Während es lange Zeit nur wenig bis keine Informationen zum mBook-Projekt gab (siehe auch 2 Jahre später hier), kann man mittlerweile einen Einblick in das digitale Geschichtsbuch erhalten.
Im Zug des Modellversuchs an 41 Schulen in NRW hat das „Institut für digitales Lernen“, das als „akademisches Spin-off“, also als ein aus der Universität ausgelagertes Unternehmen (genauer: einer GbR), funktioniert, grundlegende Informationen zum Konzept online gestellt.
[Korrektur: Auf Hinweis von Florian Sochatzy möchte ich hier klarstellen, dass die Evaluation des Unterrichtseinsatzes nicht durch das Institut selbst durchgeführt wird, sondern unabhängig durch andere Institutionen. Ich hatte die Formulierung „Zugehörige Projekte sind […] in Zusammenarbeit mit dem Institut für digitales Lernen, einem wissenschaftlichen spin-off der Professur, die wissenschaftliche Begleitung der Einführung dieses digitalen Lernmittels in Realsituationen“ falsch interpretiert und bitte den Fehler zu entschuldigen.]
Seit Ende September steht ein eigener Image-Film des Instituts auf Youtube zur Verfügung:
Außerdem hat es das mBook in die Wikipedia geschafft und dort einen eigenen Eintrag (mBook-Projekt), der aber sprachlich vor allem durch die unkritische Übernahme der Begriffe der mBook-Macher auffällt. Kritische Anmerkungen z.B. über Verlinkung zu einem Beitrag hier im Blog wurden mittlerweile dort entfernt (siehe auch die Diskussionsseite zum Beitrag). Hauptautor des Wikipedia-Artikels ist unter dem Benutzernamen „Wikiautor1410“ übrigens Florian Sochatzy, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Theorie und Didaktik der Geschichte der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Für den Modellversuch in NRW wurde (endlich!) ein Teilkapitel zur öffentlichen Ansicht freigegeben. Wer sich also selbst ein Bild von mBook machen möchte, findet Zugangsdaten zu einer im Funktionsumfang reduzierten Testversion zum Thema „Erster Weltkrieg“ auf den Seiten der Medienberatung NRW.
Spontan ins Auge gesprungen sind mir u.a. die nicht an einen Bildschirm angepassten Textseiten, die langes Scrollen notwendig machen, die vielfach mangelnde historische Einordnung von Bildquellen (Autor, Jahr etc.), fehlende kollaborative Elemente sowie die offensichtlich weiterhin unvermeidliche (?) Verwendung von W-Fragen.
Sowohl aus einer Schule in NRW wie auch aus Ostbelgien finden sich auf Youtube zwei kurze Filme aus Schulsicht zum mBook. Spannend ist die unterschiedliche Bewertung des Buchs. Zudem fallen in dem Video des Rivius-Gymnasiums die zum Teil suggestiven Fragen sowie das vom Bildschirm Ablesen der vorbereiteten Antworten durch die Schülerinnen und Schüler auf.
Als Teilnehmerin des Pilotprojekts kann ich die o.g. Kritikpunkte des Textes und Videos teilweise nachvollziehen bzw. es waren Dinge, die wir schon in der Testung angesprochen haben (viel Scrollen, Bildnachweise unzureichend, Operatoren nicht in Fragestellungen verwendet u.ä.). Teilweise wurde in der Version, mit der im Unterricht gearbeitet wurde, bereits nachgearbeitet. Für mich überwiegen trotz der genannten „Bugs in Beta“ die Vorteile; neben der Kompetenzorientierung, die aber auch andere neuere Schulbücher berücksichtigen, ist das die Multimedialität des Materials; die eingebundenen Audios, Videos, dynamischen Karten und animierten Schaubilder bewerte ich positiv, ebenso stimmig ist die durchgängige Bewusstmachung des Konstruktcharakters von Geschichte. Das heißt nicht, dass das Narrativ fehlt bzw. die Schüler anhand von Quellen allein rekonstruieren, aber das Narrativ wird als solches bewusst gemacht. Darüber hinaus ermöglicht die Umgebung es mBooks über ein Single Sign-on wesentlich mehr als nur die Nutzung des mBooks: über Kalender, Mailprogramm und eine recht intelligente Dokumentenverwaltung wird kollaboratives Arbeiten möglich, auch wenn das mBook selbst in seinen Aufgabenstellungen keine Anregungen dazu gibt. Im Vergleich zu dem, was die Schulbuchverlage derzeit als digitale Version ihres Schulbuchs auf den Markt werfen (ein pdf mit erweiterten Funktionalitäten, dessen Innovationspotential vor allem darin liegt, nicht mehr 400g Schulbuch herumtragen zu müssen), bietet das mBook einen Mehrwert.
