus dem kleinen Ort Kamp-Bornhofen dienen, die heute beide in Abstand von wenigen Metern dort auf der Rheinpromenade stehen:

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Weitgehend in Vergessenheit geraten scheint, dass es nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland eine eine breite pazifistische Bewegung gegeben hat, u.a. initiiert durch ehemalige Frontsoldaten im “Friedensbund der Kriegsteilnehmer”. Diese wurde bereits 1919 u.a. durch von Ossietzky und Tucholsky gegründet. An den Demonstrationen zur Erinnerung an den Kriegsbeginn, am 1. August als Antikriegstag, beteiligten sich allein in Berlin bis zu 200.000 Demonstranten. 1922 hatte die Bewegung 30.000 Mitglieder. Sie löste sich allerdings 1927 bereits wieder auf und wie vor dem Krieg war der Pazifismus in Deutschland eine marginale Bewegung.

Die Weimarer Republik war geprägt durch eine gespaltene Gesellschaft. Dies spiegelt sich auch in der Erinnerungskultur und Geschichtspolitik der Zeit wider. Das Gedenken an den Krieg und seine Opfer war ein gruppenbezogenes (z.B. Gemeinden) und milieuspezifisches Gedenken. Der Streit der politischen Gruppen verhinderte zudem lange die Errichtung eines nationalen Denkmals.

Daher erklärt sich auch die im Vergleich mit Frankreich und England relativ späte Einweihung des monumentalen Tannenberg-Denkmals 1927 sowie später 1931 in Berlin auch die Umwidmung der Neuen Wache unter den Linden.

Beisetzung Hindenburgs am 7. August 1934, Foto: Bundesarchiv, Bild 183-2006-0429-502 / CC-BY-SA

Beisetzung Hindenburgs am 7. August 1934, Foto: Bundesarchiv, Bild 183-2006-0429-502 / CC-BY-SA

Die Initiative zum Denkmalbau ging vom Bund der Veteranen der Provinz Ostpreußen. „Tannenberg“ war das einzige Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs, dass sich innerhalb der deutschen Grenzen befand. Zudem war es eine für Deutschland siegreiche Schlacht, die mit dem Mittelalter (1410 Tannenberg/Grundwald) und dem Mythos Hindenburgs verknüpft wurde. Die Grundsteinlegung erfolgte bereits 1924, die Einweihung erst drei Jahre später, da war Hindenburg bereits Reichspräsident und als Datum wurde sein 80. Geburtstag gewählt.

Die Geschichte des Tannenberg-Denkmals kann stellvertretend für einen von der Mehrheit der Gesellschaft getragenen Wandel der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg gesehen werden. Der Ausdruck von Trauer wurde zu Revanche, das Gedenken an die Opfer zur Mahnung an die (Kampf-) Bereitschaft der Lebenden verbunden. Gegen Ende der Weimarer Republik überwog der Appel an einen aggressiven Nationalismus, an den die Nationalsozialisten nahtlos anknüpfen konnten.

Diese fließenden Übergänge der Erinnerungskultur zeigen sich in der Geschichte des Volkstrauertrags als zentralem Gedenktag für die Opfer des Kriegs in Deutschland. Die des Tages war vom 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Nachdruck betrieben worden. Auch hier gehen wiederum Vorschlag und Durchführung zunächst auf eine private und nicht auf staatliche Initiative zurück.

1926 wurde durch die Reichsregierung Kundgebundgen zum Volkstrauertag beschlossen, aber kein gesetzlicher Feiertag eingeführt. Anders als heute war es der fünfte Sonntag vor Ostern. Die Tageswahl stand symbolisch in der Nähe zur Wiederauferstehung Christi. Das Gedenken wurde damit in den Zusammenhang einer erwarteten nationalen Wiederaufstehung gestellt.

Der Volkstrauertag war ebenso umstritten wie die Denkmäler auf nationaler Ebene: So gab es Unterschiede in Termin und Gestaltung der Feierlichkeiten je nach Region und Konfession. Versammlungen und Reden hatten oft stark antidemokratischen und aggressiv nationalistischen Charakter, was die Vereinnahmung durch Nationalsozialismus leicht machte.

