Bevor das Blog in die Weihnachts- und Winterpause geht noch eine, wie ich finde, sehr interessante Nachricht. Die Geschichtsdidaktik der Universität Eichstätt erarbeitet zur Zeit eine digitales multimediales Schulgeschichtsbuch für die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens für Tablets. Die Informationen auf der Internetseite der Eichstätter Geschichtsdidaktik sind allerdings sehr knapp gehalten.
Etwas mehr Informationen, vor allem für den Rahmen der Kooperation finden sich auf den Seiten der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. So gibt es einen offiziellen Regierungsbeschluss von Ende Juni 2011 der regionalen Gemeinschaft, der die Uni Eichstätt offiziell mit dem Vorhaben betraut. Die Zusammenarbeit erfolgt im Rahmen eines von der EU geförderten multilateralen Comenius-Projekts.
Neben der Forschung und Erstellung des digitalen Schulbuch werden die Mitarbeiter aus Eichstätt dann auch die Geschichtslehrkräfte im Umgang mit dem neuen Medium schulen. Über den Bildungsserver soll das Buch allen Lehrkräften zur Verfügung gestellt werden. Noch finden sich dazu keine Informationen, aber würde es sich in diesem Entstehungszusammenhang nicht anbieten, dass (vermutlich erste deutschsprachige) digitale Geschichtsbuch dann gleich auch als Open Educational Resource unter CC-Lizenz allgemein zur Verfügung zu stellen?
Begleitet wird die Einführung des Buchs durch ein Pilotprojekt, bei dem fünf Klassen mit iPads oder anderen Tablets ausgestattet werden sollen. Der zeitliche Rahmen des Projekts inklusive erster Anpassungen und Optimierungen geht bis zum Schuljahr 2014/15.
Ein Datum für die erste Version des „mBooks“ habe ich nicht gefunden, aber entsprechend der Planung müsste dieses bis spätestens 2013 stehen, um es im Schuljahr 2013/14 testen und im Folgejahr ggf. Verbesserung noch im Unterricht ausprobieren und evaluieren zu können.
Ein sehr spannendes Projekt, das sich lohnt weiterzuverfolgen. Habe ich das verpasst oder ist der Eindruck richtig, dass das Vorhaben bisher wenig in die Öffentlichkeit getragen wurde? Auf den Seiten der KU Eichstätt ist bislang auch nicht nachvollziehbar, wer an diesem Projekt arbeiten wird.
Wer sich fragt, warum gerade die KU Eichstätt ein Projekt im östlichen Belgien betraut: Zumindest geografisch naheliegend ist das nicht und es werden bei dem Projektaufbau auch hohe Reisekosten entstehen, aber wenn ich die Regierungsmitteilung der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens richtig verstehe, hat die KU Eichstätt den Projektantrag bei der EU koordiniert und arbeitet mit insgesamt 10 europäischen Partnern; welche das sind, wird allerdings nicht klar sind.
Etwas bedenklich stimmt mich folgende Passage der kurzen Mitteilung:
Zudem ist ein Meilenstein in der Unterrichtsforschung in greifbarer Nähe, da sich die Benutzung der multimedialen Schulbücher durch Schüler und Lehrer genau nachverfolgen lässt. Die Interpretation dieser Daten verspricht tiefe Einblicke in Nutzerverhalten und Kompetenzausprägungen.
Die Möglichkeiten der Digitalisierung scheinen auch bei Wissenschaftlern Begehrlichkeiten zu wecken, die zumindest auf den ersten Blick datenschutzrechtlich bedenklich scheinen… aber vermutlich ist dies gar nicht so gemeint, wie es hier in der Kürze der Mitteilung verstanden werden könnte.
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