Ich habe bei der Fako für die Teilnahme am Pilotprojekt gestimmt, nicht so sehr, weil ich mir durch die Arbeit damit eine Kopernikanische Wende des Geschichtsunterrichts verspreche (das mBook als solches ist nur Medium, und wenn ich mit einem Kapitel unzufrieden bin, ersetze ich es, wie gehabt, durch anderes Material), für mich war die katalysatorische Wirkung des Projekts im digitalen Evolutionsprozess von Schule mindestens ebenso wichtig wie das mBook selbst: die Pilotklassen arbeiten nach dem BYOD-Prinzip, in den betreffenden Räumen ist ein geschütztes WLAN verfügbar, die übrigen Fächer können auf die Hardware und Infrastruktur zurückgreifen; d.h. auch: Schüler und Lehrer nehmen Tablets zunehmend als Lehr- und Lerninstrument und nicht mehr medienkritisch als Gadget wahr.
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Seit wir mit dem mBook arbeiten, haben sich einige Dinge im Geschichtsunterricht grundlegend verändert. Die SchülerInnen sind deutlich motivierter, das Fach Geschichte hat für viele eine ganz andere Bedeutung. Sie fordern nun regelmäßig selbständiges Arbeiten zu historischen Fragen geradezu ein. Dank der Material- und Medienvielfalt im mBook entstehen unterschiedliche, multiperspektivische Zugangsmöglichkeiten mit denen ich auf diese Wünsche ohne große eigene Materialvorbereitung auch spontan eingehen kann. Ich kann dadurch auch differenzierter mit den SchülerInnen arbeiten. Kleinigkeiten wie W-Fragen, die ich übrigens an einigen Stellen gar nicht falsch finde, sind im Vergleich dazu wirklich vernachlässigbar.
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Vielen Dank für die Kommentare mit der Innenansicht aus dem Projekt im Schuleinsatz. Das ist deshalb so hilfreich, weil sonst wenig über das Projekt zu lesen ist außer den einschlägigen Veröffentlichungen des Projektteams selbst. Bei der positiven Einschätzung der Nutzung des mBooks durch die Schülerinnen und Schüler stellt sich mir die Frage, inwieweit es sich hierbei um einen „Neuigkeitseffekt“ handeln könnte, zumal ja auch eigene Geräte genutzt, die Arbeit mit digitalen Büchern und Geräten vermutlich eine Ausnahme an der Schule ist und sich die Lernenden eventuell auch des besonderen Status als Projektschule / – klasse bewusst sind, was zudem zu einer anfänglich besonders hohen Motivation beitragen kann. Aus Belgien, wo das mBook schon länger im Einsatz ist, gibt es meines Wissens bislang keine ähnlichen Berichte. Das oben eingebettete Video bildet eine Ausnahme und die dort deutlich formulierte Kritik ist meines Erachtens auch ernst zu nehmen und zu diskutieren.