Beitragsserie: Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Deutschland und Frankreich – Teil 1

Leicht überarbeiteter und gekürzter Vortragstext vom April in Koblenz

Wie der Titel bereits deutlich macht, geht es nicht darum, das Geschehen des Kriegs rekapitulieren, sondern einen Blick auf einige Aspekte der Erinnerung an den Krieg in Deutschland und Frankreich zu werfen. Dies geschieht in Form eines groben Überblicks in drei Schlaglichtern:

  1. unmittelbare Nachkriegszeit = 1920er Jahre, mit Ausblick auf die Veränderungen in der NS-Zeit
  2. Zweite Nachkriegszeit nach dem 2. Weltkrieg, 1950er/1960er Jahre (1964 = 50 Jahre nach Beginn)
  3. Heute = das Jahr 2014

1 Unmittelbare Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs: Denkmäler, Veteranentreffen & Alltagsgedenken

1.1. Frankreich

Angesichts des massenhaften Todes in der industrialisierten Kriegsmaschinerie des Ersten Weltkriegs mit zahllosen toten Soldaten, die nicht mehr identifizierbar waren, mussten und bisher ungekannten Anzahl von Kriegstoten (über 1,3 Millionen für Frankreich), mussten neue Formen der (nachträglichen) Legitimation des Kriegs und der Erinnerungskultur gefunden werden. Dies erfolgte mit der Erfindung des „Grabmals des unbekannten Soldaten“: zunächst in London, dann ein Jahr später in Paris das am Arc de Triomphe, das zum zweiten Jahrestag des Waffenstillstands, am 11. November 1920, eingeweiht wurde.

Provisorisches Beinhaus von Douaumont 1920-1927

Provisorisches Beinhaus von Douaumont 1920-1927

Gleichfalls 1920 wurde in Douaumont bei Verdun der Grundstein für einen neuen Bau gelegt. Dort hatte zunächst ein Provisorium bestanden. Für die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt, die in der Schlacht um Verdun gefallen sind, entstand nun eine „Knochenhalle“ (ossuaire) als Denkmal von bislang unbekannten Ausmaßen, die 1932 offiziell eingeweiht wurde. Vor dem Beinhaus befindet zusätzlich sich ein Friedhof mit 15.000 Gräbern französischer Soldaten.

In Frankreich entwickelte sich schnell neben den nationalen Erinnerungsorten auch eine lokale Erinnerungskultur an den großen Krieg. Denkmäler für Gefallene des Ersten Weltkriegs finden sich bis heute in fast jedem französischen Dorf. Anders als in Deutschland werden diese Denkmäler als Monuments aux morts (Denkmäler für die Toten) bezeichnet, während sich im Deutschen der Begriff „Kriegerdenkmal“ durchgesetzt hat, der allein auf die Kämpfer/Soldaten verweist, andere Tote allerdings begrifflich ausschließt. Eine Übersicht über die Monuments aux morts findet sich in dieser interaktiven Karte. Um sich einige Beispiele anzuschauen, bieten sich die Zusammenstellung von Fotos und Beschreibungen der Denkmäler an der Marne an.

Sollte die Organisation, Koordinierung und Freigabe der Denkmaliniativen zunächst auf nationaler Ebene geregelt werden, nahm man aufgrund der zahlreichen Anfragen schnell davon Abstand und übertrug die Aufgaben regionalen Autoritäten. So hatten einige wenige Vorgaben, wie z.B. die Inschrift „Mort(s) pour la France“ und das Anbringen von Namenstafeln für alle toten Soldaten der Gemeinde, bei allen Denkmalerrichtungen berücksichtigt zu werden, darüber hinaus waren aber unterschiedliche Gestaltungen möglich.

Schaut man sich beispielhaft die Denkmäler in der Region Champagne an, dann findet sich fast durchgehend in der Gestaltung eine Mischung aus Trauersymbolik mit Gefallenengedenken und Hinweisen auf Frankreich als Vaterland und den Sieg, der den betrauerten Tod letztlich mit Sinn erfüllt und überhöht. Als Standort wurde in der Regel ein zentraler Platz gewählt: vor dem Rathaus, vor der Kirche, der Schule oder auf dem Markplatz.

In Frankreich wurde dann der 11. November zum zentralen Gedenktag. Am Tag des Waffenstillstandes wurde an die Gefallenen des Krieges erinnert. Seit 1922 war der Tag Feiertag und hatte ein fest zeremonielles Gerüst, das aus einem Trauerzug, einer Rede des Bürgermeisters, Vorlesen der Namen der Gefallenen und anschließend Schweigeminute bestand. Anwesend waren sowohl Veteranen wie auch Schulkinder, was eine generations-übergreifende Erinnerung an die Kriegserfahrung sichern sollte.

