Es war einmal der Mensch…

Die Serie habe ich als Kind geliebt… interessant das jetzt nochmal anzuschauen, welche historischen Inhalte hier wie vermittelt werden.

Aus einer Diskussion mit @BGrafenstein auf Twitter hat sich ergeben, dass wir die Idee, dass die gleichen Figuren durch verschiedene Zeiten führen, eigentlich ganz gelungen finden. Fand ich persönlich als Kind auch toll. In Schulbüchern auch noch für die Mittelstufe, zumindest in den Fremdsprachen, gibt es fiktive Charaktere, die durch die Inhalte der Bücher führen. Es ist also nicht nur eine Frage des Alters, wenn das Konzept auch in der Grundschule natürlich viel verbreiteter ist. Aber warum gibt es das nicht für Geschichte? Oder kennt jemand ein entsprechendes Beispiel?

Spontan fallen mir mehrere Vorteile ein, die Einführung solcher Charaktere in Schulgeschichtsbüchern mit sich bringen könnte:

– Orientierungshilfe, „roter Faden“ für Schülerinnen und Schüler

– kindgerechte Darstellung

– Identifikationsangebot(e), Empathiefähigkeit (letztlich gilt hier vieles, was in den letzten Jahren zum Einsatz von Kinder- und Jugendbüchern im Geschichtsunterricht geschrieben wurde)

– damit einhergehend stärkere Berücksichtigung durch Integration von Kindheits- und Alltagsgeschichte

– wie in der TV-Serie auch über die fiktiven Charaktere Einbindung humorvoller Elemente (Schulgeschichtsbücher sind ansonsten gleichbedeutend mit der Abwesenheit von Humor), was die Darstellung auflockern und Kinder motivieren kann.

Fällt jemanden noch etwas ein?

2 Gedanken zu „Es war einmal der Mensch…

  1. Ein wirklich toller Beitrag! Ich habe als Kind auch immer sehr für die Serie geschwärmt und vor kurzem erst wieder einige Episoden angesehen.

    Ich halte die Idee, Schulbücher nach einem ähnlichen Prinzip aufzubauen, ebenfalls für sehr spannend. Ich meine auch, mich aus meinem Lateinunterricht daran zu erinnern, dass „Marcus“ und „Julia“ dort auch zumindest durch einen Teil der römischen Geschichte geführt haben.

    Sicherlich gilt, wie schon im Beitrag vermerkt wurde, vieles aus dem Bereich der historischen Jugendbücher. Vielleicht würde ich persönlich sogar die Chance zur Multiperspektivität als den größten Vorteil sehen – immerhin könnte man die fiktiven Figuren in viele verschiedene Perspektiven schlüpfen lassen und auf diese Weise auch sonst „stumme“ Gruppen einbeziehen. Der Zugang hierzu wäre über solche Figuren sicher leichter, als nur über Quellenmaterial (an dem man die Perspektiven ja immer noch auf ihre Repräsentativität für bestimmte Gruppen überprüfen könnte, oder andersherum: die fiktiven Charaktere kommentieren die Quellen oder fassen die zu ihnen passenden Standpunkte am Ende eines Kapitels zusammen und konstruieren so eine Gesamtperspektive einer Gruppe/Schicht).
    Außerdem könnten die fiktiven Charaktere auch Unterschiede zu anderen Epochen, in denen sie sich schon getummelt haben, benennen oder erklären und so ein vertieftes Verständnis für die charakteristischen Bedingungen einer bestimmten Zeit anbahnen.

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  2. Danke für den anregenden Kommentar. Allein die Tatsache, dass Sie sich heute, wie viele andere auch, noch an Marcus und Julia bzw. an die Figuren ihrer ersten Englisch- oder Französisch-Bücher erinnern, spricht gleichfalls für ein solches Vorgehen. Uns war als Kindern klar, dass das keine echten Römer waren und trotzdem haben wir durch sie viel über das alte Rom/England/Frankreich gelernt.

    Auch in den anderen Punkte kann ich voll zustimmen. Gerade der Einblick in die die „stummen“ Gruppen der Geschichte scheint mir wichtig.

    Ich habe gerade noch einmal in meinem Regal geschaut, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass das noch nicht ausprobiert wurde, obwohl viele Schulgeschichtsbücher meines Erachtens zu wenig geschichtsdidaktisch und zu stark gerade in den jüngeren Klassen von der Geschichtswissenschaft her gedacht und konzipiert sind, aber in der Tat: Die Reihe der Arbeitshefte TOP Geschichte von Westermann führt mit Scribe/Scriptor so eine jugendliche Begleitfigur ein, allerdings nicht als durchgehendes Konzept, sondern an einzelnen Stellen im Heft.

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