Da mir als Außenstehendem nur das Beispielkapitel zum Ersten Weltkrieg einsehbar ist, kann der Eindruck nur ein begrenzter sein, zumal er sich nicht auf eigenen Unterrichtseinsatz bezieht. Da ist es allerdings so, dass das mBook (soweit ich das gelesen habe) bewusst auf zahlreiche Möglichkeiten des Digitalen (Verlinkungen, multimediale digitale Lernprodukte etc.) verzichtet und ein vergleichsweise tradiitonell gestricktes Buch in digital vorlegt, das nur vereinzelt besonders durch die Autorenvideos sowie andere eingebettete audiovisuelle Materialien tatsächlich Vorteile des Digitalen nutzt, ansonsten aber, was den Innovationscharakter angeht auf den ersten Blick hinter Angeboten der Schulbuchverlage wie https://www.meinunterricht.de/ oder https://www.scook.de/ bleibt.
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Haben Sie sich das vorliegende Kapitel zum Ersten Weltkrieg tatsächlich angesehen? Die thematische Aufbereitung sowie die mediale Umsetzung sind doch kaum als traditionell zu bezeichnen? Auf ihren Hinweis hin habe ich die 12 Unterkapitel des Ersten Weltkriegs kurz durchgeblättert und habe 6 Videos, 9 Audios, 5 interaktive Elemente, mindestens 9 links auf externe Angebote, zahllose Bildergalerien und extrem viele multiperspektivische Quellen und Darstellungen gefunden. Die meisten Themen haben zudem einen Gegenwartsbezug und somit auch eine Relevanz.
Auf ihren Hinweis hin habe ich mir darauf hin auch meinunterricht.de angesehen. Meiner Meinung nach ein sinnloses Sammelsurium unterschiedlichster Dinge von unterschiedlichster Qualität. Wenn man dringend einen Lückentext sucht, der Daten und Fakten abfragt, um damit den sinnfreisten aller Unterrichte durchzuführen, dann ist man dort genau richtig. Beim mBook handelt es sich um eine sehr dichte und vielschichtige Abdeckung des Lehrplans und nicht um eine wirre Mischung konventionellen Materials. Der Hinweis, dass gerade diese Plattform innovativer sei, erschließt sich mir wirklich nicht.
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Hat der Kollege Hoffmann vielleicht erkennen können, dass das Projekt mBook und meinunterricht.de eventuell unterschiedliche Ansätze verfolgen?
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Durchgezählt habe ich in der Tat nicht. Links hatte ich zunächst nur als Angabe unter den in der Regel aus der Wikimedia übernommenen Bildquellen gesehen. In den konzeptionellen Überlegungen zum Buch heißt es: „Eine Vernetzung durch Hyperlinks unterbleibt, damit insbesondere Lehrkräfte, aber auch Lernende durch das neue Medium nicht überfordert werden.“ (2014, S. 74) In einer Zeit, in der Lehrkräfte wie Lernende seit Jahren die Wikipedia als selbstverständliches Nachschlagewerk nutzen, eine meines Erachtens eher ungewöhnliche Argumentation. Allerdings finden sich in den Verfassertexten sowohl per Mouseover Worterklärungen wie auch Verlinkungen zu Bildgalerien, die durch ein zusätzliches Symbol gekennzeichnet sind. Darüber hinaus finden sich auch Links zu Videos auf Youtube.
Soweit ich das gesehen habe, führen alle Videolinks zu einem anonymen, werbefinanzierten Youtube-Kanal (siehe auch Bild).
Da sich die Werbung im Video bei Youtube auch ausstellen lässt, stellt sich die Frage, warum aus einem Schulbuch auf solche Seiten verlinkt wird und nicht auf andere, werbefreie. Schulbuchverlage lösen das mit dem Verlinken und Hosten von Videos u.a. aus diesem Grund anders.
Darüber hinaus scheinen mir die im Kanal angebotenen Videos bzw. Filmauszüge noch aus einem anderen Grund bemerkenswert. Ich bin kein Experte für Urheberrechtsfragen, aber soweit ich das Thema durchdrungen habe, dürften das Hochladen und das Angebot zumindest einiger der Videos dort nach aktuellem Urheberrecht nicht rechtmäßig sein.