Veränderungen erfuhren die Denkmäler und der Gedenktag durch die nachfolgenden Kriege. An vielen Kriegerdenkmälern wurden nach 1945 zusätzliche Tafeln mit den Namen der Toten der Gemeinde im Zweiten Weltkrieg angebracht. Am 11.11. wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend, besonders nach dem Tod der letzten Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs den Toten und Gefallenen aller Kriege gedacht. Seit 2011 schließt dieses Gedenken offiziell auch die französischen Opfer in Afghanistan mit ein.

Monument aux morts pacifiste d'Equeurdreville, 1932 eingeweiht, Foto: Auditus CC-BY-SA

Monument aux morts pacifiste d’Equeurdreville, Normandie, 1932 eingeweiht, Foto: Auditus CC-BY-SA.

Zwei Besonderheiten in Frankreich verdienen der Erwähnung, da es Vergleichbares meines Wissens in Deutschland aus dieser Zeit nicht gibt:

1) Einbeziehung von zivilen Elemente in das Gedenken und die Denkmalgestaltung mit trauernde Witwen und auch Darstellungen von Kindern (eine mir bekannte Ausnahme ist das „Kriegerehrenmal“ in Kröv an der Mosel von 1928)

2) Die Errichtung von Friedensmahnmalen: Diese haben im Französischen einen eigenen Namen: Monuments aux morts pacifistes und auch einen französischsprachigen Wikipedia-Artikel, der zahlreiche Friedensmahnmale aus unterschiedlichen Regionen Frankreichs jeweils mit Bildern aufführt. Typische Inschriften dieser Mahnmale sind in deutscher Übersetzung: „Krieg dem Krieg“, „Verflucht sei der Krieg“ oder „Frieden zwischen den Völkern“. Die ersten dieser Mahnungen an den Frieden stammen bereits aus den Jahren 1921 und 1922.

Mahnmale statt Denkmäler der Heldenverehrung waren mir für Deutschland bislang erst für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bekannt. Der französische Wikipedia-Artikel verweist allerdings auf ein Denkmal in Strümpfelbach bei Stuttgart, das bereits nach dem Ersten Weltkrieg mit der Inschrift „Nie wieder Krieg!“ entstanden ist. Die in der NS-Zeit entfernte Inschrift wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert.

Weiterlesen – Teil 2: Deutschland

#gd_dig Geschichtsfragen (?) in der Autovervollständigung der Google-Suche

Interessant finde ich, dass die unvollendete Schuldfrage als erstes direkt zum Ersten Weltkrieg führt; und das sowohl in der Gegenwarts- wie in der Vergangenheitsform. Interessant sind auch die Unterschiede zwischen den Ergänzungsangeboten im Präsens und in der Vergangenheit. Beides Mal landet jedoch der Erste Weltkrieg an erster Stelle.

Handelt es sich um eine längerfristige spezifisch deutsche Debatte oder um eine kurzfristige Konjunktur rund um den 100. Jahrestag und das Buch von Clarke? (siehe z.B. das Interview mit Nicolas Beaupré auf L.I.S.A.) Spiegelt sich in der Google-Ergänzung zur Frage die deutsche Lehrpläne und der darauf aufbauender Unterricht mit „historische[n] Spiegelfechterei[n]“ (Ventzke)?

Bei den weiteren Stichproben haben mich einige Themen überrascht, die ich eher für marginal gehalten hätte, die aber offensichtlich massenhaft abgefragt werden und daher als Autoversvollständigung angeboten werden. Zugleich ist es auch erschreckend zu sehen, was für simple Jahreszahlen offenkundig abgefragt werden.

Erstaunlich mag der geringe Anteil an Vervollständigungen zu Promis und anderen Kuriositäten sein. Überraschend fand ich angesichts der zugrundeliegenden Häufigkeit die Spitzenplätze von Mauerfall über Mittelalter zum Urknall. Ich hätte andere Themen vermutet. Viel Erkenntnis kann man aus den Fragen alleine allerdings nicht ziehen. Aus einer geschichtsdidaktischen Forschungsperspektive wäre es überaus spannend hingegen zu erfahren, wer tatsächlich danach sucht, was er oder sie zu finden sucht und welche Link angeklickt werden.

Wir können davon ausgehen, dass Google das alles weiß und für denjenigen schon die entsprechenden Werbeanzeigen bereit hält…

 

Google wer ist schuldGoogle wer war schuld

Google warum war Google Warum hatten

google wann war

Essay­ Wettbewerb: 1914 Europa vor dem großen Krieg

Wordcloud classroom4eu 5Europa vor dem Ersten Weltkrieg war ein engmaschig vernetzter Kontinent. Es herrschte ein reger Austausch von Wissenschaftlern und Künstlern über die Grenzen der im 19. Jahrhundert etablierten Nationalstaaten hinweg. Der Kriegsausbruch zerriss diesen Kommunikationsraum und etablierte nicht nur auf den Schlachtfeldern tiefe Gräben.