Das Anschauen im Stream durch die Lernenden ist meines Wissens hingegen unproblematisch. Dennoch stellt sich ebenso wie bei der Werbung die Frage, ob man aus einem Schulbuch direkt darauf verlinken will und wie man darüber hinaus ggf. sicherstellt, dass die Inhalte dauerhaft verfügbar sind. Es ließe sich darüber hinaus auch fragen, wer den Kanal überhaupt betreibt und die Videos bereitstellt. Der korrekte Umgang mit Urheberrecht und Lizenzen sollte für solche digitalen Angebote eine Selbstverständlichkeit sein und meines Erachtens auch Teil des Lernprozesses der Schülerinnen und Schüler.
Was den Innovationscharakter angeht: Als Lehrer bin ich gewohnt, mir ergänzend zum Schulbuch entsprechende multimediale Materialien für die jeweilige Lerngruppe zusammenzustellen. Die Schulbuchverlage bieten immer schon ergänzende Materialien an, bereits seit einigen Jahren auch Videos oder interaktive Elemente. Was ich an „interaktiven“ Elementen im mBook gesehen haben, entspricht dem, was von Schulbuchverlagen schon vor einigen Jahren unter dem Schlagwort „interaktiv“ angeboten wurde: Kartenoverlays und Textinformationen auf Grafiken, die per Klick abrufbar sind. Solche Angebote werden seit Jahren als „interaktive Tafelbilder“ angeboten und haben mit dazu beigetragen, den Begriff „interaktiv“ in Lehrerkreisen zu diskreditieren. (siehe auch dazu: Thomas Spahn, Interaktive Whiteboards, in: Geschichte lernen 159/160 (2014), S. 14-19)
Das Zusammenführen dieser verschiedenen Elemente ist ein guter Service, der durch das mBook geleistet wird, innovativ ist das in meinen Augen nicht. Die im obigen Kommentar genannten Angebote der Schulbuchverlage haben hingegen durchaus Innovationspotential, nicht nur weil sie Materialien von verschiedenen Anbieter zusammenführen, sondern vor allem weil hier den Lehrkräften, z.T. auch den Lernenden, die Möglichkeit gegeben wird, die vorhandenen Materialien an die jeweilige Lerngruppe, ggf. sogar individuell neu zusammenzusetzen, zu verändern, anzupassen und zu ergänzen. Das mBook ist hingegen vollkommen geschlossen. Es bietet Auswahl, aber keine Veränderungsmöglichkeiten und, soweit ich gesehen habe, keine digitalen multimedialen Lernprodukte, die durch die Lernenden erstellt werden. Es kann nichts gestaltet oder mit anderen geteilt werden, sondern ist von der Konzeption her absichtlich (siehe u.a. den oben verlinkten Beitrag) eben doch weitgehend traditionell an den bisherigen Schulbüchern orientiert – mit dem Unterschied, dass das, was bisher als Zusatzmaterialien von den Verlagen angeboten wurde, direkt ins das digitale Buch integriert ist. Damit bleibt es hinter den Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, deutlich zurück. Wie geschrieben: hilfreiche Serviceleistung, aber kaum Innovation.
Positive Effekte des mBook-Einsatzes kann ich mir nichtsdestotrotz gut vorstellen. Vor allem die oben von Frau Kreis beschriebenen Nebeneffekte, der Einrichtung einer entsprechenden Infrastruktur, der Nutzung mobiler Geräte (als BYOD oder wie in Belgien durch eine Anschaffungsinitiative wie auch in NRW durch die Schulträger) und damit die Förderung der Auseinandersetzung mit den neuen Möglichkeiten sind hier zu nennen. Das mBook bietet natürlich auch innovative Ansätze. Hier würde ich vor allem die Videos mit den Statements der Autoren und die Idee der „Konstruktionstransparenz“ hervorheben, was mir vom Ansatz her gut gefällt, in der Umsetzung aber nicht immer so gelungen scheint.
Schaut man sich z.B. den Vorspann zu Kapitel „8.1. Triebkräfte imperialistischer Expansion“ an, so steht dort:
„Warum eroberten die Europäer die Welt? Warum konnten sie das überhaupt und hat ihnen das jemand erlaubt? Ging es nur um Geld? Oder auch um Ansehen und Macht? In den folgenden beiden Kapiteln werde ich versuchen, anschauliche Beispiele für die Beantwortung dieser Fragen zu finden. Was mich dabei auch antreibt ist die Frage, ob es den Imperialismus bis heute gibt. Was denkst du?“
Genau solche Fragestellungen finden sich heute in allen mir bekannten gängigen Schulgeschichtsbüchern. Man findet sie auf den Auftaktdoppelseiten, in der Regel dort, anders als im mBook, noch angereichert mit Abbildungen. Alternativ könnte man sich ja durchaus auch vorstellen, dass nicht die Autoren die Fragen vorgeben, sondern die Lernenden selbst ihre Fragen an das Thema formulieren. Ich denke, das wäre dann auch im Sinne der Förderung historischer Fragekompetenz.
In Kapitel „8.3 Im Frieden versteckt sich der Krieg?“ heißt es dann:
„Stell dir vor, es ist Sommer, du hast Ferien und bist mit deiner Familie ans Meer gefahren. Du räkelst dich am Strand, schwimmst im Meer, spielst ein bisschen Fußball. Und dann plötzlich, zieht ein Gewitter auf! In wenigen Minuten stehen dunkle Wolken am Himmel. Ein Sturm fegt über den Strand und die Menschen stürzen davon. Hinterher wunderst du dich vielleicht, wie schnell und unerwartet alles passiert ist.
Ich glaube, dass man sich die Zeit vor Beginn des Ersten Weltkriegs ähnlich vorstellen kann. Viele Menschen in den europäischen Staaten erwarteten im Frühsommer 1914 keinen großen Krieg. Ich möchte danach forschen, welche Anzeichen sich im Frieden für einen kommenden Krieg finden lassen. Vielleicht kann sich ja das wiederholen, was den Menschen 1914 passiert ist?“
Das ist ein schöner atmosphärischer Einstieg, der an die Lebenswelt und Erfahrungen der Lernenden anknüpft und einen Gegenwartsbezug herstellt. In Bezug auf die angestrebte „Konstruktionstransparenz“ dürfte der Vorspann den Lernenden jedoch kaum weiterhelfen, weil die vielfachen Auswahlentscheidungen auch nicht ansatzweise nachvollziehbar sind. Schade bei der Formulierung finde ich zudem, dass der Autor hier „forscht“, nicht die Lernenden.
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Ich denke, es kommt darauf an, mit welchen Erwartungen man an das mBook herantritt. Wenn es „nur“ das bisherige Schulbuch ablösen soll, bietet es einige Vorteile, die nicht nur darin liegen, dass Audios und Videos eingebunden sind, sondern auch im Single-Sign-On, der Möglichkeit, den Schülern über die Plattform differenzierendes Zusatzmaterial zukommen zu lassen u.ä.
Ich gebe Daniel Bernsen völlig recht darin, dass wieder einmal der Schulbuchautor die Fragen stellt und nicht die Schülerinnen und Schüler. Auch hier zeigt sich eine Parallele zu Schulgeschichtsbüchern. Andererseits fällt es SuS insbesondere bei Themen, die ihren Erfahrungshorizont überschreiten, manchmal schwer, eine tragfähige Forschungsfrage zu formulieren. Ich fände es wünschenswert, diese Fragekompetenz zu schulen, egal mit welchem Medium. Das geschieht leider nicht (im Gegensatz zu manchen neueren Schulgeschichtsbüchern, die dezidiert dazu auffordern, im Rahmen von Portfolioarbeit u.ä. selbst gestellte Fragen über einen längeren Zeitraum zu bearbeiten).