2014 jährt sich der Ausbruch des “großen Krieges” zum 100sten Mal. Heute startet der von Classroom4.eu aus diesem Anlass organisierte Essay­-Wettbewerb für europäische Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren. Schülerinnen und Schüler begeben sich in ganz Europa auf Spurensuche nach einer anderen Geschichte des Jahres 1914. Europa steuerte nicht zwangsläufig auf einen Krieg zu und die Menschen haben das Jahr anders erlebt, als die Zusammenfassungen in den Schulgeschichtsbüchern suggerieren. In Kurzessays von maximal zwei Seiten zeigen Schülerinnen und Schüler an konkreten Geschichten, wie die Menschen in Europa vor dem Krieg über die Landesgrenzen hinweg miteinander verbunden waren, ihre Ideen geteilt und voneinander gelernt haben.

Die Schülerinnen und Schüler verfassen ihr selbst recherchiertes Essay zu einem der vorgegebenen Oberthemen von Keyboard, Fossilien, Linse, Post, Porträt oder Wahlrecht. Einsendeschluss des Wettbewerbs ist der 31. Juli 2014. Weitere Informationen finden sich unter: http://classroom4.eu/ [Seite existiert nicht mehr].

Aufruf zur Mitarbeit: Unterrichtsideen zur Arbeit mit den Europeana Collections 1914-1918

Mit dem EU-geförderten Projekt Europeana Collections 1914-1918 wurden in den letzten drei Jahren über 400.000 Quellen aus dem Ersten Weltkrieg digitalisiert und öffentlich über das Portal „Europeana 1914-1918“ zugänglich gemacht. An dem EU-Projekt waren von zehn Nationalbibliotheken und weitere Partner aus acht europäischen Ländern beteiligt.

Gleichzeitig entstand unter Federführung der British Library, einer der am Projekt beteiligten Bibliotheken, eine E-Learning-Seite, auf der etwa 500 ausgewählte Quellen vorgestellt und sowohl englisch- als auch originalsprachig erläutert werden.

Begleitend werden auf der E-Learning-Website auch Unterrichtsmaterialien („Teachers’ Notes“) angeboten, bisher nur auf Englisch. Bis zum 14. März besteht die Gelegenheit, auch deutschsprachige Materialien dort einzustellen.

Gesucht werden daher Geschichtslehrer/-innen, die Interesse daran haben, anhand der auf der Webseite  vorgestellten Quellen Unterrichtsmaterialien beizusteuern oder zu entwerfen. Leider besteht keine Möglichkeit der Vergütung.

Als Ansprechpartnerin für Rückfragen steht unter den folgenden Kontaktdaten Frau Dr. Ulrike Hollender zur Verfügung:

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Fachreferentin für Romanistik
„Europeana Collections 1914-1918“
Potsdamer Str. 33
10785 Berlin

Tel.: ++49 (0)30 – 266 433 151
E-Mail

Der Erste Weltkrieg zum Remixen

Ein Gastbeitrag von mir im Medienpädagogik-Praxisblog:

100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs steht mit den Europeana Collections 1914-1918 eine einzigartige Sammlung digitalisierter Quellen für die Geschichte des Weltkriegs online. Die Digitalisate stammen aus zwei parallelen Projekten: Gemeinsam mit Archiven, Museen und Bibliotheken aus ganz Europa Quellen digitalisiert und bereitgestellt. Zeitgleich wurden Objekte aus Familienbesitz erfasst und digitalisiert. Einige Menschen reisten hunderte von Kilometern, andere warteten stundenlang, um ihre Familiengeschichte erzählen und aufzeichnen oder um ihre Familienerbstücke digitalisieren und ins europäische Online-Kulturerbe aufnehmen zu lassen.

Auf diese Weise ist eine Sammlung von mehreren Hunderttausend Digitalisaten zum Ersten Weltkrieg entstanden. Mehr als ein einzelner sichten kann. Das Sammlungsprojekt ist abgeschlossen, die Website veröffentlicht. Es stellt sich die Frage, was nun tun mit dem überwältigenden Ergebnis dieses Jahrhundertprojekts? Können die digitalisierten Quellen für medienpädagogische Geschichtsprojekte genutzt werden? Und wenn ja, wie?

Den ganzen Beitrag lesen.