Das Konzept von meinunterricht.de und scook.de setzt einen Lehrer voraus, der eigenständig digital recherchiert, Material findet, aufbereitet und zu einer Reihe zusammenstellt. Ohne Kollegenschelte betreiben zu wollen: wie viele Kollegen tun bzw. schaffen das? Gerade in Geschichte als Nebenfach hangeln sich viele am Schulbuch und seiner Gliederung entlang; angesichts der technischen Ausstattung vieler Schulen scheitert schon die Dekonstruktion von Knopp-Dokus am fehlenden TV-Gerät oder Beamerwagen.
Insofern denke ich, dass momentan noch beide Wege ihre Berechtigung haben: sowohl das digital aufbereitete und dennoch relativ „geschlossene“ Schulbuch (ich wünsche mir, dass an dessen Öffnung gearbeitet wird) als auch das durch digitale (Verlags-)Medien vom Lehrer eigenständig ergänzte Print-Schulbuch.
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Lieber Herr Hoffmann,
ganz unabhängig von der Diskussion um das mBook möchte ich gern auf Ihre Bewertung von meinUnterricht.de eingehen. Ich bin Geschäftsführer der K.lab educmedia GmbH, wir entwickeln und betreiben meinUnterricht.de.
Sie schreiben: „Auf ihren Hinweis hin habe ich mir darauf hin auch meinunterricht.de angesehen. Meiner Meinung nach ein sinnloses Sammelsurium unterschiedlichster Dinge von unterschiedlichster Qualität. Wenn man dringend einen Lückentext sucht, der Daten und Fakten abfragt, um damit den sinnfreisten aller Unterrichte durchzuführen, dann ist man dort genau richtig.“
Zugegeben, wir bemühen uns eine breite Auswahl verschiedener ergänzender Materialien von unterschiedlichen Fachverlagen wie auch Institutionen anzubieten. Für das Fach Geschichte und auch für viele andere Fächer. Es handelt sich also tatsächlich um ein Sammelsurium. Die Qualität der bei meinUnterricht.de eingestellten Materialien ist einwandfrei. Beinahe jedes Material ist bereits in Printform erschienen und wurde durch profesionelle Redaktionen erstellt. Selbstverständlich kann über die Passgenauigkeit für eine spezifische Unterrichtssituation gestritten werden, die Qualität ist vorhanden.
Ich halte es für eine gewagte These, dass der Einsatz von ergänzendem Unterrichtsmaterial zum „unnfreisten aller Unterrichte“ führt. Wir sind nicht angetreten um ein spezifisches Unterrichtskonzept zu fördern – unser Anspruch ist es Lehrerinnen und Lehrer täglich bei der Unterrichtsvorbereitung zu unterstützen. In erster Linie tun wir dies, in dem wir eine große Anzahl von Unterrichtsmaterialien verschiedener Fachverlage legal online zugänglich und schnell durchsuchbar machen. Dazu ergänzen wir peu-a-peu weitere Funktionen, um diese Inhalte in Kontext zu setzen, die Ordnung zu erleichtern und die Erstellung individueller Materialien leicht zu ermöglichen.
Technisch basiert unsere Plattform auf den neuesten Web-Standards, die das Abspielen von Bewegtbild, multimedialien Elementen und auch die Kolloboration verschiedener Schüler ermöglichen. Das sind Szenarien, die wir uns für die Zukunft vorstellen können. Derzeit haben jedoch nur sehr wenige Lehrkräfte in Deutschland die Möglichkeit auf eine 1:1-Abdeckung mit Tablets im Klassenraum zurückgreifen zu können; 100% können jedoch ergänzende Materialien einsetzen. Daher war das unser erster Schritt.
Wir werden weiter arbeiten und ich hoffe, dass wir Sie vielleicht in Zukunft von der Sinnhaftigkeit eines Angebotes wie meinUnterricht.de überzeugen können.
Mit besten Grüßen
Benjamin Wüstenhagen
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